Wiesbaden geht baden, liebe sensor-Leser,
aber wo? Vor allem natürlich in den Schwimmbädern der Stadt, das ganze Jahr über und besonders gerne jetzt im Sommer in den Freibädern. Dieses Vergnügen hat seinen Preis, und der ist happig. 4,20 Euro müssen Erwachsene zahlen, die in den Freibädern Kleinfeldchen, Kallebad oder Maaraue ihre Bahnen ziehen wollen. Mit 8,20 Euro erkaufen die Wiesbadener, die lieber auf die Stadt herab als aufs Geld schauen, sich den Zutritt zum mondänen Sommergefühl im Opelbad. Wie herrlich wäre es doch, würde ein Fluss durch die „Wasserstadt“ Wiesbaden fließen, in den man nach Lust und Laune springen könnte. Wer zum Beispiel schon mal in Zürich war, weiß, wovon ich träume. Kein Badevergnügen, aber immerhin Abkühlung – vielleicht ja wenigstens für die Füße – verspricht das Projekt, für das derzeit buchstäblich ein beachtlicher Aufriss in unserer Stadt gemacht wird: „Bäche ans Licht“ heißt das Vorhaben, das die unterirdischen Fließgewässer sichtbar und erlebbar machen soll. Um was es genau geht, bringt unsere Titelgeschichte ans Licht.
Baden gehen könnte Wiesbaden im schlimmsten Fall mit dem Projekt Stadtmuseum. Das Grundstück, auf dem es entstehen soll – ein „Filetstück“ am Entree zur Prachtmeile Wilhelmstraße – wurde von der Stadt auf nicht gerade feine kommunalpolitische Art an den Investor OFB veräußert. Dieser präsentierte jüngst gnädig den Entwurf eines „Stararchitekten“, der nun aber nicht wie erhofft bejubelt wird. Die Glas-Stahl-Konstruktion stößt bei der Öffentlichkeit, Fachwelt und Rathausopposition auf – gelinde gesagt – wenig Gegenliebe, soll aber unter fragwürdigen Umständen nach Willen der Rathausspitze unbedingt gebaut werden. Wenn bei einem Projekt dieser Tragweite noch so viele Fragen offen sind (und immer neue auftauchen, bevor bestehende beantwortet sind), sollte man lieber innehalten, bevor Tatsachen geschaffen werden, die man später bereuen könnte.
Bei wohl wenigen aktuellen „Baustellen“ des Stadtgeschehens ist die Besinnung auf die Devise „Sorgfalt vor Schnelligkeit“ so angebracht wie bei diesem. Hier könnten die Stadtoberen vorbildlich zeigen, wie ernst es ihnen wirklich ist mit der Absicht, die Bürger bei Vorhaben, die uns alle betreffen und unser Leben und Lebensgefühl in dieser Stadt beachtlich beeinflussen, tatsächlich „mitzunehmen“ und sich die Gestaltung zentraler öffentlicher Räume nicht von renditegetriebenen Investoren diktieren zu lassen.
Mit einer guten Nachricht verabschiede ich mich in die sensor-Sommerpause*: Wiesbaden nimmt in diesem Jahr erstmals am „Stadtradeln“ teil. Wir finden das so klasse, dass wir gleich mit einem eigenen sensor-Team an den Start gehen. Mein Tipp und meine Einladung: Radeln Sie mit (uns)! Lesen Sie mehr dazu auf Seite 17, und kommen Sie gut durch den Sommer.
Bewahren Sie einen kühlen Kopf!
Dirk Fellinghauer – sensor-Wasserratte
* Der Sommer-sensor bringt Sie durch die Monate Juli und August, im September melden wir uns mit dem monatlichen Erscheinungsrhythmus zurück. Ach ja: Im August gibt es zwar keinen sensor, aber ein sensor-Fest: Gemeinsam mit dem Kulturpalast feiern wir am 2. August die „Sommerfrische“. Sehen wir uns auf dem Sonnendeck?