Von Dirk Fellinghauer (Text und Fotos).
Letzte Blicke auf und in ein markantes Wiesbadener Gebäude. Das „American Arms Hotel“ in der Frankfurter Straße wurde am Freitagnachmittag zum letzten Mal geöffnet, bevor in Kürze die Abrissarbeiten beginnen und bis voraussichtlich Mitte 2021 ein neuer Gebäudekomplex entstehen soll. Die Stadtentwicklungsgesellschaft SEG und der Ortsbeirat Südost hatten Anwohner zum „Nachbarschaftsfest“ eingeladen.
Rund 120 Interessierte schauten vorbei und schauten sich – manche wehmütig und nostalgisch, andere (vor)freudig auf das, was kommt, alle zusammen fasziniert – das seit 2017 leer stehende Gebäude mit „Lost Places“-Appeal, das lange im Besitz der US Army war und zuletzt als Flüchtlingsunterkunft diente. Berührende Spuren dieser letzten Nutzung finden sich noch im Erdgeschoss, unter anderem mit zurückgelassenen Zeichnungen und Texten von Kindern und Jugendlichen an den Wänden.
SEG-Geschäftsführer Roland Stöcklin und Kollegen erklärten im einstigen Hotelcasino bei vom Ortsbeirat spendierten Suppen und Getränken – just an dem Tag, an dem das Bundesfinanzministerium grünes Licht für den Kauf der Liegenschaft durch die Landeshauptstadt Wiesbaden gegeben hatte – geduldig allen, die nicht verstehen können, dass man ein so einzigartiges Gebäude abreißt: Man habe einen Erhalt durchaus geprüft, der nun beschlossene Weg sei aber aus diversen Grünen quasi „alternativlos“.
Einen ersten Eindruck, wie das in Anlehnung an das ursprünglich hier ansässige Hotel „Quartier Kaiserhof“ genannte Areal künftig aussehen soll, vermittelte eine Informationstafel mit einer Abbildung des Siegerentwurfes für das erste Kapitel der neuen Geschichte auf dem Zwei-Hektar-Areal.
Nahversorger Seniorenappartments, aber keine Studibuden
Das Frankfurter Büro „happ architecture“ hat den Zuschlag bekommen in einem Wettbewerb mit sechs Teilnehmerbüros. Geplant ist ein 800-Quadratmeter-Nahversorger, „auf“ dem zunächst rund fünfzig barrierefreie Ein-Personen-Appartments in erster Linie für Senioren entstehen sollen. Insgesamt sind etwa 115 geförderte Wohnungen geplant. Der Gestaltungsbeirat wird in seiner öffentlichen Sitzung am 12. Dezember über die vorliegenden Pläne befinden. Ein Stück Stadt- und Weltgeschichte soll an der Frankfurter Straße künftig ebenfalls seinen Platz finden: eine kleinere Version des „Luftbrückendenkmals“, das in Frankfurt am Rande des Flughafens und in Berlin steht. Damit soll bewusst/er gemacht werden, dass seinerzeit, wie es SEG-Chef Roland Stöcklin am Rande des Nachbarschaftsfestes etwas zugespitzt ausdrückte, „von Wiesbaden aus der 3. Weltkrieg verhindert wurde“. Die Luftbrücke zur Versorgung der blockierten Stadt Berlin durch die West-Alliierten wurde 1948/49 von Wiesbaden aus organisiert.
Hier geht es zum sensor-Fotoalbum mit letzten Einblicken in das American Arms Hotel vor dem Abriss.
Was ist mit den versprochenen Ein- und Zweifamilienhäusern?