Ein gescheiterter Geschäftsmann und ehemaliger Realitystar, der reichste Mann der Welt und ein Hillbilly treffen sich im Weißen Haus – was nach dem Beginn eines mäßig lustigen Witzes klingt, ist ein Fakt – also eine objektive, unumstößliche Tatsache oder ein tatsächlich bestehender Umstand, der der Realität entspricht und überprüfbar ist. Im Gegensatz zu Meinungen sind Fakten unabhängig von subjektiven Interpretationen und können durch Beweise bestätigt werden. Dass diese drei Figuren im Weißen Haus als US-Präsident, sein Vize sowie DOGE-Trottel sitzen und im disruptiven Wahn nicht nur den amerikanischen Staat zerschlagen, sondern die westliche Weltordnung gleich mit, liegt auch daran, dass Fakten immer weniger zählen.
Meinungen zählen dafür umso mehr – selbst wenn sie nicht auf Fakten basieren. „Das ist aber meine Meinung!“, ist ein Satz, den man oft von Menschen hört oder liest, die auch gerne von „gefühlten Wahrheiten“ und „alternativen Fakten“ sprechen. Beides existiert jedoch nicht. Ein Gefühl ist keine Wahrheit, ein Fakt ist nicht alternativ. Du kannst noch so fest daran glauben, aber die Erde wird dennoch nie eine Scheibe sein.
Es zeigt sich immer wieder: Wer wenig Wissen hat, ist überzeugt, besonders viel davon zu besitzen. Und das wird lautstark hinaus posaunt. Jeder kennt mindestens einen dieser Dunning-Kruger-Effekt-Bestätiger im Internet, der von sich behauptet allwissend zu sein und deshalb immer recht hat – selbst wenn die Fakten das Gegenteil belegen. Die Alternative für Doofe beweist: Wer das nur konsequent genug durchzieht, kann es bis zur aktuell zweitstärksten deutschen Partei schaffen.
Diese Überzeugung, dass die eigene Meinung korrekter als die Fakten sind, kann tödlich enden, wie das Beispiel der Impfleugner immer wieder zeigt. „Er hat immer an seine Meinung geglaubt”, könnte auf ihren Grabsteinen stehen. Denn das ist es letztlich, was sie tun: Sie wissen nicht, sie glauben. Das zeigt sich an dem religiösen Eifer, mit dem „Meinungsfreiheit!11!“ gebrüllt und alle beschimpft und beleidigt werden, die der Meinung mit Fakten widersprechen.
Ihre Scheinheiligkeit bemerken sie dabei nicht, weshalb Meinungsfreiheit für sie immer eine Einbahnstraße bleiben wird. Dafür bestimmt jetzt der Besitzer der Tageszeitung, die bis vor kurzem noch die Demokratie vor der Dunkelheit bewahren wollte, zum Schutze der Meinungsfreiheit, welche Meinungen seine Angestellten auf den Kommentarseiten vertreten dürfen und welche nicht.
Wir leben in immer verrückter werdenden Zeiten. Und so lange jede noch so dumme Meinung ernst genommen wird, wird es nicht besser werden. Der Frühling kommt, die dunklen Tage ziehen weiter übers Land.