Von Dirk Fellinghauer. Fotos Tim Dechent.
Einfacher als in der „Kurzen Nacht“ wird es den Wiesbadenern nie gemacht, mit Kunst in Berührung zu kommen und sich zur Kunst führen – oder auch stilvoll chauffieren – zu lassen. Heute von 18 Uhr bis Mitternacht ist es soweit.
„Wir wollen die Hemmschwelle senken, Galerien zu betreten“, nennt Erika Davis-Klemm ein Hauptanliegen der Veranstaltung, die vom 13. auf den 14. April Kunstkenner ebenso wie Neulinge und Neugierige in Museen, Galerien und andere Kunsträume der Stadt locken soll. Gemeinsam mit Erhard Witzel, dem Initiator und Hauptorganisator der Kurzen Nacht, betreibt sie die Galerie DavisKlemm am Kaiser-Friedrich-Ring. Sie kennt das weit verbreitete Missverständnis, dass in Galerien eine Art Kaufzwang herrsche. An insgesamt 24 Stationen können sich die Besucher der Kurzen Nacht, die bereits zum 13. Mal stattfindet, vom Gegenteil überzeugen. In absolut entspannter Atmosphäre sind – wie auch im alltäglichen Galeriebetrieb – bei durchweg freiem Eintritt auch jene willkommen, die einfach nur schauen möchten. Natürlich kommen Kunstexperten auf ihre Kosten und können locker Tausende loswerden. Aber auch wer so gar nicht kunstbeflissen ist, kann sich ohne Berührungsängste auf den Weg durch die Stadt machen.
Ihren Namen hat die Kurze Nacht vom eigentlichen Veranstaltungsdatum, der Nacht der Zeitumstellung. Da diese in diesem Jahr auf Ostern fällt, wurde der Termin erstmalig verlegt. Um 17 Uhr fällt der Startschuss mit der Eröffnung der Ausstellung „32 Galerien – 32 Künstler“ in der Kunsthalle, die offizielle „Kurze Nacht“-Eröffnung folgt um 18 Uhr. Zwischen 19 Uhr und Mitternacht besteht dann beste Gelegenheit, in der ganzen Stadt – an vielen Stationen mit Verkostung durch Rheingauer Weingüter und auch „fester“ Stcärkung – nicht nur mit Galeristen, sondern auch mit anwesenden Künstlern ins Gespräch zu kommen. Das stilistische und thematische Spektrum des Gezeigten ist dabei riesig, die Vielfalt der Ausstellungsorte ebenso. „Klassische“ Galerien bilden das Herz des anregenden Geschehens, langjährige „Platzhirsche“ sind ebenso dabei wie weniger bekannte Namen. Genauso beteiligen sich aber zum Beispiel Handwerkskammer, Naspa, Bonifatiuskirche oder Aids-Hilfe mit aktuellen Ausstellungen in ihren Räumlichkeiten. Im Kunsthaus zeigen die dort ansässigen Künstler ihre Werke direkt am Ort des Entstehens, der in seiner Atmosphäre wohl abgefahrenste Ausstellungsort ist das Alte Gericht.
Rollendes Museum
Buchstäblich abgefahren ist zudem das, was bei dieser Kurzen Nacht eindrucksvoll Premiere feiern wird: das „Rollende Museum“, das Oldtimer-Enthusiast Hans Ekkehard Weber auf die abendlichen und nächtlichen Straßen bringen wird. Seiner Initiative ist es zu verdanken, dass auf einem Rundkurs rund siebzig Oldtimer aller Art als kostenloser Shuttle die Besucher zu den diversen Orten des Kunstgeschehens bringen werden. Als „rollendes Kulturgut“ werden die Autos für eine wahre Zeitreise sorgen und die Fahrgäste ins Staunen bringen. Letzte Station für Fahrzeuge und Fußgänger wird schließlich das Museum Wiesbaden sein, wo ab Mitternacht die große Abschlussparty im Café Jawlensky steigt.
www.kurze-nacht.de, www.rollendes-museum-wiesbaden.de