Liebe Wiesbadener Wahlberechtigten.
Bei der anstehenden Landtagswahl am 8. Oktober gibt es nur einen Hauptgegner. Und der heißt AfD.
Nun könnte ich mich einreihen in die so wichtigen wie großartigen und lobenswerten Aktivitäten, die anlässlich der Landtagswahl über die AfD aufklären und vor ihr warnen – von der Wiesbadener „Brandmauer gegen die AfD“, die die Wiesbadener „Omas gegen Rechts“ zweimal in der Woche in der Fußgängerzone aufbauen über die „AfdNee“-Kampagne (afdnee.de) bis zur Initiative #hessenstehtauf.
Ich könnte potenzielle AfD-Wähler:innen ansprechen mit dem Appell: „Lassen Sie es!“. Ich hoffe und denke aber, sensor-Leser:innen kämen gar nicht auf die Idee, die AfD zu wählen.
Was ich vielmehr fürchte: Auch unter den sensor-Leser:innengibt es manche oder sogar viele, die potenziell nicht wählen.
Weil sie es nicht so wichtig finden. Weil sie am Wahltag „Besseres“ vorhaben (und ihnen die Briefwahl zu mühsam ist). Weil es sie es vergessen, verschwitzen, verpennen. Oder weil sie „diesmal wirklich nicht wissen“, wen sie denn noch wählen sollen. Gerade Letzteres höre ich jetzt häufig, oft von politisch Interessierten, die bisher wie selbstverständlich „ihre“ Partei x, y oder z gewählt haben. Und die jetzt plötzlich denken, das geht nicht mehr, die gehen nicht mehr.
Da frage ich mich und diejenigen, die so denken und hadern: Wie machen Sie das denn mit Ihrem Fußballverein, Ihrer Lieblingsband, Ihrem Stammrestaurant, Ihrem und Ihrer Partner:in oder beste:n Freund:in? Mit Menschen, Orten, Bezugspunkten, für die sich irgendwann einmal entschieden haben.
Mit denen es sicher auch mal Momente gibt, wo etwas nicht passt oder schiefläuft, wo Sie auch mal enttäuscht werden. Sagen Sie dann gleich – „das war´s!“? Oder sagen Sie nicht eher, da gibt es ein Fundament, das auch Probleme aushält, das sich nicht mal so eben grundlegend erschüttern lässt?
Meinen Sie nicht auch, die Partei Ihres bisherigen Vertrauens, und vor allem das demokratische System unseres Vertrauens, das uns unterm Strich so Vieles gibt, ja, – Pardon für das Pathos – schenkt, was wir genießen und nicht missen wollen und das uns, wenn wir nicht aufpassen, schneller als wir es uns wohl vorstellen können, genommen werden kann, sind es ebenso wert, sich auf das Fundament zu besinnen?
Und es nicht wegen einzelner und oft eher diffuser Punkte des Unbehagens und der Enttäuschung – oder auch „nur“ der Bequemlichkeit – jenen, die all das loswerden wollen, was uns so wichtig und wertvoll ist, ohne Not zum Fraß vorzuwerfen?
Keine Zeit? Keinen Bock? Keine Idee? … Keine Ausreden!
Ich spreche alle potenziellen Nicht-Wähler:innen an mit dem dringlichen Appell: Machen Sie es! Gehen Sie wählen. Alles ist besser als nicht wählen. Außer AfD wählen natürlich.
Ihr
Dirk Fellinghauer, Chefredakteur sensor Wiesbaden
PS: Ausführliche Informationen der Landeshauptstadt Wiesbaden zur Wahl inklusive der Musterstimmzettel beider Wiesbadener Wahlkreise mit Aufführung aller Direktkandidierenden (für Ihre Erststimme) finden Sie hier.