Dieses „o-ha!“ hat sich niemand gewünscht. Merkurist Wiesbaden und Merkurist Mainz überstehen die Folgen der Corona-Pandemie nicht und müssen aufgeben. Die Merkurist Rhein-Main GmbH, die die beiden Stadtportale betreibt, stellt den Betrieb im November ein. Die Gesellschafter des Unternehmens, die Unternehmer Jan Zirn und Jörg Krick sowie die VRM GmbH & Co. KG, haben gemeinsam die Liquidation des Unternehmens zum Ende des Jahres beschlossen. Die heute – ausgerechnet am Freitag, dem 13. – verkündete Nachricht hat viele Reaktionen des Bedauerns und „Danke für eure Arbeit“-Botschaften ausgelöst.
„Das Ziel, Lokaljournalismus mit User-Beteiligung und Werbeeinblendungen als ein nachhaltiges Geschäftsmodell zu etablieren, ist nicht im geplanten Zeitrahmen erreicht worden“, heißt es zur Begründung: „Die Einschränkungen im Rahmen der Corona-Pandemie, die zum Beispiel zur Absage einer Vielzahl von Veranstaltungen, aber auch zur Zurückhaltung bei den Werbekunden geführt haben, und die daraus resultierenden wirtschaftlichen Folgen lassen dieses Ziel auch darüber hinaus nicht mehr realistisch erscheinen.“ Die Frankfurter Ausgabe von Merkurist war, unabhängig von und lange vor Corona, bereits zum 31.12.2019 eingestellt worden.
Opfer der zweiten Corona-Welle
„Die Angebote Merkurist Mainz und Merkurist Wiesbaden sind leider ein Opfer der zweiten Corona-Welle geworden. Die Absage fast aller Veranstaltungen, die zu den wichtigsten Werbeinhalten auf unseren Portalen gehört haben, lässt keine positive Geschäftsentwicklung für die nächsten Jahre erkennen.“, erläutert Joachim Liebler, Sprecher der Geschäftsführung der VRM, die Entscheidung. „Wir bedauern deshalb sehr, die mit großem Engagement und viel Herzblut gestarteten Angebote nicht mehr weiterführen zu können“, fügt Liebler an.
„Ein tolles Team hat in den vergangenen Jahren viel erreicht und sich einen hervorragenden Namen im Rhein-Main-Gebiet gemacht. Leider ist es nicht im geplanten Zeitrahmen gelungen, das Projekt trotz einer enormen lokalen Reichweite auf nachhaltig selbsttragende Beine zu stellen.“, sagt Investor Jan Zirn und Jörg Krick ergänzt: „Das eigenständige Technologieunternehmen merkurist GmbH, das sich als Plattformbetreiber in verschiedensten Branchen etabliert hat, ist von dieser harten Maßnahme nicht betroffen und bleibt der Stadt Mainz als Wachstumsunternehmen treu.“
Auch das Merkurist-Geschäftsführer-Duo Sarah Heil und Jonathan Schulz, die die beiden Portale mit viel Herzblut aufgebaut hatten und die Teams in beiden Städten führten, wandten sich heute unter der Überschrift „Merkurist sagt traurig Danke und Au revoir“ an die Merkurist-Community in Wiesbaden und Mainz. „Vier Jahre haben wir Wiesbaden begleitet, euch Wiesbadener:innen auf dem Laufenden gehalten, uns etabliert, manche Kritik ausgehalten und immer viel Freude gehabt,“ schreiben sie: „Corona macht uns jetzt einen Strich durch die Rechnung – im wahrsten Sinne des Wortes“.
Angetreten, um den Lokaljournalismus auf den Kopf zu stellen
„2015 sind wir als kleines Team in Mainz angetreten mit einer großen Idee: wir stellen den Lokaljournalismus auf den Kopf, ganz wortwörtlich. 2016 haben wir den Sprung über den Rhein gewagt und Wiesbaden hat uns gut aufgenommen“, erinnern Heil und Schulz an die Anfänge. „Für ein Portal, dass für seine Leser immer kostenlos war und das sich daher über Werbeanzeigen finanziert,“, sei Corona – wie auch für viele der Werbekunden – „ein schwerer Schlag“ gewesen.
Im Sommer sei man mit neuer Zuversicht unterwegs gewesen, aber „mit dem ‚lockdown light‘ brachen Umsätze ein und die Prognosen wurden immer schwärzer. Und nun ist dies, völlig unvorstellbar für uns und noch gar nicht zu greifen, der letzte Artikel, der auf Merkurist vom gewohnten Team erscheint. Wir werden die Arbeit mit euch vermissen, es war eine tolle Zeit.“ Die Geschäftsführer schicken zum unfreiwilligen Abschied „das riesengrößte, tollste, lauteste und dankbarste Dankeschön an unsere Mitarbeiter“ – ein Dankeschön, den sich sicher viele der vielen Leser und Fans, die Merkurist auf beiden Rheinseiten gewonnen hat, anschließen werden.
Auch der sensor bedankt sich bei Merkurist, verbunden mit großem Respekt für die Arbeit der letzten Jahre, für eine immer faire und kollegiale und in persönlichen Begegnungen jederzeit angenehme Koexistenz in der heimischen Medienlandschaft und drückt dem gesamten Team feste die Daumen für neue Perspektiven – und für auch wieder angenehme und erfreuliche „o-ha!“-Erfahrungen.
(Dirk Fellinghauer)
Sehr schade!
Nach Corona vielleicht wieder ein Neustart?
Hoffentlich!