Das Suchen und Sammeln von Pilzen im Wald ist eine zutiefst russische Tradition. In Dmitry Krymovs »Russian Blues« – ein besonderer Tipp der gerade fulminant gestarteten Wiesbaden Biennale, zu erleben heute um 21 Uhr und am Samstag um 19 Uhr im Großen Haus des Staatstheaters – wird es zum Sinnbild der vergeblichen Suche nach Glück im heutigen Russland. Krymov erzählt ein quietschbuntes Satire-Märchen voller Melancholie und tiefgründigem Witz, gespielt von virtuosen Schauspielern. Eine traurige Kritik und feinsinnige Analyse der Lebensrealität in einem Land, wo nicht nur die Freiheit der Kunst zusehends in Bedrohung gerät. Eine Familie, ein paar alte Schulfreunde, zwei Eisfischer, sie alle ziehen los, um Pilze zu finden. Beobachtet werden sie von einem Kommentator im Glaskasten über ihren Köpfen. Ein Mann im Ohr, der sagt, was wir zu sehen haben. Egal, ob U-Boote sinken oder die Toilette überläuft, Probleme gibt es nicht! Und am Ende? Da sitzen sitzen alle da und starren ins Nichts. Flammen schlagen hoch. Ein Mann im weißen Anzug tanzt. Über Ihnen dreht sich ein Olympia-Turner. Karten gibt es für Kurzentschlossene vor Ort im Festivalzentrum und an der Abendkasse sowie unter www.wiesbaden-biennale.eu (dif/Natalia Cheban)