Von Dirk Fellinghauer. Bild Schlachthof.
Man kommt kaum nach in diesen Tagen, den Meldungen zu folgen, wer und was alles wie in Not ist und auf verschiedensten Wegen auf Rettung hofft und um Rettung bittet. Nun geht auch der Schlachthof, und damit eine der wichtigsten und größten Kulturinstitutionen Wiesbadens, diesen Weg – mit einem heute gestarteten öffentlichen Hilferuf und dem Aufruf: „Schlachthof retten helfen“ mittels einer Startnext-Crowdfundingkampagne. „Unser Lebenswerk ist in Gefahr. Um die nächsten Monate zu überstehen, brauchen wir mehrere 100.000 Euro“, lautet die Ansage – verbunden mit der Bitte: „Egal ob 5,00 Euro oder 50,00 Euro, jeder Euro hilft.“
„Unsere Erfolge der vergangenen 25 Jahre Schlachthof Geschichte verdanken wir vor allem euch, einem verdammt geilen Publikum“, heißt es in dem Aufruf: „Jetzt brauchen wir euch!“. Als gemeinnütziger, von einem Kernkollektiv betriebener nicht städtischer Verein mit über 40 Festangestellten, der sich zu rund 95% aus eigenen Einnahmen finanziere, sei der Corona-Shutdown existentiell bedrohlich, der Schlachthof, der auch liebevoll „Schlachti“ genannt wird, vom Aus bedroht.
„Mit knapp 500 Veranstaltungen, zwei Venues + Open Air und guten 300.000 Gästen im Jahr haben wir enorme Fixkosten am Hals. Nun sind unsere Einnahmen fast komplett weggebrochen“, erklären Francesca Herget vom Ticketing und Pressesprecher Hendrik Seipel-Rotter im Video zur Crowdfunding-Aktion.
Diese schlägt auf Anhieb ein und zeigt, wie wichtig der Schlachthof in und für Wiesbaden ist. Der Aufruf bei Facebook wurde innerhalb von vier Stunden nach dem Posting knapp 400 mal geteilt, gespendet wurden über die Startnext-Aktionsseite in den ersten vier Stunden knapp 17000 Euro. Das Fundingziel der bis 20. Mai laufenden Kampagne beträgt 200.000 Euro.
„Je mehr zusammenkommt, desto eher schaffen wir es“
„Wir glauben nicht, alleine dank Spenden überleben zu können“, gibt sich der Schlachthof keinen Illusionen hin: „Aber je mehr Geld zusammenkommt, umso wahrscheinlicher schaffen wir es. Und umso unabhängiger macht uns das von öffentlichen Hilfen.“ Und umso mehr bleibe in diesen öffentlichen Töpfen für andere übrig – „oftmals kleinere, weniger sichtbare Kultureinrichtungen“.
10% der Spenden werden an Frauen in Not und Flüchtlinge weitergereicht
Der Schlachthof wäre nicht der Schlachthof, würde er in der eigenen Not nicht an jene denken, die ebenfalls in größter Not sind, aber kaum Gehör finden: „Andere Menschen sind von der Corona Krise noch weit heftiger betroffen als wir. Und diese haben weniger Freund*innen und Lobby als wir. Deshalb werden wir 10% eurer Spenden je hälftig weiterreichen an Frauen helfen Frauen e.V. in Wiesbaden. Opfer von häuslicher Gewalt sind aktuell mit ihren Peinigern zuhause isoliert. Zum anderen an den Verein Mensch Mensch Mensch, der u.a. die Bewegung Seebrücke trägt, die sich für Menschen auf der Flucht engagiert. Eine weitere Gruppe, die fast ungeschützt fatale Folge der Corona Pandemie zu spüren bekommen wird.“
(Spendenkonto: Kulturzentrum Schlachthof Wiesbaden e.V. / Nassauische Sparkasse / DE47 5105 0015 0277 0078 52)
Francesca und Hendrik vom Schlachthof erklären die Hintergründe im Startnext-Crowdfunding-Video:
Hallo liebe Schlachthofler*innen, ich unterstütze Euren Aufruf und finde es ausgezeichnet, dass Ihr u.a. auch eine regionale Organisation, FhF, mit bedenkt. Die Beratungsstelle leistet eine großartige und wertvolle Arbeit für von Häuslicher Gewalt betroffene Frauen. Zur Richtigstellung: Die zwei Frauenhäuser in Wiesbaden sind in Trägerschaft der AWO und des Diakonischen Werkes, und arbeiten eng zusammen im erfolgreichen Netzwerk mit Frauen helfen Frauen. Eure Spende erreicht unser gemeinsames Klientel, jedoch nicht die Frauenhäuser direkt. Aber nix für ungut, wir wünschen Euch weiterhin viel Erfolg bei Eurer Aktion, nicht zuletzt, um den nicht weg zu denkenden Schlachthof zu erhalten. LG B. P.