Von Dirk Fellinghauer. Fotos Samira Schulz, Dirk Fellinghauer, Hamburger Kunsthalle/ Wolfgang Neeb.
Paukenschlag für die Wiesbadener, für die hessische Kunst-, Kultur- und Museumsszene. Dr. Alexander Klar (Foto links), seit November 2010 Direktor des Museum Wiesbaden, wird neuer Direktor der Hamburger Kunsthalle. Dies wurde soeben bekannt gegeben. Klar wird zur Stunde bei einer Pressekonferenz in Hamburg durch den dortigen Kultursenator Carsten Brosda offiziell vorgestellt. Er wird die neue Stelle der künstlerischen und wissenschaftlichen Leitung des Hauses am 1. August antreten. Ihn erwartet im hohen Norden eine große Herausforderung. Und Wiesbaden und das Land Hessen ebenfalls.
„Ausgerechnet zu ihrem 150. Jubiläum läuft der Hamburger Kunsthalle der Direktor davon. Seinen Nachfolger erwartet ein drängendes Problem: Das Museum ist viel zu leise“, schrieb die Zeit zum Weggang des bisherigen Direktors Christoph Martin Vogtherr im Februar. „Das größte und schönste unter den Hamburger Museen“ leide unter Besucherschwund, war dort zu lesen.
Alexander Klar wird sich sicher mit Begeisterung und der ihm bekannten Energie in die neue Aufgabe stürzen. Bisherige Stationen seiner Museumslaufbahn waren das Solomon R. Guggenheim Museum New York, das Europäische Burgeninstitut in Braubach am Rhein, die Peggy Guggenheim Collection in Venedig, die Kunsthalle, das Victoria and Albert Museum in London und das Emil Schumacher Museum in Hagen.
„Mit Alexander Klar übernimmt einer der spannendsten und vielseitigsten Museumsmacher Deutschlands die Leitung von Hamburgs größtem Museum. Als Direktor des Museum Wiesbaden hat er moderne und innovative Akzente gesetzt, mit denen das Museum heute weit in die Stadtkultur hinein wirkt. Ich freue mich sehr, dass wir mit ihm eine Persönlichkeit mit internationaler Erfahrung und viel Tatkraft gefunden haben“, sagte der Hamburger Kultursenator. Der Stiftungsrat der Hamburger Kunsthalle folgt der Empfehlung einer hochrangig besetzten Findungskommission, an der unter dem Vorsitz von Senator Brosda unter anderem die ehemalige Kulturstaatsministerin des Bundes, Prof. Dr. Christina Weiss, der Direktor des Städel Museums, des Liebieghauses und der Schirn Kunsthalle in Frankfurt am Main, Dr. Philipp Demandt, sowie der ehemalige Leiter der Kunsthalle Bremen, Prof. Dr. Wulf Herzogenrath, beteiligt waren.
„Die Sammlung der Hamburger Kunsthalle ist das visuelle Gedächtnis der vergangenen Jahrhunderte, in dem sich Geschichte und Gegenwart in herausragenden Bildern unserer Kultur begegnen“, sagte Klar über seine künftige Wirkungsstätte: „Gemeinsam können wir dieses Schatzhaus der Hansestadt als einen Ort der Inspiration, des Austausches und der Begegnung aller Bürgerinnen, Bürger und Gäste dieser Stadt gestalten.“
In Wiesbaden sorgte der 1968 geborene Alexander Klar für eine Öffnung des Museums – „Wofür ich angetreten bin, ist, ein Museum deutlich bewegter und beweglicher zu machen“, sagte er seinerzeit im sensor-Interview -, verantwortete erfolgreiche Ausstellungen, konnte wertvolle Schenkungen akquirieren und meldete sich auch immer wieder eloquent und pointiert zu stadt- und kulturpolitischen Fragen zu Wort, oder als passionierter Radfahrer und überzeugter Westend-Bewohner auch zur Mobilität in der Stadt. Neue Wege der Spendenbeschaffung ging er mit der gemeinsam mit dem Wiesbadener Büro Stilbruch United Designers etablierten, jedes Jahr aufs neue spektakulär inszenierten Museumsgala. Engagiert setzte er sich auch für das Projekt „Museum Ernst“ auf der Wilhelmstraße ein (Foto oben, in seinem Büro mit Sammler und Mäzen Reinhard Ernst). Klar ist Mitglied des neuen Wiesbadener Kulturbeirats.
Auch auf Wiesbaden, und auf das Land Hessen als Betreiber des Museums, wartet mit dem Weggang von Alexander Klar, der ein riesiger Gewinn für die Stadt war, eine große Herausforderung – einen adäquaten Nachfolger oder eine adäquate Nachfolgerin zu finden.
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„Das ist jetzt die Zeit, wo die Institution Museum dringend hinterfragt werden muss“ – Dr. Alexander Klar im großen sensor-2×5-Interview.