Nach der gelungene Premiere Ende September – der Wiesbadener Kurier spürte „Kreative Energie im vollbesetzten Raum“ – geht „Der visionäre Frühschoppen“, die neue gemeinsame Veranstaltungsreihe von Walhalla und sensor, in die zweite Runde. Am Sonntag, 24. November, ab 12 Uhr stellen Wiesbadenerinnen und Wiesbadener, die etwas bewegen wollen, im faszinierenden Ambiente des Walhalla-Spiegesaals ihre Visionen aus und für Wiesbaden vor und zur Debatte. Diesmal dreht sich bei dem Format, das Frühschoppen, Talkshow, Kunst, Kultur und Think Tank vereint, alles um „Stadt(t)räume – was geht, Wiesbaden?“ – und damit um die (Rück-)eroberung und Gestaltung von öffentlichem Lebensraum in unserer Stadt. Spannende Podiumsgäste werden erwartet, „Die visionäre Minute“ gibt außerdem wieder jedem im Publikum Gelegenheit, seine ganz persönliche Vision zum Thema in 60 Sekunden vorzustellen.
Das Tagesthema wird aus ganz unterschiedlichen Blickwinkeln beleuchtet, weil die Podiumsgäste ganz unterschiedliche Perspektiven einbringen. Hans Reitz (YY/Grameen Creative Lab) geht im Kleinen und im Großen an Grenzen, um unsere Stadt lebens- und liebenswerter zu machen. Vom Buntbemalen plattgetretener Kaugummis auf dem Pflaster bis zum verzaubernden Gastspiel des Cirque Bouffons inklusive Komplettverwandlung des Spielortes Reisinger Anlagen reicht die Palette seiner unerschöpflichen Ideen. Stefan Grötecke hat den Ort, wo irgendwann mal Elitestudenten ihr Rüstzeug bekommen sollen, Künstler und Kunst angesiedelt und im Alten Gericht eine besondere Atmosphäre geschaffen – wenn auch auf Abruf. „Projekt 48“ steht für die Kündigungsfrist von 48 Stunden. Wenn heute die EBS sagt, dass sie die Räume nutzen will, müssen die Künstler innerhalb von 48 Stunden raus aus dem abgefahrenen Haus.
Raus aus ihrem Haus muss vielleicht auch die von kaum zumutbaren Wohn(ungs)zuständen leidgeprüften „Siebener WG am Marktplatz“ – dann, wenn es nicht zur dauerhaften Einigung mit den Vermietern, der stadteigenen Wohnbaugesellschaft GWW kommt, und damit studentischem Leben mitten in der Stadt der Garaus gemacht werden würde. Sebastian Geissler wird als einer der sieben Bewohner berichten, was das Wohnen in dieser besonderen WG bedeutet – und was das Aus dieser WG bedeuten würde. Leander Rubrecht ist der Mann in der Stadt, wenn es um (kulturelle) Zwischennutzung leerstehender Gewerbeflächen geht. Gerade hat er mit Kaiser & Cream einen neuen Ort geschaffen, von dem aus er in die und für die Stadt wirken will. Spannend ist das immer, wie sein Vortrag zeigen wird. Mareike Buchmann plant einen besonderen Spaziergang – mit ihrem Wiesbaden/Mainzer Künstlerkollektiv hat sie den erstmals ausgeschriebenen städteübergreifenden Förderpreis „Brückenschlag Mainz/Wiesbaden“ gewonnen und will nun bei einer Inszenierung im öffentlichen Raum Passanten zum Publikum machen. Was genau sie vorhat und wie, erzählt sie beim „visionären Frühschoppen“, der von sensor-Chefredakteur Dirk Fellinghauer moderiert wird. Ein Dauerthema ist die Nutzung des Veranstaltungsortes selbst, des Walhalla Theaters, weshalb Theaterleiterin Sigrid Skoetz Einblicke in die schwierige Situation dieser Kultureinrichtung geben wird.
„Die visionäre Minute“ gibt wieder allen im Publikum Gelegenheit, ihre ganz persönliche Vision für Wiesbaden vorzustellen – in 60 Sekunden. Wie gut das geht, zeigten beachtliche 13 Beiträge bei der Premiere, die unter anderem zu diesen Publikumsstimmen führte: „Geniales Format!“ – „Ich fand den Vormittag großartig und war danach so inspiriert und von Wiesbaden begeistert, wie schon lange nicht mehr. Danke für dieses bereichernde Event“ – „Toller Kick off“ – „Tolles Format, das wird was für Wiesbaden“ – „Freue mich, dass es ein lebendiges Forum gibt und bin neugierig“ – „Das Format an sich ist schon eine lebendig gewordene Vision für Wiesbaden“ – „Das alles hat mich wahnsinnig inspiriert! Ich hab´ zum ersten Mal das Gefühl gehabt, es gibt noch andere Menschen mit Sehnsüchten in dieser Stadt.“ Natürlich gab es auch kritisch-konstruktive Stimmen, wer macht schon (auf Anhieb) alles perfekt? Darüber freuen sich die Veranstalter genauso und wollen noch besser werden. Dazu gehört, dass der Eintritt, mit dem bei der Premiere vor allem die Liveband finanziert wurde, für diese Ausgabe auf 3 Euro gesenkt wurde.
Am Sonntag, 24. November, um 11.30 Uhr öffnen sich die Türen zum Walhalla in der Mauritiusstraße, mitten in der Stadt seitlich vom Mauritiusplatz. Besucher können die Finissage der Fotoausstellung „The Tragedy of Othello. The Moor of Venice“ der Berliner Künstlerin Marie Zbikowska anschauen, außerdem läuft ein Film-Zusammenschnitt der Frühschoppen-Premiere im September. Vor und nach der Veranstaltung besteht Gelegenheit zum fruchtbaren Netzwerken. Und als kleine Überraschung ist im Rahmen der Veranstaltung „Erleuchtung garantiert“ …
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– Fotos (c) Simon Hegenberg –