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Mal schnell von Wiesbaden nach Mainz radeln – Machbarkeitsstudie für Radschnellweg vorgestellt

Das dänische Verkehrsplanungsbüro Ramboll hat die Machbarkeitsstudie zur Radschnellverbindung Wiesbaden-Mainz erarbeitet, Projektleiter Torsten Perner stellte die Ergebnisse vor.

In etwa 30 Minuten vom Hauptbahnhof Wiesbaden zum Hauptbahnhof Mainz – per Fahrrad. Eine neue Radschnellverbindung zwischen den beiden Nachbar-Landeshauptstädten könnte dies  möglich machen. Sechs Jahre nach einem entsprechenden Beschluss der Wiesbadener Stadtverordneten stellte nun das dänische Planungsbüro Ramboll die Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie vor.

Bei einem gemeinsamen Pressetermin mit dem Wiesbadener Verkehrsdezernenten Andreas Kowol und seiner Mainzer Amtskollegin Janina Steinkrüger präsentierten Vertreter des Kopenhagener Planungsbüros Ramboll nun Überlegungen und Optionen.

„Ein wichtiges gemeinsames Projekt der Landeshauptstädte Mainz und Wiesbaden ist die Radschnellverbindung zwischen den beiden Städten. Das Radverkehrskonzept aus dem Jahr 2015 schlägt vor, einer schnellen Raddirektverbindung zwischen den beiden Landeshauptstädten aufgrund der großen funktionalen Verflechtungen sowie der geringen Distanz eine hohe Priorität einzuräumen. Das Ergebnis der Studie wird Ende 2022 veröffentlicht“, hieß es seinerseits. Die Studie wurde also für Vorhaben dieser Tragweite fast pünktlich fertig.

Die Expertise kommt von einem Büro mit Hauptsitz in Kopenhagen – der Vorbildstadt für Radverkehr. „Normalizing Cycling“ lautet die Devise der Planer. Projektleiter Torsten Perner beschrieb bei der Pressekonferenz an besonderer Location – der 11. Etage des seit langem leerstehenden Dyckerhoff-Hochhauses direkt am Rhein, das seinerseits für die Zukunft entwickelt werden – das große Potenzial eines Radschnellwege, Menschen vom Auto aufs Fahrrad zu bringen. Auf täglich rund 3000 Nutzer:innen täglich bezifferte Torsten Perner, Projektleiter bei Ramboll, das mögliche Volumen für die mögliche Wiesbaden-Mainz-Radschnellroute. Durch eine Radschnellverbindung würden 15.000 bis 19.000 Radfahrende von kürzeren Reisezeiten profitieren, täglich 1200 bis 1500 PKW-Fahrten könnten eingespart und auf das Fahrrad verlagert werden.

Die Strecke von etwa zwölf Kilometern, für die Radfahrende derzeit im Durchschnitt etwa vierzig Minuten brauchen, könnte künftig je nach Variante in einer Zeit zwischen 28 und 32 Minuten bewältigt werden. Ein Radschnellweg sollte das Unterwegssein auf zwei Rädern zwischen den Landeshauptstädten aber nicht nur schneller, sondern auch komfortabler und sicherer machen.

Hohe Kosten, unstrittiger Sinn

Dass eine Radschnellverbindung Sinn machen würde – auch volkswirtschaftlich trotz hoher Kosten von 1 bis 2 Millionen Euro pro Kilometer, wie Perner betonte – scheint unstrittig. Die große Frage ist, wo genau diese Route langführen und wie sie gestaltet werden könnte.

Die Studie identifiziert fünf Streckenabschnitte – Wiesbaden Hauptbahnhof – Theodor-Heuss-Ring / Theodor-Heuss-Ring – Kasteler Straße / Kasteler Straße – Rheinufer Wiesbaden / die Rheinquerung inklusive der „Brückenfrage“ / Rheinufer Mainz – Mainz Hauptbahnhof – mit jeweils vier bis sieben Abschnittsvarianten. Alle Varianten wurden bewertet, um eine „attraktive, ökologisch und städtebaulich vertretbare sowie technisch und ökonomisch machbare Trassenführung zu ermitteln.“

Die Brückenfrage

Der vierte Abschnitt der Studie betrifft die Frage, wo und wie der Rhein überquert werden kann. Der kürzestmögliche Weg wäre die Kaiserbrücke.  Diese müsste verbreitert werden, wofür hohe Millionenbeträge veranschlagt werden. Eine Route über die Theodor-Heuss-Brücke wäre ein Umweg, die Umbaukosten werden mit 700.000 Euro veranschlagt, zwei der vier Spuren für den motorisierten Verkehr müssten dran glauben. Denkbar wäre auch eine neue, „pure“ Fahrradbrücke zwischen dem Kasteler Rathenauplatz und der Mainzer Kaiserstraße – mit einer Kostenschätzung von 44 Millionen Euro.

Mögliche Mainzer Routen

Nur einer der fünf Abschnitte würde durch Mainz verlaufen, hierfür gibt es sechs Routenoptionen, vier davon von der Kaiserbrücke aus.

Viele Optionen – bereits ein klarer Favorit

Die städtischen Verkehrspolitiker:innen haben nach der Präsentation in ihrem Ausschuss die Ideen und Varianten diskutiert. Die Mitglieder des Wiesbadener Verkehrsausschusses kürten nahezu einmütig die Salzbachroute mit Übergang in die Mühltalvariante zu ihrem Favoriten – vom Hauptbahnhof Wiesbaden westlich entlang der Bahngleise bis zum Theodor-Heuss Ring, von dort auf einem neuen Weg oberhalb des Klärwerks vorbei an der Mühltalsiedlung, dann unter der  entstehenden Salzbachtalbrücke an der Hammermühle vorbei bis Mainzer Straße und Kreuzung Mainzer Straße/Kasteler Straße/Breslauer Straße.

Auf zeitliche Prognosen, ob und wann die Radschnellverbindung angegangen werden könnte, wollte sich noch niemand festlegen. „Der nächste erforderlich Schritt ist eine Grundsatzentscheidung, ob ja oder nein – dann geht es in die Objektplanung“, sagte Sascha Baron, Leiter Verkehrsplanung im Wiesbadener Tiefbauamt: „Wir befinden uns noch auf hoher Flughöhe, diese ist aber schon sehr genau“. Die hohen Kosten werden – vom erwarteten Nutzen abgesehen – dadurch relativiert, dass der Bund entsprechende Vorhaben mit 75 Prozent der Planungs- und Baukosten fördert. (Text und Fotos Dirk Fellinghauer)