Seit Menschengedenken gehört die Kunst zum Leben. Sie spiegelt das Hier und Jetzt, erdenkt Zukünftiges oder beschwört Vergangenes. Manchmal jongliert sie mit allen drei gleichzeitig. Ade Quercianera ist so ein Jongleur von archaischen, heutigen und futuristischen Elementen. Konsequent startet er immer mit Materie. Ebenfalls multidisziplinär arbeitet die Künstlerin Gilda Mautone. Auch sie jongliert – mit Zeit und Farben und Eindrücken.
Ihre Arbeiten sind überreich an Farben und Malstilen aller Epochen. Ihre Figuren laut, wild, verletzlich, stark und intensiv. Sie malt und zeichnet auf Papier und Leinwand, ist Videokünstlerin und stellt Objekte und Skulpturen her. Titel gibt es reichlich. Manchmal sind sie eine Paraphrase dessen, was es zu sehen gibt, manchmal lenken sie die Aufmerksamkeit auf ein Detail oder rufen Assoziationen hervor.
Ade Quercianera – der Papier-Bildhauer
Oft ist es einfach Papier, das er hin und her dreht, zerreißt, zerknüllt und wieder glättet. Gedankenverloren, gleichsam meditierend. In diesem Prozess gleicht er einem Bildhauer, der sich dem unbehauenen Stein nähert. Unter seinen Händen entstehen Collagen ähnliche Flächen oder auch kleine Objekte. Im Zwielicht der Abenddämmerung oder im Schein einer spärlichen Lichtquelle in aufkommender Dunkelheit spürt der Künstler den verschiedenen Ausdrucksmöglichkeiten nach, die im Werk-Rohling enthalten sind.
Mit jedem Tag und jedem Licht sieht man etwas anderes
Ähnlich einem Archäologen legt er Konturen frei und deckt Bezüge und Zusammenhänge auf. Was zu Tage tritt arbeitet er als Maler mit sienna, umbra und marmorweiß heraus, den Farben der Erde. Abschließend fügt er mit Feder oder Bleistift ein feines Geflecht von Linien und Gedanken hinzu. Ähnlich manchen Statuen der Antike verwandelt sich mit jedem seiner Arbeitsschritte einfache Materie in etwas Schwebendes, Immaterielles und Zeitloses. Seine Werke haben keine Titel. Es wäre auch nicht leicht, sich für einen zu entscheiden. Mit jedem Tag und jedem Licht sieht man etwas anderes in Quercianeras Kunst.
Beide Künstler sind in Italien aufgewachsen, waren einige Jahre in London und leben und arbeiten jetzt in Berlin. Zu sehen sind ihre Werke nun in Soloausstellungen in der ARTBASE GALLERY Wiesbaden:
Solo Ade Quercianera: 31.Mai bis 29.Juni 2021,
Solo Gilda Mautone: 1.Juli bis 30.Juli 2021.
Art Base Gallery, Alt Auringen 40, 65207 Wiesbaden, artbasegallery.de, auf Anmeldung geöffnet täglich 10 bis 19 Uhr.
(sun/Fotos: Artbase Gallery Wiesbaden)