Von Dirk Fellinghauer (Text und Fotos).
Sehr emotional, sehr ausschweifend, mit „Danke-Demo“ und mit manchen Tränen hat „Das Lokal“ Ende Mai Abschied gefeiert. Seither wird die Westend-Ausgeh-Institution mit dem besonderen Charakter, die Martina und Michael Breidenbach über 18 Jahre lang am Sedanplatz geführt hatten, von sehr vielen sehr schmerzlich vermisst. Nun die gute Nachricht: „Das Lokal“ macht wieder auf. Und die besonders gute Nachricht: Es macht als „Lokal“ wieder auf und im Großen und Ganzen wieder so wie gehabt, wie geliebt und wie vermisst. „Ich mache es“, bestätigte auf sensor-Anfrage Alexander Sarac. Heute empfing er uns vor Ort mitten im Renovierungschaos, um uns – freudestrahlend mit Blick auf das, was werden soll – alle Details zu erzählen.
Der 33-Jährige weiß nicht nur, was er will. Er weiß auch, wie es geht. 12 Jahre Gastro-Erfahrung bringt er mit an den Sedanplatz, die letzten zwei Jahre war er im „Lokal“ beschäftigt. Er kennt den Laden, die Lage und die Leute also bestens. Auch am – vorerst – allerletzten „Lokal“-Abend stand er hinter dem Tresen. Und plant nun die Wiedereröffnung: „wenn alles gut geht“, diese Einschränkung darf bei Gastronomieprojekten eigentlich nie fehlen, Mitte September. Große Eröffnungsparty mit Livemusik und DJs am 15. September, regulärer Start ab Dienstag, 18. September, lautet des momentane Zeitplan.
Leichtes Facelifting und eine besondere Idee
Und ab dann soll in der Seerobenstraße 2 ziemlich viel so sein wie in den rund 18 Jahren zuvor. „Das, was das `Lokal´ ausgemacht hat, bleibt erhalten. Wir machen ein leichtes Facelifting. Man wird sehen, dass etwas verändert wurde, aber kann nicht gleich genau sagen, was eigentlich“ – so ungefähr stellt sich Alexander Sarac das „neue alte“ Lokal vor. Der Look mit der markanten Bar, den typischen Tischen, den besonderen Wandtafeln bleibt weitgehend erhalten. Nur leichte Anpassungen an Decken- und Wandfarbe sind geplant, es soll insgesamt etwas heller und freundlicher werden. Auch in Sachen Speisen und Getränke setzt „der Neue“ grundsätzlich auf das, was bisher bestens ankam, auf eine kleine feste Karte mit den „Klassikern“, kombiniert mit einer (saisonalen) Auswahl an wechselnden Gerichten.
Die wohl augenscheinlichste Änderung wird es im hinteren Bereich des großen Altbau-Raumes geben, dem Quasi-Separee. Hier plant der neue Pächter eine deutlichere räumliche Abhebung mit einem kleinen Podest – und eine spannende neue Nutzung: „Tagsüber werde ich hier einen Workspace anbieten“, kündigt Alex eine besondere Idee an. An einem flexiblen großen Tisch sollen Plug and Work-Arbeitsplätze geschaffen werden, etwa für die Hochschule- und Kreativszene, das „Lokal“ könnte also auch zur Brutstätte für kreative Ideen werden. Auch wer nichts zu schaffen hat, wird tagsüber willkommen sein. Kaffee und andere Getränke wird es natürlich geben, aber auch Kuchen und andere Kleinigkeiten, später vielleicht mal etwas in Richtung „Quick Lunch“.
Früher essen – und dann an die Bar
Die Warme Küche-Zeiten werden etwas vorgezogen, auf 16 bis 22 Uhr, am späteren Abend soll des dann mehr in Richtung Barbetrieb gehen. Bleiben wird das kultige Frühstück am Sonntag, je nach Nachfrage künftig vielleicht auch samstags. Auf der Terrasse will der neue „Lokal“-Mann Bäume in die großen Kübel pflanzen und so mehr „Gartenatmosphäre“ schaffen.
Auf die Idee, den Laden selbst zu übernehmen, kam er schon, als Martina und Michael Breidenbrach zum ersten Mal durchblicken ließen, ihren Mietvertrag nach 18 Jahren nicht zu verlängern. Bekanntlich gab es nach dem Verkauf des kompletten Hauses an Investoren einigen Trouble, der den langjährigen „Lokal“-Wirten das Leben schwer machte. Nachdem das Haus nach umfassender Sanierung erneut verkauft worden war – an eine bekannte Unternehmerfamilie aus der Gegend -, wehte ein neuer, ein fairerer und freundlicherer Wind: „Ich habe dann nochmal nachgebaggert, und irgendwann hieß es: Willst du noch? Ich wollte!“
In bestem Kontakt mit Martina und Micha
Auch der Name bleibt. „Das Lokal“ lebt weiter. Übergang und Neustart finden übrigens, darauf legt Alexander Sarac allergrößten Wert, in engstem Kontakt und in größtem Vertrauen mit Martina und Michael Breidenbach (Foto: Samira Schulz) statt. Sie sind wohl auch sehr glücklich, dass eine Lösung gefunden wurde, die ihr „Werk“ und den Charakter des Lokals weiterleben lassen. Dass die zwischenzeitlich im Raum stehende Option eines Edel-Italieners sich wieder zerschlagen hat, dürfte außer ihnen auch die langjährigen Stammgäste und alle, die sich Sorgen um die Entwicklung ihres Kiezes machen, freuen. „Es ist ja auch ein Teil des Quartiers“, ist sich der neue Wirt auch der sozialen Bedeutung seines künftigen Ladens für das Westend bewusst. Dazu gehören neben dem Alltagsbetrieb auch künftig ab und zu Partys und kleinere kulturelle Events: „Ich bin da offen in alle Richtungen und überhaupt nicht festgelegt“, sagt der Gastronom in spe, der auch diplomierter Betriebswirt ist.
Mit Vermietern „nett einig geworden“
Als solcher kann er wohl auch mit Zahlen ganz gut umgehen und hat sich das Wagnis Gastronomie natürlich reiflich überlegt. „Wir sind uns nett einig geworden“, beantwortet er die Frage nach der zu zahlenden Pacht und spricht von einer super Atmosphäre bei allen Gesprächen. Natürlich sei die Miete im Vergleich zu den langjährigen Vormietern angehoben worden, aber nicht in die astronomischen und unrealistischen Bereiche, die der zwischenzeitliche Eigentümer des Hauses aufgerufen hatte. Er hat nun einen Mietvertrag über zunächst 5 Jahre mit Option auf 5 Jahre Verlängerung geschlossen und ist bester Dinge, dass alles gut laufen wird. Geklärt ist auch die „Terrassenfrage“, die nun klipp und klar dem „Lokal“ zustehen wird. Am liebsten würde Alexander Sarac früher oder später sogar auch den brachliegenden Hinterhof bewirtschaften. Das ist aber Zukunftsmusik.
Gemeinsamer Stand beim Sedanplatz-Fest
Konkret hingegen: Wer sich den künftigen „Lokal“-Betreiber schon mal aus der Nähe anschauen will, hat dazu am ersten August-Wochenende beste Gelegenheit: Beim Sedanplatz-Fest zur Eröffnung der Kulturtage Westend am 3. und 4. August wird es einen „Lokal on tour“-Stand zusammen mit hurra Perlwein geben. Mit Alex und – freudige Überraschung – auch Martina und Micha im Dienst.
Auch die lokalen Onlinepräsenzen, die natürlich noch aktualisiert werden, bleiben erhalten:
https://www.facebook.com/LokalWiesbaden/