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Slutwalk, BH-Verbrennung, digitale Aufklärung, Kultur – Wiesbaden begeht vielfältig den Weltfrauentag

Von Samira Schwarz.

Am 8. März ist es wieder soweit: Weltfrauentag. Weltweit ein Anlass, um auf die besonderen Situationen von Frauen aufmerksam zu machen und für deren Rechte einzustehen. Auch Wiesbaden begeht, teilweise buchstäblich, den Weltfrauentag. Unterschiedliche Einrichtungen und Institutionen organisieren vielfältige Aktivitäten.

Die Veranstaltungsreihe startet mit dem Online-Vortrag „Von Stalking bis Hate Speech – Digitale Gewalt an Frauen“ am 8. März um 17 Uhr. Dort werden verschiedene Formen digitaler Gewalt sowie Präventions- und Gegenstrategien vorgestellt, an die eine Podiumsdiskussion anschließt. Interessierte können sich bis Dienstag, 8. März, 15 Uhr, hier anmelden. Eine Übersicht über alle Veranstaltungen und weitere Informationen zu den Angeboten sind ebenfalls auf der Website der Stadt zu finden.

Hilfen gegen die Hilflosigkeit

Wiesbadens Frauenbeauftragte Saskia Veit-Prang erklärt die Themenwahl: „Wenn Frauen und Mädchen sich in digitalen Räumen öffentlich äußern, erleben sie in deutlich erhöhtem Maß sexualisierte Gewalt und Anfeindungen. Oft fühlen sich die Betroffenen hilflos. Daher haben wir den Weltfrauentag dem Thema digitale Gewalt gewidmet, und dem, was jede und jeder Einzelne dagegen tun kann.“

„Gewalt gegen Frauen und Mädchen ist leider ein gegenwärtiges Thema. Nicht nur im realen Leben, sondern auch online sind Frauen und Mädchen Gewalt ausgesetzt. Das ist nicht hinnehmbar“, betont auch Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende die Wichtigkeit des diesjährigen Themas: „Wir als Stadt wollen dazu beitragen, über diese Form der Gewalt aufzuklären und Handlungsmöglichkeiten aufzeigen. Ich bedanke mich herzlich bei den Mitgliedern des Arbeitskreises, die die Angebote dafür geschaffen haben“.

Fachfrauen berichten aus der Praxis

Bei der von Kim Engels vom Frauenmuseum Wiesbaden moderierten Veranstaltung am 8. März wird nach Grußworten von Stadtverordnetenvorsteher Dr. Gerhard Obermayr, OB Gert-Uwe Mende und der Frauenausschuss-Vorsitzenden Mechthilde Coigné Dr. Marion Kamphans von der Gesellschaft für Kinder- und Frauenrechte gegen Gewalt und Vertretungsprofessorin für „Bildung und Diversity für Soziale Arbeit“ am Fachbereich Sozialwesen, Hochschule RheinMain einen Überblick über verschiedene Formen digitaler Gewalt sowie deren Ausmaß geben und Präventions- und Gegenstrategien nennen. Außerdem berichten die Sozial-, Theater- und Schreibpädagogin Mascha Holly und die Erziehungswissenschaftlerin, Soziologin und Fachberaterin für Psychotraumatologie Alisa Block von ihrer Arbeit zum Thema. Die beiden wurden vom Kommunalen Frauenreferat beauftragt, das Präventions- und Beratungsangebot in Wiesbaden auszubauen.

Slutwalk, Kurzfilme im Schlachthof, Musik, Malerei & mehr

Ein Slutwalk (Schlampenmarsch) startet am Weltfrauentag – Dienstag, 8. März – um 12 Uhr auf dem Bahnhofsvorplatz mit einer Rede von Barbara Wegener (das FRIEDAkomplott). Anschließend führt der Weg über den Ring und die Stadt und endet am Schlachthof. Dort folgt den ganzen Tag Programm, für alle Teilnehmer:innen mit Bändchen vom Slutwalk kostenlos. Um 15 Uhr wird in der Halle der Kurzfilm #stopcatcalling von Amanda von Wegen gezeigt. Im Anschluss zeigt „Der Kampf in mir“, von Susanne Anders die Situation einer alleinerziehenden Mutter, die versucht Arbeit zu finden, um ihre Lebenssituation und die des Kindes zu verbessern.

Ab 16.30 Uhr wechselt der Schauplatz ins Marleen im Lili. Es folgt Musik von Kamiimusiik und ein SektSpätStück mit Texten von June Till August um 17.15 Uhr. Zwischen 18 Uhr bis 19:30 Uhr zeigen die Künstlerinnen Alexa Sommer (Fotografie) und Lisa Kuntze (Malerei) ihre Werke, musikalische Unterhaltung gibt es vom TritonStudio. Außerdem gibt es noch eine Selfcare-Plakataktion statt. Zum Tagesabschluss findet um 19.30 Uhr die Premiere von „Hommage auf die Frauen“ von Emma & Co – die Theaterwerkstatt statt. Ab hier haben nur noch alle Frauen, also auch alle, die sich als Frauen identifizieren, Zutritt.

„Selfie“-Lesung für Mädchen ab 12 

Als Kooperationsveranstaltung zwischen dem Kinder- und Jugendzentrum Reduit, dem Amt für Soziale Arbeit und der Villa Clementine Wiesbaden findet am Internationalen Frauentag – 8. März – um 12 Uhr eine Jugendlesung für Mädchen ab zwölf Jahren im Kinder- und Jugendzentrums Reduit, Am Rheinufer in Kastel statt. Die Autorin Ilona Einwohlt liest aus ihrem Buch „Uncovered – Dein Selfie zeigt alles“. Sie führt in ihrem Roman eindrücklich auf, wie im Spiel mit sexy Bildern die Grenzen verwischen. Jugendgerecht thematisiert sie Aspekte wie Sexting, Cybermobbing, Zivilcourage und Rollenbilder. Aufgrund der aktuellen Situation wird um Anmeldung bei Rahel Schmidt, Koordinatorin Mädchenarbeitskreis Wiesbaden, Telefon 06134 186951, E-Mail rahel.schmidt@wiesbaden.de gebeten. Es wird empfohlen, eine FFP2-Maske zu tragen.

Feministischer Kampftag mit BH-Verbrennung

Zum feministischen Kampftag bittet eine Gruppe namens „Feminismus oder Schlägerei“ am 8. März um 18 Uhr auf den Luisenplatz, von wo aus um 18.30 Uhr eine Demo startet. Unter dem Motto „Flinta die kämpfen sind Flinta die leben“ sind alle Geschlechter willkommen, allerdings „keine Terf´s und Swerf´s“, zudem wird es einen „Flint Frontblock“ geben. Unter dem Motto „Bring your Bras“ sollen „symbolisch für unsere Freiheit“ BHs verbrannt werden – „Bringt was ihr nicht mehr tragt, let´s burn that shit down“, heißt es in der Ankündigung.

„Women Empowerment“ Dialog in der Mubarak Moschee

Auch die muslimische Frauenorganisation Lajna Imaillah der Ahmadiyya Muslim Jamaat Deutschland beteiligt sich seit vielen Jahren mit Veranstaltungen am Internationalen Frauentag. Dieses Jahr laden sie unter Motto: „Women Empowerment – Herausforderungen der heutigen Zeit“ zum Dialog ein. Die bundesweite Vorsitzende der Lajna Imaillah, Hamda Soosn Chaudhry fasst die Motivation für dieses Veranstaltungsthema zusammen: „Die Pandemie hat wieder einmal bewiesen, dass die Frau verantwortungsvoll alle Herausforderungen bewältigt. Die Frau selbst darf aber nicht zu kurz kommen. Deswegen sollten wir uns immer bewusst mit uns befassen. Was sind unsere Stärken? Wie schaffen wir die Herausforderungen? Der Austausch unter Frauen ist insbesondere in dieser Zeit essenziell. Wir müssen einander zuhören, füreinander da sein und voneinander lernen.“

Alle interessierten Frauen sind zur Hybrid-Veranstaltung in der Mubarak Moschee, Sommerstraße 13, 65197 Wiesbaden am 14. März um 17:00 Uhr eingeladen. Anmeldungen unter region-wiesbaden@lajna.de sind erwünscht.

Dokumentarfilme im Caligari – von politisch starken Frauen, sexuellen Übergriffen und der Frage „Was tun“

Das Caligari zeigt anlässlich des Internationalen Frauentags vier Dokumentarfilme, die eindrucksvoll zeigen, was es in der heutigen Welt bedeutet eine Frau zu sein. Den Anfang macht „Die Unbeugsamen“ von Torsten Körner am 8. März um 15.30 Uhr.  Der Filmemacher erzählt die Geschichte der Frauen in der Bonner Republik, die sich ihre Beteiligung an den demokratischen Entscheidungsprozessen gegen erfolgsbesessene und amtstrunkene Männer erkämpfen mussten. Um 20 Uhr zeigt „Woman“ die bemerkenswerten und alltäglichen Geschichten von zweitausend Frauen aus fünfzig Ländern. Dabei sprechen sie von Mutter Mutterschaft, Bildung, Sexualität, Ehe oder finanzieller Unabhängigkeit und über tabuisierte Themen wie Menstruation und häusliche Gewalt.

„The Case You“ erzählt am 13. März um 20 Uhr die Geschichte von Schauspielerinnen die Übergriffe sexueller und gewaltsamer Natur erlitten. In seinem Film „Was tun“ begibt sich Michael Kranz auf eine ungewisse Reise nach Bangladesch, auf der er immer tiefer in eine Welt eintaucht, in der Frauen und Mädchen ganz selbstverständlich als Eigentum betrachtet und misshandelt werden. Ebenfalls am 13. März um 20 Uhr.

 

Weitere Veranstaltungen, Aktionen und mehr zum Weltfrauentag:

„Die Frau im Jugendstil“ – Führung im Museum Wiesbaden

Das Museum Wiesbaden bietet am 8. März die Führung „Die Frau im Jugendstil – zwischen femme fatale, femme fragile und Heiliger“ durch die Jugendstilsammlung F. W. Neess an. Jugendstil, Jahrhundertwende und die Emanzipation der Frau gehen Hand in Hand – die Führung gibt dazu einen Überblick.

Reden, Infostände und mehr in der Wellritzstraße

Unter dem Motto: „Frauen nehmen Platz… in der Wellritzstraße“ finden viele kleinere Akionen im Rahmen des Weltfrauentages in Form von Reden, eventuell einer Gedenkminute, eines Infostandes, Aktion der „Kunst-Koffer“ und Verteilung von Informationen und Blumen in der Wellritzstraße statt. In der visuell männerdominierten Wellritzstraße ist es den Veranstalterinnen, Frauen aus verschiedenen sozialen Einrichtungen und Verbänden, darunter Kubis e.V., ver.di, KiEZ Westend, Kinder- und Jugendzentrum Westend und der Bund der Arbeiter aus der Türkei, ist es ein Anliegen, dass Frauen an diesem Tag in den Fokus rücken und sich ihren Platz nehmen. Darüber hinaus ist das Ziel miteinander ins Gespräch zu kommen und gemeinsam Wege zu finden, die Sicherheit, das Wohlbefinden und die Präsenz von Frauen in der Wellritzstraße nachhaltig zu stärken. Start ist um 14.00 Uhr an der Gedenkstelle des Anfang letzten Jahres verübten Femizids in der Wellritzstraße 4.

Blaue Stunde auf Radio Rheinwelle

Der Weltfrauentag ist auch Thema der Sendung „Die blaue Stunde“ von und mit Jutta Szostak und ihren Gästen am Montag, 14. März, um 18 Uhr auf Radio Rheinwelle.

(Bilder: Veranstalter)