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Geschäft des Monats: Glückskinder, Goldgasse 5

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Von Anja Baumgart-Pietsch. Fotos Michael Zellmer.

„Er habe noch nie jemanden beraten, der so wenig Ahnung hatte, sagte er“, lacht Andrea Weser bei der Erinnerung an den Berater, der ihre Entscheidung zur Geschäftsgründung begleitet hat. „Aber auch noch nie jemanden mit so viel Motivation!“ Der Erfolg gibt ihr Recht. Sechs Jahre nach der Gründung ist der „Glückskinder“-Laden in der Goldgasse ein beliebter Treffpunkt für junge Eltern und alle, die schöne Sachen für Kinder mögen. Aber nicht nur schön, sondern auch ökologisch produziert ist die Kindermode, von Herstellern aus Europa, meist sogar aus Deutschland.

Die kleinen Hosen, Jacken, Wäschestücke und Spielzeuge für Babys und Vorschulkinder sind nur aus Naturfasern hergestellt: Wolle, Baumwolle, Seide, Walkstoffe. Die „Glückskinder“ machen auch die Inhaberin glücklich. Wie so oft, ist auch dies die Geschichte eines geglückten Umstiegs. Andrea Weser arbeitete als Verlagsassistentin in Frankfurt und fragte sich immer mehr, was sie da eigentlich tut. Die Atmosphäre im Büro gefiel ihr nicht. „Ich wollte etwas bewegen. Das ging nur, indem ich etwas Eigenes anfange“, wurde ihr klar. Mit Umstiegen hat sie Erfahrung, ihre ursprüngliche Ausbildung ist Zahnarzthelferin. Als solche hat sie jahrelang in Italien gearbeitet und in mehreren deutschen Städten. Nach Wiesbaden kam sie „der Liebe wegen“, verrät sie schmunzelnd. Und hier ist sie hängengeblieben. Zuerst gab es den kleinen Laden in der Goldgasse, erst dann kam die Idee, was man damit anfangen könnte. „Ich wollte gerne etwas mit Kindern machen, da ich selbst keine eigenen Kinder habe“, sagt Weser.

Per Zufall zur Öko-Kindermode

Das winzige Lädchen in der Altstadt gefiel ihr, und der nächste Zufall brachte den Kontakt zu einem Vertrieb von Öko-Kinderklamotten. Anfangs hatte sie nur eine Marke im Angebot, weitere kamen hinzu: „Ich informierte mich auf Messen und überall, wo es um Kinderkleidung ging, dann wurde das Sortiment nach und nach immer größer“, sagt die fröhliche Geschäftsfrau, die neben dem Verkauf auch die Atmosphäre in ihrem Laden schätzt. „Ich habe mittlerweile viele Stammkunden“, sagt Weser und deutet auf die Pinnwand, an der zahlreiche Baby- und Kinderfotos zeigen, wer die Sachen trägt.

Schicki-Micki-Kundinnen sind hier an der falschen Adresse

Manchmal allerdings kommen auch „Schicki-Micki-Kundinnen“, die auf der Suche nach bekannten Labels sind. Denen muss man mit Gleichmut begegnen, sagt Andrea Weser,  und erzählt ein paar Anekdoten von Kundinnen, über deren Arroganz und Unhöflichkeit man nur staunen kann. Die überwältigende Mehrheit allerdings freut sich mit der Inhaberin über die niedlichen kleinen Strampler oder Spieltierchen, die den Kindern nicht nur gut stehen, sondern auch gesund für ihre Haut sind. „Mir ist es wichtig, genau zu wissen, wie die Stoffe produziert werden“, sagt Andrea Weser. Sie will auch „keine T-Shirts für Kinder billig zu verkaufen, die von anderen Kindern in anderen Ländern unter übelsten Ausbeuter-Bedingungen hergestellt wurden“.  Viele ihrer Anbieter kommen aus direkter Nähe, zum Beispiel eine kleine Firma mit 12 Näherinnen im Schwarzwald.

Schnäppchenpreise bietet sie daher nicht, aber auch keine Mondpreise, die bei Designerlabels für Kinder üblich sind. Im Angebot sind bunte und süße Sachen, die auch gerne verschenkt werden. Ganz niedlich zum Beispiel sind kleine, wattierte Stofftierchen mit einem extra „Knisterohr“. „Das lieben Babys“, weiß Andrea Weser. Es gibt gestrickte Mäuschen, genähte Seepferdchen, Minnie-Maus-Haarspangen, kleine Walkjanker, geringelte Strampler und T-Shirts mit Aufschriften wie „Küss keine Tanten“.

Aktionen für Kinder, denen es nicht so gut geht

Und es gibt regelmäßig Aktionen für Kinder, denen es nicht so gut geht. „Seit dem zweiten Jahr stelle ich regelmäßig einen Wunschbaum auf“, sagt Andrea Weser. Daran können Kinder ihre Wünsche hängen – 2014 waren es Flüchtlingskinder aus Syrien. Die Kunden können dann die Wünsche mitnehmen und erfüllen. Eine Sammelbüchse für das Straßenkinderprojekt „Upstairs“ von EVIM steht auf der Ladentheke. Für die Tafel, für Hochwasseropfer – alle möglichen guten Zwecke hat Andrea Weser bereits unterstützt und so ihr Vorhaben, „etwas zu bewegen“ tatsächlich verwirklicht.

http://www.glueckskinderladen.de/