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Luisenplatz-Lichtermeer: Begeisterung und Beschwerden, Gerüchte und Fakten / Maskenpflicht und Glühwein-Tabu

Von Dirk Fellinghauer (Text und Fotos).

Am Nikolausabend wurde der Luisenplatz verwandelt – in ein üppiges faszinierendes Lichtermeer, das seither – und noch bis 6. Januar –  Menschen anlockt und begeistert. „So etwas Schönes habe ich noch nie gesehen“, kommentierte jemand. Es werden fleißig Selfies gemacht und Fotos in den sozialen Medien gepostet, auf Instagram häufen sich #luisenplatz– und #luisenplatzwiesbaden-Fotos. Ansässigen Gastronomen gibt das Spektakel unverhofft willkommene Gelegenheit, Speisen und Getränke (wie Glühwein) auf die Hand und to go anzubieten. Nun wäre Wiesbaden nicht Wiesbaden, würden über etwas, was mit großem Einsatz auf die Beine gestellt wird und viele erfreut, nicht manche auch kräftig nörgeln. Wir haben bei den Verantwortlichen nachgefragt, um Licht (!) ins Dunkel der umherschwirrenden Statements zu bringen. Und die Stadt ihrerseits hat schnell reagiert, was die „kritischen“ Punkte angeht: ab diesem Samstag gilt Maskenpflicht und Glühwein-Tabu ab 16 Uhr.

Dass aus der geplanten „Geheimhaltung“ des Starttermins nichts wurde und nach fleißiger Vorab-Posterei in den sozialen Medien gleich am Nikolausabend mehr Menschen erwartungsfroh herbeiströmten, als man dieser Tage gemeinhin für vernünftig und „sicher“ hält, war durchaus suboptimal. Im Allgemeinen wird seither überwiegend berichtet, dass die Atmosphäre auf dem Platz entspannt sei und man sich „sicher“ fühlen könne. Schließlich ist der Platz auch groß und weitläufig genug, um sich aus dem Weg zu gehen.

Nachfragen und Einwände sind – erst recht, wenn es um öffentliche Gelder geht -, natürlich generell immer berechtigt. Gerüchte und Spekulationen entwickeln aber bekanntlich schnell eine Eigendynamik.  In diesem Fall sorg(t)en Kosten, Auftragsvergabe, Andrang für Gesprächsstoff und Gerede. Wir haben nachgefragt.

Unsere Fragen beantwortete heute Christian Stettler, persönlicher Referent des verantwortlichen Bürgermeisters und Wirtschafts-, Gesundheits- und Ordnungsdezernenten Dr. Oliver Franz.

Was kostet die Weihnachtsbeleuchtung auf dem Luisenplatz die Stadt Wiesbaden insgesamt? 

Die Kosten betragen für die 32 Tage, vom 06.12.2020 – 06.01.2021, 52.000 Euro.

Für was und für wen fallen die Kosten im Einzelnen an? 

Für das Licht-Designkonzept inklusive dem kompletten Material, Konzeption, Personalkosten, Transport, Auf- und Abbau, Reservematerial der Lichtelemente für mögliche Beschädigungen und Versicherung. Dazu kommen die Kosten für Strom. Die WVV beteiligt sich mit  5.000 Euro an diesen Kosten. Die Firma Boehlke Lichtdesign steuert zusätzlich Leistungen im Wert von 10.000 Euro kostenfrei bei.

Aus welchem Etat werden diese finanziert?

Die Finanzierung erfolgt im Rahmen des von der Stadtverordnetenversammlung beschlossenen Budgets für die Maßnahmen zum Ersatz des coronabedingt ausgefallenen Sternschnuppenmarkts.

Gab es eine Ausschreibung für die Illumination des Luisenplatzes? Wie genau lautete diese, wie viele Bewerbungen gab es?

Die Beauftragung der Fa. Boehlke Lichtdesign ist die Beauftragung einer künstlerischen Leistung. Das von dieser Firma für den Luisenplatz entwickelte Licht-Designkonzept hätte auf Grund des Urheberschutzes nicht dupliziert ausgeschrieben werden können. Die Firma Boehlke Lichtdesign ist ausgewiesener Spezialist für Weihnachtsbeleuchtungen. Das Gesamtensemble des für den Luisenplatz entwickelten Licht-Designkonzepts mit den verschiedenen Lichtelementen wie zum Beispiel der Weihnachtskutsche und den Lichtfiguren trägt das Copyright der Firma Boehlke Lichtdesign.

Wie verlief die Auftragsvergabe?

Durch den Beschluss der Stadtverordnetenversammlung am 12. November 2020 zu den Maßnahmen im Ausgleich zum coronabedingt ausgefallenen Sternschnuppenmarkt, wurde die Beauftragung der künstlerischen Leistung der Firma Boehlke Lichtdesign möglich. Deren Licht-Designkonpzept wurde aufgrund der hochwertigen Qualität  und der besonderen Effektstärke  dann entsprechend beauftragt. Das Erstangebot der Firma wurde verhandelt. Für den Fall, dass Boehlke die verhandelte Beauftragung nicht angenommen hätte, wäre der Urheberschutz nicht mehr zu beachten gewesen.

Wurden auch Wiesbadener Unternehmen für die Umsetzung der Illumination in Betracht gezogen und angefragt?

Es wurden parallel vier Wiesbadener Unternehmen kontaktiert, um zu eruieren, welche Alternativen es hier überhaupt geben könnte. Zwei der vier Unternehmen hatten signalisiert, so kurzfristig eine Lichtinszenierung realisieren zu können, die beiden anderen haben nicht reagiert. Dies war dann aber nicht weiter zu verfolgen, als Boehlke die verhandelte Beauftragung bestätigt hatte.

Die technische Betreuung der Lichtinszenierung und eventuelle Reparaturarbeiten vor Ort während des Betriebs der Lichtinszenierung werden von einem Wiesbadener Unternehmen übernommen. Die technische Infrastruktur zur Stromversorgung des Luisenplatzes wurde von einem Wiesbadener Unternehmen installiert.

Wie hoch sind die Kosten der diesjährigen Weihnachtsbeleuchtung in der Stadt für die Stadt insgesamt – und im Einzelnen für die Bereiche Schlossplatz, Fußgängerzone, Wilhelmstraße?

Die Gesamtkosten belaufen sich auf 152.061 Euro, im Einzelnen für Schlossplatz 71.789 Euro (inklusive Weihnachtsbaum + Krippe), Fußgängerzone 59.222 Euro, Wilhelmstraße 21.050 Euro.

Wie viele Besucher*innen wurden am Eröffnungsnachmittag/abend auf dem Platz gezählt/ geschätzt?

Auf mehrere hundert Besucher.

Herrscht auf dem Platz generelle Pflicht zum Tragen von Mund-Nasen-Schutz? Wenn ja – (wie) wird darauf aufmerksam gemacht? Wenn nein – ist die Einführung denkbar?

Ja. Eine entsprechende Beschilderung auf dem Luisenplatz weist auf das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes und die Einhaltung der Abstandsregeln hin.

Zwei Tage nach der Inbetriebnahme der Illumination meldete sich Bürgermeister Oliver Franz per Pressemitteilung mit dem Appell: „Weihnachtsbeleuchtung auf dem Luisenplatz – Corona-Regeln beachten“.

„Einzelhandel unterstützen, Menschen etwas bieten“

Ausdrücklich wies er auf die Absicht einer Unterstützung des Einzelhandels in der Innenstadt durch die bekannten Weihnachtsbeleuchtungen und nun zusätzlich auf dem Luisenplatz hin, „denn die Besucherinnen und Besuchern werden durch die stimmungsvolle und vorweihnachtliche Atmosphäre angezogen“. Seine Absicht: „Wir befinden uns zur Zeit in einem Teillockdown, der uns nicht alles verbietet. Wir versuchen, den Menschen in den momentan schwierigen Zeiten auch etwas zu bieten. Ich freue mich daher sehr darüber, dass sich die Lichtillumination so großer Beliebtheit erfreut, appelliere aber an die Wiesbadenerinnen und Wiesbadener auf Abstand, Mund-, Nasenbedenkung und die Hygiene zu achten“.

Ab 12. Dezember Maskenpflicht und Alkoholverbot 

Am Donnerstag, dem 10. Dezember, folgte dann die Mitteilung, dass ab Samstag, 12. Dezember,  auf dem Luisenplatz inklusive der Bushaltestelle bis  6. Januar – also den Abschlusstag der Illumination – täglich von 16 bis 23 Uhr eine Maskenpflicht gilt. Auch der Konsum alkoholhaltiger Getränke ist in dieser Zeit untersagt. Die Stadt setze damit eine Landesvorgabe für besonders frequentierte Flächen um. In der aktuellen Corona-Kontakt-und Betriebsbeschränkungsverordnung des Landes steht: „Eine Mund-Nasen-Bedeckung ist zu tragen während des Aufenthaltes auf stark frequentierten Verkehrswegen, Plätzen und Flächen unter freiem Himmel, sofern dort eine durchgängige Einhaltung des Mindestabstandes von 1,5 Metern zu Personen anderer Hausstände nicht sichergestellt werden kann.“ Bereits seit längerem untersagt zusätzlich eine Landesverordnung den Alkoholkonsum zwischen 23 und 6 Uhr im öffentlichen Raum in ganz Hessen und damit auch in Wiesbaden.

Seid ihr schon auf dem illuminierten Luisenplatz gewesen? Wie gefällt es euch, wie habt ihr die Illumination und die Atmosphäre erlebt?

Hier Impressionen von oben:

und vom Boden: