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Schade, aber wahr: „Das Lokal“ sagt nach 18 Jahren „Tschüss“ – Institution am Sedanplatz schließt am 31. Mai

Von Dirk Fellinghauer. Fotos Samira Schulz.

„Was wird denn jetzt mit dem Lokal?“ Eine Frage, die uns immer wieder erreicht, seit es nach einem Verkauf des Hauses „unruhig“ wurde um die Institution am Sedanplatz, seit Investoren als neue Eigentümer den Betreiber-Geschwistern Martina und Michael Breidenbach das Leben schwer machten und Schließungsgerüchte ihren Lauf nahmen – neuem Schwung, neuen Ideen und größter Unterstützung und Solidarität durch langjährige „Lokal“-Gänger zum Trotz.  „Das Lokal wird zum 31. Mai 2018 definitiv und endgültig schließen.“ Diese bedauerliche, aber nachvollziehbare Antwort gibt es nun. Die Betreiber haben den Schließungstermin am Wochenende verkündet – nachdem sie 18 Jahre lang „jeden Abend das Licht im Lokal angemacht haben“. Schade um einen Treff- und Anlaufpunkt, der mehr war als Restaurant und Kneipe, der Treffpunkt, Wohnzimmer mit auch sozialer Funktion, der Kult und nicht zuletzt auch ein Kulturort war. Und schade für den Sedanplatz, wo sich erst kürzlich die Bar „tante simone“ verabschiedet hat und der „Westend Garden“ derzeit ebenfalls verwaist ist, weil sich die bisherigen Betreiber zerstritten haben.

„Das Lokal“ war 2000 die erste und über lange Jahre die einzige „szenige“ (und dabei trotzdem bodenständige) Gastronomie am Sedanplatz. Das änderte sich in den letzten Jahren, als der Sedanplatz plötzlich „hip“ wurde, etwa durch das „Heaven“ und später auch dem „Schoppenhof“, der die Räume des „Weißenburger Hof“ übernahm. „Heute ist es einer der beliebtesten Plätze Wiesbadens, und wir verlassen unsere Nachbarn mit schwerem Herzen“, sagen Martina und Michael Breidenbach. Man spürt, dass sie sich den Entschluss ganz und gar nicht leicht gemacht haben: „Ganz besonderen Dank an alle, die es uns ermöglicht haben, solch ein tolles Lokal über eine solche lange Zeit führen zu dürfen – an alle Mitarbeiter, Stammgäste und Freunde der „Lokalen“ Koch- und Trinkkunst. Wir haben unser Lokal geliebt – ihr hoffentlich auch!“ Und ob, werden viele sagen, und in den verbleibenden knapp zwei Monaten „ihr“ Lokal noch rege aufsuchen, erst recht zur nun beginnenden Terrassensaison.

Ein letzter Tanz in den Mai

Im Lokal wurde gut und gerne gegessen und getrunken und (sonntags) gefrühstückt, aber auch immer wieder legendär gefeiert. Am 30.04.2000 wurde mit der Wiesbadener Kultband „Die Küche“ zum ersten Mal ausschweifend in den Mai getanzt, zum Abschied gibt es am 30.04.2018 einen letzten Tanz in den Mai mit TripAdLib.  Großartigen lokalen und regionalen Bands wie Spurv Laerke, The Blind Circus, Rokkoko, Okta Logue, Rockformation Diskokugel, Kenneth Minor, Stella Roin, Mudwell oder gerade erst Youloosie bot das Lokal über die Jahre eine musikalische Bühne im besonderen Ambiente, seinerzeit designt von Anja Schmidt und Karim Teufel.

Die Frage, was denn jetzt mit dem Lokal wird, ist also beantwortet. Was aber wird mit Martina und Michael? Das steht noch nicht fest – wohl aber, dass beide nach den langen Jahren der Selbstständigkeit sich komplett neu orientieren und nun planen, als Angestellte ihrer Leidenschaft für Küche und Gastronomie zu frönen und ihre langjährigen Erfahrungen in neuen Rollen einzubringen. Beide haben bereits Bewerbungen für interessante Stellen abgeschickt. Und was wird aus den außergewöhnlichen Räumen, die 18 Jahre lang auf so besondere Weise vom Lokal mit Leben gefüllt wurden? Das wiederum steht in den Sternen. Die Noch-Lokal-Betreiber betonen, dass die nun allerneuesten Eigentümer, anders als die zwischenzeitlichen Investoren, sich ihnen gegenüber fair verhalten und durchaus Entgegenkommen gezeigt hätten.

Für die „Lokal“-Macher hat es nicht gereicht, ihren Entschluss, es nun gut sein zu lassen und „Tschüss“ zu sagen, zu revidieren. Bleibt zu hoffen, dass es „reicht“, um für diese zentralen und besonderen Räumlichkeiten Mieter und Nutzer zu finden, die ins und zum Westend passen und die nicht die sich langsam, aber sicher bemerkbar machenden Gentrifizierungs-Erscheinungen weiter vorantreiben.

WAS VERBINDET IHR MIT DEM „LOKAL“? WAS WIRD EUCH FEHLEN OHNE DAS „LOKAL“?

5 responses to “Schade, aber wahr: „Das Lokal“ sagt nach 18 Jahren „Tschüss“ – Institution am Sedanplatz schließt am 31. Mai

  1. Was ich vermissen werde?
    U.a.:
    – das legendäre Sonntagsfrühstück
    – Michas Schnitzel, Burger, Weihnachtsgans, …
    – eine tolle Kiez-Atmosphäre mit guter Musik und
    – Martina, Micha und das tolle Service-Team

    Schade, schade, schade.

    In Anlehnung an den alten Greenpeace-Spruch “[…] werdet ihr erkennen, dass man Geld nicht essen kann.“.

  2. Sehr sehr schade – wo sollen wir dann nur Gregor Sommer wiedersehen?
    Danke Martina und Micha für die tollen Jahre im Lokal.

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