Interview: Dirk Fellinghauer. Foto: OFB/ Jahn.
Die Diskussion um den geplanten Neubau des Stadtmuseums Wiesbaden nimmt an Fahrt auf. Die verantwortliche Kulturdezernentin Rose-Lore Scholz (CDU) hält an der Umsetzung des vom Investor OFB präsentierten Jahn-Entwurfs (Foto) fest, während der Widerstand gegen genau diesen aus diversen Richtungen der Stadtpolitik und -gesellschaft wächst. OB Sven Gerich erklärt im sensor-Interview seine Rolle beim Grundstücksverkauf und äußert sich optimistisch zur Umsetzung der Jahn-Pläne.
Das Streitthema Stadtmuseum, bei dem Sie entscheidende Entwicklungen und Entscheidungen noch aus der Zeit vor Ihrem Amtsantritt mitverantworten, entwickelt sich zum Klotz am Bein. Welches ist Ihr Wunschszenario und was Ihre persönliche realistische Prognose, wie es weiter- und ausgeht?
Zunächst mal halte ich es für absolut vertretbar für eine Stadt wie Wiesbaden, dass wir ein Stadtmuseum bekommen. Das steht auch für mich außer Frage. Ich glaube, wir waren noch nie so nah dran wie im Augenblick. Dass ein Entwurf nicht jedem gefällt, das halte ich für einen ganz normalen Vorgang, da sind wir in Wiesbaden nicht spezieller als andere. Architektur ist immer etwas, worüber man auch diskutieren und streiten kann. Das erleben wir in Wiesbaden bei nahezu jedem Projekt, dass über solche ersten Anschauungsmodelle auch diskutiert wird. Ich bin ganz froh, dass die zuständige Kollegin Rose-Lore Scholz das Thema nach wie vor mit hohem Engagement vorantreibt. Weil Sie angesprochen haben, dass dies ein Projekt ist, das bereits vor meiner Amtszeit nicht unwesentlich mit meiner Beteiligung zustande gekommen ist: Es gab damals unterschiedliche Themen innerhalb der großen Koalition, die jeweils mal auf der einen, mal auf der anderen Seite eher strittig betrachtet wurden. Und es gab genau zwei Möglichkeiten, damit umzugehen: Strittige Themen nicht weiter zu verfolgen oder sich zusammenzusetzen und zu gucken, wie lösen wir diese strittigen Probleme? Und wir dürfen nicht vergessen, dass durch den Bau des Stadtmuseums auch vier Schulen saniert oder neu gebaut werden. Also eigentlich haben wir da so etwas wie ein eigenes kleines Konjunkturprogramm aufgelegt, denn wenn wir alle Maßnahmen dieses vereinbarten Pakets mal in Summe zusammen zählen, löst das Investitionen von deutlich mehr als 100 Millionen Euro in der Stadt aus. Davon profitiert nicht nur die Bevölkerung, wenn die Schulen dann stehen, davon profitiert natürlich in allererster Linie auch die heimische Wirtschaft und das heimische Handwerk. Und ich glaube, auch da ist es gut, wenn sich Politik um so etwas kümmert.
Das mag hervorragend klingen, beantwortet aber nicht unsere Frage: Was wünschen Sie sich, wie es nun weitergeht, und welcher Fort- und Ausgang der Dinge ist realistisch?
Aktuell wurde das Mietangebot der OFB einer Plausibilitätskontrolle unterzogen von einem externen Büro, um mal zu schauen: Ist denn das, was uns da als Mietpreis angeboten wird, auch realistisch und nachvollziehbar? Dies wurde bestätigt. Parallel dazu ist eine Arbeitsgruppe bestehend aus der Kollegin Scholz als zuständige Fachdezernentin, dem Stadtkämmerer Axel Imholz und unserem Immobilienspezialisten aus der WVV Holding, Ralph Schüler, damit befasst, das konkrete Angebot der OFB auch nochmal endgültig zu verhandeln. Danach liegt es am Parlament, die entsprechenden Beschlüsse zu fassen.
Rechnen Sie mit einem Beschluss noch vor der Sommerpause?
Das glaube ich nicht, da dies bezüglich der Fristen zur Einreichung zu knapp wird. Schließlich tagt die Stadtverordnetenversammlung bereits am 17. Juli.
Und das Gebäude, das schließlich eingeweiht werden könnte, darf aus Ihrer Sicht und Ihrem Geschmack auch jenes sein, das jetzt vorgeschlagen wurde?
Ich bin den Anregungen aus dem Gestaltungsbeirat recht dankbar. Nichtsdestotrotz bin ich der Meinung, dass es auch wichtig ist, dass Helmut Jahn nochmal direkt mit dem Gestaltungsbeirat spricht als derjenige, der die Idee entwickelt hat, die zur Grundlage übrigens das bestehende Museumskonzept hat. Deswegen kann ich die Kritik nach dem Motto, die bauen da eine Kunsthalle, so jetzt erst mal nicht nachvollziehen. Aber ich bin bei der Diskussion nicht dabei gewesen, deswegen will ich mich da gar nicht allzu vertieft zu äußern. Ich glaube, dass es sicher die eine oder andere Anregung gibt, die man in der weiteren Planung berücksichtigen wird, aber ich gehe schon davon aus, dass die Grundlage dessen, was dann hinterher gebaut wird, der Entwurf von Helmut Jahn sein wird.
Das Streitthema Stadtmuseum ist auch Thema im Sommer-sensor, der heute erscheint. Wir berichten in der Juli/August-Ausgabe ausführlich über den Stand der Diskussion rund um den „Herzenswunsch mit Tücken“. Außerdem stellen wir hier auf sensor-wiesbaden.de einen Alternativentwurf „made in Wiesbaden“ vor, der die Diskussion zusätzlich beleben könnte.
Natürlich ist es vertretbar, dass eine Stadt wie Wiesbaden ein Stadtmuseum bekommt.. nein hat, Moment mal.. ach wir haben ja schon eins, was sogar zum Baustil der Stadt passt.
Floskeln wie „Probleme übergehen oder zusammensetzen und diese lösen“, die von der eigentlichen Frage weg führen, können auch nur den dümmsten Leser überzeugen.
Und was hat bitte ein neues (!) Museum mit der Sanierung von Schulen zu tun? Das geht auch ohne ein neues Stadtmuseum.
Der Alternativentwurf ist bereits hier zu finden. Und ab Anfang kommender Woche im neuen lilienjournal.
https://www.facebook.com/media/set/?set=a.1437723073164110.1073741829.1414603478809403
Nein es geht nicht darum, dass die gewählte Architektursprache nicht jedem gefällt und das man über den Stil diskutieren kann. Das Konzept ist vollkommen untauglich, für den Ort und den Zweck nicht geeignet und nichts anderes hat in netten Worten und mit allem Respekt der Gestaltungsbeirat festgestellt. Das nennt man einen Verriss! Und bedeutet nichts anderes als zurück auf Start (falls möglich) oder man lässt es eben bleiben.