Direkt zum Inhalt wechseln
|

Nach Razzia im Rheingau: „Kronenschlösschen“-Inhaber wehren sich gegen Versicherungsbetrug-Verdächtigungen

Eine Razzia im Rheingau sorgt für Aufsehen. Im „Kronenschlösschen“ in Hattenheim – Gourmet-Lokal, Hotel und bekannt für laut Eigenangabe „einen der besten Weinkeller in Deutschland“ voller wertvoller Raritäten – wurden Räume durchsucht im Zusammenhang mit dem spektakulären Weindiebstahl, der seinerseits Anfang dieses Jahres für Aufsehen gesorgt hatte. Gestützt auf Aussagen der Wiesbadener Staatsanwaltschaft ist in gestern veröffentlichten Medienberichten von Ungereimtheiten die Rede und von Zweifeln an der Darstellung der Geschädigten. Der Verdacht des Versicherungsbetrugs macht die Runde. Nun gehen die „Kronenschlösschen“-Betreiber- Inhaber Hans B. Ullrich und seine Tochter Johanna Bächstädt – in die Offensive. Sie wehren sich gehen die nach ihrer Darstellung „absurden“ Verdächtigungen und erheben ihrerseits Vorwürfe in Richtung Polizei und Versicherung.

Der für seine Raritäten bekannte „Kronenschlösschen“-Weinbestand sei seit vielen Jahren versichert bei der Gothaer Versicherung versichert, teilen die Inhaber mit. Die Inhaltsversicherung umfasse einen Wert von 1.750.000 Euro. Bei dem Einbruch in der Nacht vom 13. auf den 14. Januar 2021 seien drei Stahltüren aufgebrochen worden. Die Beute lautet Mitteilung der Geschädigten: 216 Flaschen Wein im Wert von rund 240.000 Euro,  Weine der höchsten Preis- und Qualitätskategorie.

„Versicherung verweigerte Schadensregulierung“

„Der Einbruch wurde von uns sofort der Polizei und der Versicherung gemeldet, wir haben auch Weinhändler und Auktionshäuser über die einzelnen gestohlenen Weine informiert und die Weine im Internet benannt“, heißt es in dem über eine PR-Agentur versandten Statement: „Die gestohlenen Weine wurden ermittelt durch eine Inventur nach dem Einbruch, – im Vergleich mit der Inventur vom 2.1.2021“. Die Gothaer Versicherung habeein Sachverständigenbüro eingeschaltet, das zwei Tage lang vor Ort die Bestände und Inventuren überprüfte und nach vielen Hundert Stichproben befand, dass diese Inventuren innerhalb weniger Tage vor und nach dem Einbruch schlüssig sein. „Dies bestätigten die von der Versicherung beauftragten Sachverständigen schriftlich. Gleichwohl weigerte sich die Gothaer Versicherung, eine Schadensregulierung vorzunehmen, und zwar ohne Begründung“, schildern die Hotelbesitzer. Das Kronenschlösschen habe am 16.3.2021 gegen die Gothaer Versicherung Zivilklage beim Landgericht Wiesbaden über rd. 240.000 Euro eingereicht.

Am 12. Mai hätten Hausdurchsuchungen von Polizei und Steuerfahndung stattgefunden, nachdem die Gothaer Versicherung Strafanzeige wegen Verdacht des Betruges gestellt habe: „Geäußert wird der Verdacht, Inhaber und Geschäftsführerin hätten im Zusammenwirken mit einem Mitarbeiter selbst den Einbruch fingiert und begangen, die Weine an eigene Kunden verkauft und danach geplant, den Versicherungswert zusätzlich zu vereinnahmen.“

„Polizei hat kein einziges Gespräch mit uns geführt“

Dieser Vorwurf sei „völlig absurd“, wehren sich die Betreiber und beklagen ihrerseits: „Innerhalb von vier Monaten – bis heute – hat die Polizei nicht ein einziges Gespräch mit den Beschuldigten geführt, obwohl Inhaber und Geschäftsführerin sich immer wieder nach dem Stand der Ermittlungen erkundigten und sowohl schriftlich wie mündlich eine Mitarbeit zur Aufklärung des Verbrechens angeboten haben.“ Insbesondere hätten sie ihre Informationen angeboten zu einer Vielzahl von Einbruchdiebstählen in berühmte Restaurants und Weinkeller, die jeweils fast einen identischen Ablauf gehabt hätten und zum Teil die genau gleichen Weine betroffen hätten, die auch im Kronenschlösschen gestohlen wurden. In dem Kronenschlösschen-Statement wird zu einem entsprechenden „Der Millionencoup“-Bericht verlinkt und die Geschädigten mit Gesamtschaden aufgeführt, etwa Weinhandlung Domaine Müller in Wien und in der Weststeiermark. (Gesamtschaden 1.700.000 Euro), das Restaurant Rostang in Paris, L´Ermittage am Genfer See, das Hotel Traube Tonbach in Baiersbronn oder das Restaurant Jörg Müller auf Sylt. Mit der Aufzählung von inhaltsgleichen Diebstählen wollen die nun in Verdacht Geratenen zeigen, „dass es sich ganz offensichtlich um eine international agierende „Wein Mafia“ handelt.“

Fingierter Einbruchdiebstahl? „Verrückte Idee“

Hans B. Ullrich, Inhaber des Kronenschlösschen und auch Gastgeber des renommierten „Rheingau Gourmet & Wein Festivals“, das 2022 sein 25-jähriges Jubiläum ankündigt, sagt: „Ich war vom 26.12.2020 bis zum 11.2.2021 überhaupt nicht in Deutschland. Wie kann man auf die verrückte Idee kommen, ich hätte mit meiner Tochter im Zusammenwirken mit einem unserer Angestellten einen schweren Einbruchdiebstahl und einen schweren Betrug vereinbart? Dafür gibt es nicht den geringsten Hinweis, das ist völlig absurd. Es werden absolut integre Menschen eines schweren Verbrechens beschuldigt, und das ausschließlich mit vagen, völlig absurden Unterstellungen, – ohne einen einzigen konkreten Verdacht.“

Die Gothaer habe von Beginn an versucht, sich ihren Regulierungspflichten zu entziehen: „Nachdem ich der Gothaer Versicherung angekündigt hatte, dass ich die Versicherungsansprüche i.H. von rd. 240.000 € gerichtlich geltend machen will, – ich hatte der Agentur den Entwurf der Klageschrift vorab zugesandt -, hat sie Strafanzeige erstattet und damit ein Ermittlungsverfahren eingeleitet.“ Ullrichs Vermutung: „Die Versicherung weiß, dass sie damit den Ablauf der zivilrechtlichen Klage behindert, allein dies ist ihr Ziel. Sie will sich ihren Zahlungspflichten entziehen.“ Der Hotelier kündigt an: „Wir werden uns mit aller Macht zur Wehr setzen.“ (dif/Foto KPRN)