Von Dirk Fellinghauer.
In der Park-Sauna ist endgültig der Ofen aus. Viele Stammgäste sind traurig, der Betreiber sucht ein neues Domizil.
Sie war schon seit Jahren irgendwie aus der Zeit gefallen, aber gerade das machte ihren Charme aus. Und ihre Beliebtheit. Eine große Schar an Stammgästen schwor auf den „Sauna Park“ in der Parkstraße 21. Und ist entsprechend traurig, dass nun endgültig die Öfen und die Lichter ausgegangen sind „beim Thomas“. Von reichlich Tränen, die geflossen seien, wird berichtet.
Thomas Schütte hat diesen Ort, der weit mehr war als ein Ort der Entspannung und „Wellness“, seit 35 Jahren betrieben – in Anlehnung an Peter Alexander in gewisser Weise wie „die kleine Sauna in unserer Straße, dort wo das Schwitzen noch lebenswert ist, dort in der Sauna in unserer Straße, dort fragt dich keiner, was du hast oder bist“.
365 Tage im Jahr bis Mitternacht geöffnet
Von über 1000 Stammgästen spricht Thomas Schütte, die bei ihm – an 365 Tagen im Jahr, täglich bis 24 Uhr geöffnet – einen Ort der Erholung vom stressigen Alltag, der Förderung der Gesundheit und von Zuversicht und Lebensmut fanden. Diese Tradition habe nun „ein jähes Ende gefunden“. Die Hemsö Gmbh als Eigentümerin des Hauses mit der über dem Haus befindlichen Seniorenresidenz den Pachtvertrag nicht mehr verlängern wollen. Man lasse die Räumlichkeiten zukünftig lieber leer stehen oder stocke die sich darunter befindliche Tiefgarage auf. sensor-Anfragen ließ das Unternehmen unbeantwortet.
Mehr als nur Schwitzen – und Seelenbalsam statt Schnickschnack
Bei ihm hätten die Gäste täglich Lebenselexier getankt. „Über die gesundheitlichen Aspekte hinaus verstand sich die Park Sauna als Ort der sozialen Interaktion,“ so Schütte, als ein Anlaufpunkt für Erholung und Heimathafen für viele: „Man traf sich hier mehrfach pro Woche, es wurden unzählige Freundschaften geschlossen.“ Es war eine Sauna ohne viel Schnickschnack – knackige Aufgüsse, kaltes Schwimmbadwasser und drei große Außenbereiche zum Luftschnappen. Schütte legt dabei Wert auf „relativ günstige und vernünftige Preise, die sich auch jüngere Menschen und Menschen mit kleineren Geldbeuteln leisten konnten.“
Der Diplom-Betriebswirt und Diplom-Sportlehrer eröffnete den Sauna Park vor 35 Jahren, nachdem er seinen Job als Geschäftsführer des Frankfurter Sport- und Freizeitzentrums „Pueblo“ aufgegeben hatte. In der Park-Sauna verstand er sich als „Laienpsychologe“, der für die Sorgen und Probleme seiner Gäste stets ein offenes Ohr hatte. Nicht zu vergessen seine stündlichen Aufgüsse mit seinen berüchtigten Anekdoten.
Viele fragen sich: Wo soll ich jetzt hin?
Dass sich für die Wiesbadener Gäste des Sauna Parks eine große Lücke aufgetan hat, bestätigt Stammgast Patrick. „Für mich war das ein Ort, wo man einfach abschalten kann. So etwas findet man in Wiesbaden in dieser Art sonst nirgends“, sagt der 31-jährige Ingenieur, der seit zehn Jahren mindestens einmal in der Woche die Parkstraße ansteuerte. „Hier war einfach alles vertreten, ein Querschnitt unserer Gesellschaft. Hier konnte jeder so sein, wie er ist.“ Auch Alleinstehende, die sonst keine Kontakte haben, waren gern gesehene Gäste, manche durchaus auch „ein bisschen schräg“, Thomas habe immer liebevoll von der „Irrenanstalt“ gesprochen. Viele würden sich jetzt fragen: „Wo soll ich denn hin?“.
Besonders genossen hat Stammgast Patrick auch die langen Öffnungszeiten – offiziell bis Mitternacht, gerne aber auch etwas länger: „So etwas fehlt in der Wiesbadener Landschaft, ein Ort, wo man spätabends noch hingehen kann ohne Zeitdruck.“ Und schließlich: „Auch an die Aufgussqualität von Thomas kommt keiner ran“.
Auch der bisherige Pächter selbst meint, es gebe zwar weitaus schönere Saunen, aber keine mit so viel Herz und Seele. „Es gibt einfach Dinge die kann auch der tollste Architekt mit sehr viel Geld nicht bauen“, so Schütte, „umso so größer und teurer eine Anlage, umso teurer auch die Eintrittspreise und umso anspruchsvoller auch die Gäste.“ Sein Sauna Park wollte allerdings nie mit Design und edlem Ambiente punkten, sondern mit Menschlichkeit und sozialem Handeln.“ Seine Gäste hätten „ein gebrochenes Herz“ und seien unendlich traurig über den Verlust ihrer Sauna.
Kostheimer Sauna im Visier – Stadt sagt: „Keine Option“
Dass, wie manche hoffen, seine Sauna am angestammten Platz nach einer Renovierung des Hauses wiederbelebt werden könnte, daran glaubt Thomas Schütte nicht. Er schaut sich nach Alternativen um, bietet nun im „Sauna Wetzlar“ seine Erlebnisaufgüsse an, würde aber vor allem gern in Wiesbaden oder Umgebung eine neue kleinere Saunaanlage eröffnen für seine zahlreichen Stammgäste. Dabei hofft er auch auf Unterstützung der Stadt: „Sie müsste ein Interesse daran haben, dass saunainteressierte Menschen nicht auf andere Saunen außerhalb Wiesbadens ausweichen müssen.“
Konkret im Visier hat der Schwitzexperte die kleine Saunaanlage über dem Hallenbad in Kostheim, die von der städtischen Mattiaqua betreut wird, aber nach Einschätzung Schüttes „nur sehr mäßig frequentiert wird und eine Erhöhung der Besucherzahl durch ehemalige Gäste vom Sauna Park mit Sicherheit gut verkraften könnte.“ Der Leiter der Wiesbadener Bäderbetriebe, Thomas Baum, erklärt auf sensor-Anfrage: „Das ist keine Option“. Schon baulich sei dies nicht machbar. Für eine externe Verpachtung müsse der Saunabereich auch räumlich ausgegliedert werden, .er sei aber fester Bestandteil des Schwimmbads mit Abhängigkeiten etwa bei den Zugängen oder auch bezüglich der Personalräume.
Wer Ideen für einen neuen Sauna-Ort hat, kann sich melden via hallo@sensor-wiesbaden.de – wir leiten die Vorschläge weiter an Thomas Schütte und sein Team.