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Trauer um Hildegunde Rech – Freundliche Kämpferin für die Belange von Jugendlichen und Schwachen

Das „soziale“ Wiesbaden trauert um Hildegunde Rech. Die langjährige Leiterin der Jugendarbeit im Wiesbadener Amt für soziale Arbeit ist im Alter von 66 Jahren verstorben – nach schwerer Krankheit, aber trotzdem völlig plötzlich und unerwartet. Am vergangenen Freitag ist sie friedlich eingeschlafen. Ihr Kollegen-, Freundes- und Bekanntenkreis und ihre vielen Weggefährten sind erschüttert und tieftraurig. Wiesbaden verliert eine engagierte und unermüdliche Kämpferin für die Belange der Jugend und ganz generell für soziale Anliegen und für die Schwächeren in unserer Gesellschaft, eine Kämpferin für Menschlichkeit und Miteinander.

Vieles in der Stadt geht auf ihr Konto, weil sie es selbst erfunden oder zumindest die Wege geebnet hat – die Aktionswoche „Wiesbaden engagiert“ , die in diesem Jahr 15. Geburtstag feierte, ebenso wie zum Beispiel das Programm „Wiesbaden international“, das Kinder und Jugendliche über Auslandserfahrungen auf eine globalisierte Welt vorbereiten soll, oder das international bekannte Graffiti-Festival „Meeting of Styles“. Hier erfuhr sie bei der diesjährigen Ausgabe eine besondere Würdigung. Der aus Mailand stammende Graffitikünstler Matteo De Martin Pinter, Künstlername Mate, verewigte sie mit einem riesigen Graffito am Brückenkopf in Mainz-Kastel. Dort versammelten sich am Montagabend engste Kollegen und Freunde zum gemeinsamen Gedenken, legten Blumen nieder und entzündeten Kerzen.

Der Aufbau der „Mobilen Jugendarbeit“, das Angebot „Schöne Ferien vor Ort“ oder die Weiterentwicklung der Familienkarte gehören ebenso zu ihren Verdiensten. Dazu kommen natürlich unzählige kleinere Projekte und „Einzelfälle“, denen Hildegunde Rech über Jahre und Jahrzehnte ihren Stempel aufgedrückt hat, für die sie sich mit ihrer unvergleichlichen Art unermüdlich eingesetzt hat.

Hildegunde Rech war eine herzensgute Frau, sprühte vor Humor und Energie, war bekannt für ihr verschmitztes Lächeln und für ihr herzhaftes Lachen. Sie war aber auch entschlossene Kämpferin mit rebellischem Geist – und mit Durchsetzungskraft. Vieles, was heute der Landeshauptstadt Wiesbaden gut tut, hat sie – als Mainzerin – beharrlich und überzeugend erstritten. Eigentlich hätte sie mit Vollendung ihres 65. Lebensjahres in den wohlverdienten Ruhestand gehen sollen. Sie verlängerte ihre Dienstzeit um ein Jahr – um noch Dinge „zu ordnen“, wie sie sagte. Sie hat bis zuletzt vieles „geordnet“, veranlasst und bewegt – und hinterlässt nun doch eine riesige Lücke, die schwer zu schließen sein wird.

„Ihr Einsatz für die jungen Menschen in unserer Stadt war beispielhaft“

„Mit ihrer Tatkraft, Kreativität, Lebendigkeit und Energie hat sie uns inspiriert und mitgerissen. Ihr Einsatz für die jungen Menschen in unserer Stadt war beispielhaft“, würdigten Sozialdezernent Christoph Manjura und Christa Enders, Leiterin des Amtes für soziale Arbeit, heute gemeinsam die Verstorbene. Hildegunde Rech habe sich „stets dafür eingesetzt und Lösungen kreiert, damit junge Menschen unabhängig von ihrer Herkunft, ihres Bildungsstands und ihrer finanziellen Situation an den Angeboten und Chancen, die Wiesbaden bietet, teilhaben können“. Auch Manjura und Enders erinnern daran, dass Rech alles andere als „einfach“ war: „Wenn ihr etwas wichtig war, dann konnte sie sehr unbequem sein. Zweifelsohne war Hildegunde Rech eine Person mit Ecken und Kanten, eine mit der man streiten konnte. Aber auch diejenigen, die in der Sache nicht ihrer Meinung waren, zeigten stets Respekt für ihr Engagement in der Sache – und ihre Hartnäckigkeit.“

Fast vierzig Jahre tätig im Dienste der Stadt

Hildegunde Rech hat ihren beruflichen Weg, so ist in dem gemeinsamen Nachruf von Manjura und Enders zu lesen, als junge Sozialarbeiterin 1980 im Amt für Soziale Arbeit begonnen, damals als Bezirkssozialarbeiterin in der AG Soziale Brennpunkte, und war zunächst tätig in der damaligen Obdachlosensiedlung Wachsacker. Es folgten Etappen als Arbeitsgruppenleiterin, unter anderem für Dotzheim und Schelmengraben, und als Vorsitzende des Personalrats Stadtverwaltung, bevor sie 1991 die Leitung der Abteilung Jugendarbeit im Amt für Soziale Arbeit übernahm.

Am 22. November sollte Hildegunde Rech mit einer großen Feier im Jugendzentrum Reduit in den Ruhestand verabschiedet werden, die Vorbereitungen waren bereits im Gange. Nun müssen sich alle, die sie kannten, schätzten und liebten, für immer von ihr verabschieden. Eine Gedenkveranstaltung soll es geben, möglicherweise an diesem Tag. (Dirk Fellinghauer/Foto Michael Link)