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sensor-Wochenendfahrplan: Feierlaune, Geschichtsstunden, Kunstbetrachtungen

Eva Kleser und Daniel Fröhlichen feiern 2 Jahre „Leib & Seele“.

Von Dirk Fellinghauer. Fotos Veranstalter.

Eine ansteckend fröhliche Gastronomin feiert an diesem Wochenende Zweijähriges – genau das Richtige im grauen düsteren November. Eva Kleser (Foto, mit ihrem Küchenchef Daniel Fröhlich) veranstaltet zum 2. Geburstag ihres „Leib & Seele“ am Sonntag den 1. Winter Weinmarkt. Und auch sonst gibt es an diesem Wochenende in Wiesbaden viel zu feiern, zu hören, zu lernen …

 

FREITAG

Präsentation Stadtenwicklungskonzept: Nach rund zweieinhalb Jahren geht der Stadtentwicklungs- und Beteiligungsprozess Wiesbaden 2030+ nun in die Endphase: Der Entwurf des Integrierten Stadtentwicklungskonzeptes steht. Am Freitag, 10. November, 17 bis 19 Uhr, wird er im Festsaal des Rathauses, Schlossplatz 6, vorgestellt und diskutiert. Alle Interessierten sind willkommen. Der aktuelle Statusbericht kann vorab und natürlich auch anschließend hier heruntergeladen werden

„Der Fall Timo Rinnelt“: Mit dem „Fall Timo Rinnelt“ begann beim Deutschen Fernsehfunk der DDR eine neue Sendereihe: „Kriminalfälle ohne Beispiel“. In den einzelnen Folgen sollten reelle Kriminalfälle thematisiert werden, die in Ländern wie der BRD für großes Aufsehen sorgten und Ansatzpunkte lieferten, die kapitalistische Gesellschaft kritisch zu betrachten. Autor Frank Witzel, diesjähriger Kurator der Wiesbadener Literaturtage, und der Historiker Philipp Felsch wenden sich im Gespräch dem Fall Timo Rinnelt zu. Sie präsentieren die Erstsendung von 1967 und Ausschnitte aus zwei Sendungen von 1969. Die Handlung dieses ersten Falls setzt am 13. Februar 1964 ein. Handlungsort ist Wiesbaden. An diesem Tag verschwindet der sieben Jahre alte Timo Rinnelt spurlos. Nachmittags spielte er noch vor seinem Elternhaus, doch als ihn die Mutter bei Anbruch der Dunkelheit hereinrufen will, ist Timo nicht aufzufinden. Die Eltern informieren die Polizei über das Verschwinden ihres Sohnes, und die Suche nach dem Jungen wird aufgenommen. Der Film, der auch eine Fortsetzung erfuhr, besticht mit verwegenen ideologischen Kurzschlüssen, kühnen Wiesbaden-Ansichten und betörenden Bildern der Landeshauptstadt. Um 19.30 Uhr bei voraussichtlich großem Andrang im Caligari: rechtzeitig hingehen!

Armin Töpel: „Nur für kurze Zeit – alles gloffe?“ Was soll das dann heißen? Das erfahren Kleinkunstfreunde heute Abend im Theater im Pariser Hof.

Comedian Jörg Becker: „Das Lesen der Anderen“: „Niveauvolle komische Unterhaltung. Mit viel Lustig“ verspricht Jörg Becker heute um 20 Uhr im Tschillma in der Adolfstraße.  Er liest unfassbar komische Geschichten u.a. von Horst Evers, Harald Martenstein, Robert Gernhardt, Marc-Uwe Kling. Sie drehen sich um Fragen, die uns alle beschäftigen. Fragen wie: Was tun, wenn man nachts bei Ebay aus Versehen einen Traktor ersteigert hat? Und warum haben Waschmaschinen ein Programm „Handwäsche”? Mit wortreicher Mimik, Gestik und Hektik haucht Jörg Becker den Geschichten Leben ein.: Als gebürtiger Hesse ist Jörg W.Becker kein Mann von wenig Worten. Schon im frühen Kindesalter entdeckte er Worte als Mittel zur Sprache und entwickelte sich zum ausgesprochenen Sprachtalent. Heute spricht er in über zwanzig Ländern fließend Deutsch. Zunächst hat er sich erfolgreich der Juristerei abgewandt. Bis dahin las er komische Rechtstexte. Heute liest er recht komische Texte.  Für das leibliche Wohl sorgen Peters frische Aufstrich-Brotchen. Zu trinken gibt es ganz besondere Limonaden kleiner Hersteller, die nicht im Supermarkt zu finden sind – pur oder als Longdrink-Variante. Craftbeer-Freunde können sich auf ein karamellig malziges Märzen und ein süffiges Helles aus Mainz freuen.

SAMSTAG

Jugend-Info-Börse Hessen total international: Insgesamt 30 Anbieter und Institutionen informieren von 10 bis 16 Uhr im Kulturforum am Dern´schen Gelände über Jugendbegegnungen, Freiwilligen¬arbeit, Friedensdienste, Schüleraustausch, Praktika, Au-Pair und Work & Travel-Aufenthalte. Darüber hinaus kann man sich auch zu Stipendien, Auslands-BAföG und anderen Finanzierungsmöglichkeiten beraten lassen. Vor dem Hintergrund des großen Erfolges von „Hessen total international“ in den letzten Jahren werden auch in 2017 wieder rund 1.000 Besucher erwartet. www.hessen-total-international.de

Schneewittchen & die 7 Zwerge: Ja, ist denn schon Weihnachten? Im Velvets Theater durchaus. Denn dort feiert das diesjährige Weihnachtsmärchen, genauer gesagt: „Schneewittchen & die 7 Zwerge“, natürlich nach dem Märchen der Gebrüder Grimm, aber neu inszeniert von Dana Bufková, seine Premiere. Wer kennt nicht die Geschichte der schönen Königstochter, ihrer neidischen Stiefmutter, den sieben lustigen Zwergen sowie dem Prinzen, der dem Ruf seines Herzens folgt… und bei den Velvets sind die sieben Zwerge kunstvoll gearbeitete Puppen, die farbenfroh um 17 Uhr (sowie am 9. Dezember, 17 Uhr, und 28. Dezember, 15 Uhr) mit viel Magie und Poesie auf die Bühne gebracht werden.

Yuliya Lonskaya: Nach dem großen Erfolg ihres Auftritts mit Lulo Reinhardt im Theater im Pariser Hof präsentiert Yuliya Lonskaya dort nun ihr erstes Soloprogramm. Sie ist Preisträgerin mehrerer europäischer Gitarrenwettbewerbe und die erste Gitarristin aus Weissrussland, die im Tschaikowski-Konzertsaal der anspruchsvollen Moskauer Philharmonie spielte. Zu ihrem Repertoire zählen Interpretationen von Werken des Barock und der Romantik bis hin zur von Folk und Ethno geprägten Musik der Moderne. In ihrem Soloprogramm präsentiert sie eine Mischung von leidenschaftlicher spanischer bis melancholischer russischer, von der sinnlichen argentinischen bis zur feurigen brasilianischen Musik. Als Gast an diesem Abend begleitet Yuliya die klassische Akkordeonistin und Violinistin Clara Holzapfel, im Rhein-Main-Gebiet vor allem durch das Duo Claste und Denis Wittberg und seine Schellack-Solisten bekannt.

Abschluss Literaturtage mit Gerhard Roth: zum Abschluss der Literaturtage in Wiesbaden ist der große österreichische Schriftsteller Gerhard Roth am Samstag, 11. November um 19.30 Uhr im Literaturhaus Villa Clementine zu Gast. Der Abend umkreist Gerhard Roths Kosmos in Gesprächen, Selbstauskünften und Lesungen. Frank Witzel spricht mit dem Autor und seinem Lektor Jürgen Hosemann vom S. Fischer Verlag. Christian Brückner, Kurator der Wiesbadener Literaturtage 2015, liest aus Roths Büchern. Eine gute Gelegenheit, Gerhard Roth und sein umfangreiches Werk neu zu entdecken.

Wiesbaden feiert:  Auch wenn sich anderslautende Gerüchte hartnäckig halten: Wiesbaden feiert! Generell und ganz besonders in der gleichnamigen Partynacht, die mit nur einmal Eintritt zahlen die Türen in ganz viele und total unterschiedliche Locations der Stadt öffnet. Bars, Clubs, Kneipen, Restaurants – alle machen mit, und alle denken sich etwas Besonderes aus. Der „sensor-Floor“ führt euch im Kulturpalast in die „80er/90er Reloaded Welt“, weitere Spots sind Park Café, Eimer, Badhaus.Bar, Lenz und und und. www.wiesbaden-feiert.de

Zum letzten Mal: Sand in the Eyes: Der libanesische Künstler Rabih Mroué beschäftigt sich seit vielen Jahren mit den Bildern von Gewalt, den Mechanismen von Märtyrerkult und politischer Propaganda. Er sammelt Materialien, zerlegt und überschreibt sie und schafft Arbeiten für die Bühne, Installationen und Texte, die hinterfragen wie Bilder und Geschichten konstruiert und instrumentalisiert werden. Im Sommer letzten Jahres begann er eine Recherche zu den Rekrutierungsvideos islamischer Extremisten in Hessen. Er sammelte Videos und führte Gespräche mit dem Verfassungsschutz. Sie bilden das Material für seine neue Arbeit „Sand in the eyes“, heute zum letzten Mal in der Wartburg.  Es sind Videos, die speziell auf die Sehgewohnheiten von Jugendlichen zugeschnitten sind. Sie spielen mit den Grenzen dessen, was wir sehen wollen und ertragen können.

SONNTAG

StadtteilHistoriker – Bierstadt unterm Hakenkreuz: Gerhard Valentin wurde 1940 in Bierstadt geboren, wuchs dort auf, besuchte die Schule, wurde dort konfirmiert und später getraut. Valentin stieß bei Geschichtsforschungen über seinen Heimatort auf Lücken, besonders in der Zeitspanne von 1933 bis 1945, die er zun füllen versuchte.  Valentin sammelte Berichte, Reportagen oder Veröffentlichungen über das „Dritte Reich“ auch in und aus Bierstadt. „Den letzten großen, für mich sensationellen Fund allerdings machte ich 2011. Unter Bergen von alten Büchern, Heften und sonstigen Drucksachen fand ich in einem Keller ein nahezu komplettes ,Namensverzeichnis der ehemaligen Mitglieder der NSDAP und ihrer Gliederungen‘ und zwar von ganz Wiesbaden, einschließlich der Vororte“, beschreibt Valentin, dessen Vater überzeugte Nationalsozialist war, seinen Fund. Er sprach mit Zeitzeugen und wertete das Fotoarchiv seines Vaters aus. Die Ergebnisse veröffentlicht StadtteilHistoriker Gerhard Valentin in einer Broschüre Wider das Vegessen und präsentiert sie heute um 11 Uhr in einem sehr tiefsinnigen Vortrag im SAM, dem Stadtmuseum am Markt unter dem Dern´schen Gelände.

„Der Kaiser kommt nicht mehr – Gegenwart und Zukunft einer alten Kurstadt“: Kein Jahrhundert hat Wiesbaden so sehr geprägt wie das „lange“ 19. Jahrhundert – „Weltkurstadt“ zu sein, dies ist schon etwas. Im Kurwesen liegt aber schon lange nicht mehr die Zukunft. Wiesbaden hat sich in zwei Jahrhunderten vielfach gewandelt. Wo stehen wir heute – was sind die Identität und die Besonderheiten der Stadt, die zwingend die Basis für weitere Entwicklung sein werden. Was können wir und müssen wir tun, dass Wiesbaden in vielem Sinne erfolgreich und zukunftsfähig ist. Diesen Fragen widmet sich Dr. Thomas Weichel in seinem Vortrag um 14.30 Uhr im Salon Carl Schuricht des Kurhauses.

EntdeckungsTour:  Bis zur Reformation begruben die Wiesbadener ihre Toten um die Mauritiuskirche, danach legten sie Begräbnisstätten am Rande der Stadt an, die im 19. Jahrhundert immer wieder erweitert und verlegt werden mussten. Als Grundeigentümer 1873 den Preis für das erforderliche Gelände in die Höhe trieben, setzte Oberbürgermeister Lanz die Anlage eines neuen Friedhofs durch, der sich zu einem der schönsten Friedhöfe Deutschlands entwickelte und auf dem zahlreiche Honoratioren, Industrielle und Prominente, darunter Oberbürgermeister Carl von Ibell, Kurdirektor Ferdinand Hey’l, Carl Schuricht, Walter Gieseking oder Helmut Schön, ihre letzte Ruhestätte gefunden haben. Die EntdeckungsTour startet am um 13 Uhr vor dem Hauptportal zum Nordfriedhof (Platter Straße, Endstation der Buslinie 6). Sie dauert etwa 2 – 2 ½ Stunden. Karten sind vor Ort zu haben.

Finissage:  Unter dem Motto VELBUELE zeigt der Kunstverein Bellevue-Saal in Wiesbaden Arbeiten der beiden Künstler Myriam Holme und Claus Stolz, deren Gemeinsamkeit das Interesse am Experimentieren ist. Myriam Holme beschäftigt sich mit der „erweiterten Malerei“, die sich ausdehnt, die Wand verlässt, den Raum erobert, und dabei verschiedene Materialien wie Glas, Plastik, Bambus Aluminium und Chemikalien integriert. Claus Stolz geht bei seinen Fotografien bis an die Grenzen des technisch und optisch machbaren: Das Fotomaterial platzt, verzieht sich, schmilzt, kristallisiert und bildet vielschichtige, reliefartige Struktur aus. Die Videomalerei „sabburabus“ und weitere Werke der beiden Künstler sind nur noch bis heute im Kunstverein Bellevue-Saal zu sehen. Die Künstler sind zur Finissage von 14 bis 18 Uhr anwesend.

Winter-Weinmarkt / 2 Jahre Leib & Seele: Seit  zwei Jahren verzaubert die angehende Sommelière  Eva Kleser als Chefin des Restaurants „Leib & Seele“ (im Gebäude der Volkshochschule, Wiesbaden) mit ihrem Lächeln und leckeren Speisen die Gäste. Das 2 jährige Jubiläum wird heute von 16 – 21 Uhr mit dem 1. Winter Wein Markt (auch am 10. Dez./ 14. Jan./ 04. Feb.) gefeiert.

Evi Niessner singt Edith Piaf: Einfach göttlich – Evi Niessner singt im Thalhaus am Sonntag, 12. November, um 18.00 Uhr Edith Piaf! Begleitet wird sie dabei von dem Konzertpianisten Thomas Teske.  Mit ihrer außergewöhnlichen Hommage „Chanson Divine“ setzt Evi Niessner dem Spatz von Paris ein Denkmal. Düster und rauchig, klar und energisch oder kraftvoll und mit Straßenschmutz auf der Stimme zelebriert sie ihr abgründig genussvolles Spiel von Melodram, Pathos und echtem Gefühl.

Shockheaded Peter kehrt zurück:  Nach einer gefeierten Aufführungsserie in der vergangenen Spielzeit ist um 19 Uhr das Musical »Shockheaded Peter« (nach Heinrich Hoffmanns »Struwwelpeter«) wieder im Großen Haus des Hessischen Staatstheaters Wiesbaden zu sehen.  Keimzelle allen Übels ist die Familie – zumindest in »Shockheaded Peter«, dem gefeierten Musical der Tiger Lillies nach dem Kinderbuch vom Struwwelpeter. In 10 Szenen voll schwarzem britischen Humor wird das häusliche Idyll nach allen Regeln der Kunst zerpflückt. Die berühmte Geschichte vom Struwwelpeter des Dr. Heinrich Hoffmann: Glanzstück der »schwarzen Pädagogik«, neu bearbeitet, auf die Spitze getrieben und mit Musik versehen. Das ergibt eine furiose Junk-Opera für Erwachsene. Mit ihrer Mischung aus Punk, Zirkusklängen und Bänkelsang sowie viel rabenschwarzem britischen Humor feiert die hinreißend erwachsenenzerreißende Show weltweit Erfolge