Im Rahmen des wohl wichtigsten goEast-Panels beschäftigt sich das Filmfestival heute mit einer Frage, die das goEast-Team seit der Eskalation des russischen Kriegs in der Ukraine beschäftigt: Unter dem Titel „Russisches Kino boykottieren – eine Ukrainische Perspektive“ diskutieren ukrainische Filmschaffende und Vertreter:innen kultureller Institutionen aus ihrer Sicht über die Motivationen und Notwendigkeit eines Boykotts russischer Filme. Natürlich gibt es aber auch jede Menge Filme zu sehen – und die Party zu feiern.
Am 26. Februar 2022, zwei Tage nach dem Beginn der russischen Invasion in der Ukraine, hat die Ukrainische Filmakademie einen Aufruf zum Boykott russischer Filme veröffentlicht. Heute um 18 Uhr wird, moderiert von Festivalleiterin Heleen Gerittsen, im Caligari eine Gruppe von Filmschaffenden und Vertreter:innen kultureller Institutionen die Hintergründe des Boykotts herausarbeiten. Die Teilnehmenden werden über ihre Motivationen reden, was sie bereits erreicht haben und was sie noch hoffen, zu erreichen. Verfestigt sowjetisches und russisches Kino imperiale und rassistische Vorurteile? Sollte russischer Film neu bewertet werden? Wie gehen wir mit oppositionellen Filmschaffenden aus Russland um? Und: Wie wird die ukrainische Filmlandschaft in der Zukunft aussehen? Nach der Debatte wird das Publikum die Möglichkeit haben, Fragen zu stellen.
Werkstattgespräch mit 93-jähriger georgischer Filmemacherin
Bereits um 14 Uhr gibt es ein spannendes Gespräch im Theater im Pariser Hof. Die goEast Hommage ist der bedeutendsten georgischen Filmemacherin gewidmet: Lana Gogoberidze. Entstanden über einen Zeitraum von mehr als 60 Jahren, sind die Filme der mittlerweile 93-jährige Auteurin formal, stilistisch und in der Wahl der Sujets sehr unterschiedlich – so wie vielleicht auch die Regisseurin in ihrem Leben viele Berufungen neben dem Drehbuchschreiben und Filmemachen hatte und hat. Im Werkstattgespräch befragt Gaby Babić (Kinothek Asta Nielsen) Lana Gogoberidze zur georgischen Filmszene, zu ihrem dezidiert politischen und feministischen Filmen, ihrer Arbeitsweise sowie ihren Erfahrungen als weibliche Filmemacherin in der Sowjetunion.
Die große goEast Party steigt heute ab 22 Uhr im Schlachthof – mit Mach mal Langsam, Gogi und Bliz Nochi.
Nutzt die Chance zu sehen und zu verstehen
Und das Hauptgeschehen des von sensor als Medienpartner präsentierten goEast-Festivals – das Filme schauen und darüber diskutieren – läuft natürlich auch bis zum Festivalfinale auf Hochtouren auf diversen Leinwänden im Caligari, Museum Wiesbaden, Murnau-Kino und Theater im Pariser Hof. Im Museum läuft heute im Rahmen des Symposiums zu Jean-Luc Godard der Film „Deuschland Neu(n) Null“ mit Eddie Constantine, der lange Jahre in Wiesbaden lebte. Beliebter Treffpunkt zum Diskutieren ist der Ostkiosk vor dem Museum. Man kann es nur immer wiederholen, in diesen Kriegszeiten mehr denn je: Nutzt diese besondere Chance, zu sehen und im besten Fall ein bisschen mehr zu verstehen.
Das volle Programm: www.filmfestival-goeast.de
(Text und Fotos: Dirk Fellinghauer)