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Schöne Paare: Dina und Serge Reit eint als „Dual-Career-Couple“ eine sehr ähnliche Art, das Leben zu verstehen

Von Anja Baumgart-Pietsch. Fotos Samira Schulz.

In der Rubrik „Schöne Paare“ stellt sensor Paare vor und fragt sie nach ihrem Erfolgsrezept. Dina und Serge Reit sind ein „Dual-Career-Couple“ – Zweisamkeit ist rar und deshalb besonders wertvoll.

Sie sind ein Unternehmerpaar – mit zwei Unternehmen, wie sie verschiedener nicht sein könnten. Dina Reit hat schon Schlagzeilen gemacht, als sie vor einigen Jahren den mittelständischen Maschinenbaubetrieb ihres Vaters übernahm. Und obwohl das heute eigentlich kein Thema mehr sein müsste, ist sie natürlich doch oft danach gefragt worden, wie das denn so als Frau in einem technischen Beruf ist – und dann auch noch gleich von der Uni in die Chefetage.

Sie hat es gemeistert – und das auch, weil sie ihren Mann Serge zuverlässig an ihrer Seite weiß. Auch er ist Chef seines eigenen Unternehmens, im Unterschied zu ihrem ist das aber ein ganz frisches Startup. Und gleich mit der ersten Entwicklung ist dem jungen Gründer ein Coup gelungen.

Startup-Ritterschlag

Gemeinsam mit seinem Kompagnon Nicolas Kübler hat Serge Reit eine innovative Software für Fitnessstudios entwickelt. Unter dem Namen „YOND“ lassen sich mit dieser Plattform sämtliche Prozesse in einem Studio digitalisieren. Von der Mitgliederverwaltung bis zur Abrechnung wird alles vereinfacht, Mitarbeitenden im Studio können sich mehr um die Kundschaft kümmern. Das habe es in dieser Form vorher tatsächlich noch nicht gegeben, sagt Serge Reit.

Der „Ritterschlag“ für diese Idee war jüngst die Finanzierung des High-Tech-Gründerfonds (HTGF), eines Investors für innovative Technologien, bei dem sowohl der deutsche Staat als auch Unternehmen aus vielen Branchen beteiligt sind. Über 700 Startups wurden in den letzten 18 Jahren unterstützt, es wird jeweils sehr genau geprüft, ob die Idee die Förderung tatsächlich wert ist. „Es ist das erste Mal, dass ein Startup aus Wiesbaden gefördert wurde“, erklärt Serge stolz.

Über Kunstgeschichte zur Firmenchefin

Bei seiner Frau sieht es anders aus, das „Startup“ hat ihr Vater Christoph Kollbach vor 18 Jahren gegründet. Er hat offensichtlich eine in der Industrie heiß begehrte Nische mit seinen Sondermaschinen im Bereich der Lasertechnik gefunden. Von der „Garagenfirma“ wurde „SK Laser“ zu den führenden Produzenten von Laseranlagen, die weltweit eingesetzt werden.

Tochter Dina trat 2018 in die Firma ein – nach einem Kunstgeschichte-Studium, von dem ihr Vater sie gar nicht abbringen wollte, was sie ihm heute noch hoch anrechnet. Parallel studierte sie aber bereits Betriebswirtschaft, machte ein Praktikum am Frankfurter Städel und stellte fest: Das ist es gar nicht, was ich machen möchte.  Genau wie bei ihrem späteren Ehemann war wohl ein spezielles Selbstständigen-Gen aktiv.

Doppelt selbstständig

Auch Serge Reit war nach seinem Studium zunächst angestellt, zuletzt als „Head of Data Architecture“ bei der Deutschen Bank. Aber auch er wollte nicht gerne abhängig sein, sondern eigene Entscheidungen treffen, Verantwortung tragen, den Arbeitstag und das Produkt gestalten. Das scheint den Beiden irgendwie in die Wiege gelegt worden sein. Auch deswegen verstehen sie sich wohl so gut: Sie können jeweils nachvollziehen, was den anderen umtreibt. „Auch wenn wir nicht bis ins letzte technische Detail Bescheid wissen, aber wir wissen, was dem anderen täglich begegnet“, sagt Dina Reit.

Liebe auf den ersten Blick – immer noch frisch

Selbst begegnet sei man sich eher zufällig, im Jahr 2015, in Frankfurt. Irgendwie scheint es doch Liebe auf den ersten Blick gewesen zu sein, auch wenn das erste gemeinsame Essen „in einem scheußlichen Imbiss am Frankfurter Hauptbahnhof“ stattfand, wie sich beide laut lachend erinnern. Man landete noch in einer Bar, „da wurden wir spät in der Nacht als letzte Gäste quasi rausgekehrt“, erzählt Dina, die damals noch studierte. Serge fuhr zurück nach Süddeutschland, dann wurde jeden Abend lange telefoniert. Das nächste Date in Frankfurt war schon wesentlich romantischer, fand im Museum statt, „sie trank Tee, ich Kaffee“, erinnert sich Serge, „und beim ersten Morgen-Sonnenstrahl haben wir uns auf dem Frankfurter Römer geküsst.“

Das Gefühl von damals scheint noch frisch zu sein, so wie sich die beiden anstrahlen. Es folgte eine kurze Fernbeziehung, dann kam Serge nach Frankfurt. „Wir sind dann gleich zusammengezogen, obwohl ich so etwas gar nicht unbedingt geplant hatte“, so Dina. 2018 wurde geheiratet, Dina absolvierte noch ein lange geplantes Auslandssemester in Frankreich, „ach, ich hab´ immer so geheult, wenn er wieder weggefahren ist“, erzählt sie. Dennoch: Alles hielt, Dina hatte sich mit ihrem Vater mittlerweile geeinigt, dass sie die Firma Stück für Stück übernehmen würde, die beiden Generationen ließen sich professionell zur Unternehmensnachfolge beraten.

Wagnis in Wiesbaden

Die Pendelei aus Frankfurt nach Wiesbaden wurde bald lästig, das Ehepaar zog in die Landeshauptstadt und Serge wagte den Schritt in die Selbstständigkeit. „Dann aber kam Corona“ – das war nicht ganz so einfach, bekennt Serge. Er kannte die Stadt noch nicht, hatte erstmal auch wenig Chancen, sie kennenzulernen, saß allein im Homeoffice und tüftelte noch an der zündenden Idee.

Auch diese Phase haben Dina und Serge überstanden, das Startup feierte seinen Erfolg, auch in der Unternehmensnachfolge klappte es prima.

Mittlerweile ist SK Laser auch durch die innovative Nutzung sozialer Medien bekannt. Dina Reit berichtet als Maschinenbau-Influencerin sehr persönlich von ihren Erfahrungen und Erlebnissen und macht in ihren farbenfrohen Businessklamotten immer eine gute Figur vor der Kamera, wird auch als junge Unternehmerin oft zitiert und befragt, gewinnt Preise.

Rare Zweisamkeit

Bleibt da noch Zeit für Privates bei so einem zielstrebigen Dual-Career-Couple? Nicht viel, sagen beide, aber sie haben Spaß an ihrer Arbeit, die sie jeweils als sehr sinnvoll erachten. Klar sei der Alltag anstrengend, „aber es lohnt sich doch.“

Am gleichen Strang

Wenn sie Zeit haben, dann kochen sie gemeinsam gerne und gut, am liebsten mit frischen Zutaten vom Wiesbadener Wochenmarkt, genießen Wein aus dem Rheingau – gerne zum Beispiel auf dem Neroberg im „Chateau Nero“ oder direkt beim Winzer, legen mal ein Wanderwochenende ein – oder besuchen die Fasanerie. „Das lieben wir“, strahlen beide, „die niedlichen Esel, der weiße Fuchs…“ Und vor allem: Sie ziehen am gleichen Strang. „Wir sind immer füreinander da, haben großen Rückhalt in unseren Familien, und wir haben eine sehr ähnliche Art, das Leben zu verstehen.“