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Literatur allein genügt ihm nicht: Gastgeber Christian Brückner gestaltet Literaturtage der Grenzüberschreitung

Christian Brueckner

 

„Wie Sprache geht und wie Geschichten kommen“, lautet das Motto der 19. „Wiesbadener Literaturtage“, erdacht von Christian Brückner. Als Gastgeber lädt er ab Sonntag zu einer Woche ein, in der die Grenzen zwischen den Künsten überschritten werden. Literatur allein genügt im nicht, um die Idee in die Literaturtage umzusetzen. Mit renommierten internationalen Gästen aus Literatur, Musik, bildender Kunst, Film und Medien entspinnt „The Voice“ – Brückner ist unter anderem als Synchronstimme von Robert de Niro zumindest akustisch fast jedem vertraut – einen Dialog, bei dem auch das Publikum immer wieder zu Wort kommen soll.

„Die Geschichten zwischen den Geschichten erfinden Sie“, schreibt Brückner in seinem Vorwort. Zu den Gästen gehören der ukrainische Autor Juri Andruchowytsch („Perversion“), Ulrike Almut Sandig, eine der talentiertesten jungen Erzählerstimmen, der kanadische Jazzmusiker Jerry Granelli, der Schriftsteller und Orientalist Navid Kermani und die Schauspielerin Eva Mattes.

Zum Auftakt eröffnet Christian Brückner am Sonntag, 14. Juni,  um 11 Uhr im Kunsthaus die Ausstellung von Collagen des Mainzer Schriftstellers Ror Wolf und liest abends um 19.30 Uhr, begleitet von den Jazzmusikern Heinz Sauer und Michael Wollny, aus dessen literarischen Werken. Wenn man als Indikator für die In-den-Bann-Ziehungs-Kraft des diesjährigen Gastgebers die Aufmerksamkeit nimmt, die ihm die Journalistenschar bei der Pressekonferenz schenkte, dürfte man bei der Lesung die berühmte Stecknadel fallen hören können. Umso mehr dann, wenn man weiß, was Christian Brückner in Ror Wolf sieht und hört: „Ror Wolf: Ein unvergleichlicher Dichter in Deutschland, dessen fremde Welt in ihrer selbstverständlichen Absurdität die unsere ist.“

Sie werden glauben, so etwas seiner menschlichen Stimme nicht möglich

Ins ungläubige Staunen versetzen sollen auch weitere Veranstaltungen das Publikum. „Das Tenett wird Ihnen um die Ohren fliegen und bei Michael Schiefels musikalischer Poesie werden Sie glauben, so etwas sei einer menschlichen Stimme nicht möglich“, erklärt Christian Brückner, warum er Thärchens Tentett mit Echo-Preisträger Michael Schiefel („Jazzsänger des Jahres“) mit ihren Gedichtvertonungen „An Berliner Kinder“ eingeladen hat (18. Juni, 19.30 Uhr, Kulturforum). Sein eigener Sohn, der Gitarrist Kai Brückner, wird am 17. Juni im Thalhaus als Teil der Truppe Jerry Granelli & UFB auftreten, die der mit allen Jazzwassern gewaschene HdK-Professor Jerry Granelli (Schlagzeug & Percussion) 1993 in Berlin mit drei seiner saitenzupfenden Jungstudenten gründete.

Außer viel Musik gibt es logischerweise auch ganz viel Literatur ab morgen bis zum Abschluss am 21. Juni um 12 Uhr in der Villa Clementine, wenn der mehrfach ausgezeichnete SZ-Journalist Heribert Prantl mit der Schriftstellerin Jagoda Martinic über „Glanz und Elend der Grundrechte“ spricht. Wie all das wird, was er sich so für „seine“ Literaturtage ausgedacht hat, weiß Christian Brückner nicht. Fest steht für ihn nur die wichtige Rolle des Publikums: „Die Geschichten zwischen den Geschichten erfinden Sie!“. (Dirk Fellinghauer)

Das volle Programm der Wiesbadener Literaturtage, die vom Kulturfonds RheinMain im Rahmen des neuen Schwerpunktthemas „Tranit“ unterstützt werden, findet ihr hier: www.wiesbaden.de/literaturtage