Mit der heutigen Entscheidung dürfte das Aus für die Veranstaltung in Wiesbaden besiegelt sein, und der „Ball des Sports“ am 16. Juli 2022 im RMCC auf absehbare Zeit der letzte in der Landeshauptstadt sein.
Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende, der sich wiederholt öffentlich für den Verbleib des Balls in Wiesbaden ausgesprochen hatte, hat abweichend von der Magistrats-Mehrheit gestimmt. „Der Ball des Sports ist eine Flaggschiff-Veranstaltung für die Landeshauptstadt und ein Aushängeschild für die Leistungsfähigkeit des RheinMain CongressCenters (RMCC). Seine positive Wirkung ist nicht in Euro und Cent auszurechnen. Ich bedauere die Entscheidung des Magistrats sehr“, sagt Mende. Mit seiner Aussage macht der Oberbürgermeister von seinem Recht in der Hessischen Gemeindeordnung (HGO) Gebrauch, eine von der Auffassung des Gemeindevorstands abweichende Meinung zu vertreten.
Die Vorlage sah vor, den Ball des Sports auch künftig in Wiesbaden stattfinden zu lassen. Der städtische Finanzierungsbeitrag für den Ball des Sports war im Rahmen der Haushaltsberatungen verringert worden. Das hätte das Aus für die Veranstaltung in Wiesbaden bedeutet. Dem Land Hessen ist es jedoch gelungen LOTTO Hessen GmbH dafür zu gewinnen, dass die Deutsche Sporthilfe in den kommenden Jahren 400000 Euro jährlich als Zuschuss erhält. Hinzu wären außerdem 200000 Euro aus Spielbankmitteln gekommen. Zusätzlich wollte das Dezernat des Bürgermeisters und Wirtschaftsdezernenten dem Ball des Sports für fünf Jahre einen jährlich Zuschuss von rund 248000 Euro aus eigenen Budgetmitteln gewähren. Diesem Finanzierungsmodell hat der Magistrat nicht zugestimmt. Das bedeutet, dass der Ball des Sports künftig aller Voraussicht nach nicht mehr in Wiesbaden stattfinden wird.
Die Volt-Fraktion in der Wiesbadener Stadtverordnetenversammlung meldete sich heute mit der Meldung, dass sie weiter zu den – vom Haushalts- und sich anbahnenden Koalitionsbündnis aus Grünen, SPD, Linke und Volt gefassten – Beschlüssen des aktuellen Haushalts steht und Steuergelder für den Ball des Sports ablehnt. Volt erachtet die städtischen Ausgaben dafür als zu hoch und fordert eine Finanzierung ausschließlich durch Sponsorengelder.
„Wir begrüßen es grundsätzlich, Großveranstaltungen in unserer Stadt durchzuführen, weil es sich dabei um aktive Wirtschaftsförderung handelt. Vom Ball des Sports haben die meisten Wiesbadenerinnen und Wiesbadener jedoch nichts. Deshalb setzen wir uns für eine Finanzierung ausschließlich durch Sponsoren ein“, erläutert Achim Sprengard, wirtschaftspolitischer Sprecher der Volt-Fraktion. Darüber hinaus kritisiert die Fraktion die scheinbar nicht korrekte Sitzungsvorlage vom Wirtschaftsdezernat: „Laut dieser Vorlage sind die Sponsorengelder von Lotto Hessen angeblich an den Standort Wiesbaden gebunden. Nach Presseberichten wird dieser Standortfaktor von Lotto Hessen bestritten und steht somit entgegen der Aussagen vom Wirtschaftsdezernat.“
Volt setzt sich darüber hinaus dafür ein, die Überleitungsmittel, die das Wirtschaftsdezernat für den Ball des Sports nutzen möchte, stattdessen für die im Haushalt vereinbarten Projekte für die Bürgerinnen und Bürger zu verwenden.
FDP kritisiert Entscheidung mit markigen Worten
Zum heutigen Beschluss des Magistrats, die künftige Ausrichtung des Balls des Sports im RMCC trotz eines deutlich verringerten städtischen Zuschusses zu verweigern, erklärt der Fraktionsvorsitzende der FDP-Rathausfraktion Christian Diers mit markigen Worten: „Das Demontageprogramm des Linksbündnisses geht weiter. Nachdem die Grünen bereits die Wiesbadener Jugendwerkstatt aufspalten und sich des ungeliebten WJW-Geschäftsführers entledigen durften, darf die Linke nun den Ball des Sports versenken.“ Diers weiter: „Um das Wohl der Stadt geht es dem Linksbündnis schon vor Abschluss des Koalitionsvertrages nicht mehr, sondern allein um persönliche Rachefeldzüge und Befindlichkeiten. Die SPD und der Oberbürgermeister lassen das nicht nur geschehen, sondern wirken aktiv dabei mit.“
Die Wiesbaden Congress und Marketing WiCM habe die positiven Effekte des Balls des Sports auf den Kongressstandort und den Einzelhandel, die Gastronomie und die Hotellerie in Wiesbaden schlüssig dargelegt: „All diese Branchen sind von der Corona-Pandemie besonders hart getroffen worden, für den wirtschaftliche Prosperität von Wiesbaden aber von besonderer Bedeutung. Der Wirtschaftsdezernent hat mit der hessischen Lotteriegesellschaft zudem einen Sponsor gefunden, der den städtischen Zuschuss mehr als halbiert hätte. Der Ball hätte damit etwa in der Größenordnung des vom Linksbündnis in den Haushaltsberatungen beschlossenen Fahrradfestes gelegen. SPD, Grüne, Linke und Volt machen Standortpolitik mit der Weitsicht eines Maulwurfs“, kritisiert Diers.
Die Freien Demokraten fragen, „welche Ziele der Oberbürgermeister und Sportdezernent mit seiner Sportpolitik verfolgt“. Bei olympischen Spielen und anderen Großereignissen lasse sich die Stadtspitze „gerne mit den heimischen Athletinnen und Athleten ablichten, um schöne Bilder zu produzieren“. Von handfester Unterstützung sei jedoch nichts zu sehen: „Nachdem bereits die Bobsportler aufgrund mangelnder städtischer Unterstützung nach Frankfurt abwandern, wird nun auch der gemeinnützige Ball des Sports gekippt. Leidtragende sind die Athleten, die nach dem Ende ihrer Karriere keineswegs finanziell ausgesorgt haben. Gleichzeitig schließen städtische Unternehmen großzügige Sponsorenverträge mit Profi-Vereinen ab, die mit Gewinnerzielungsabsicht arbeiten. Das verstehe, wer will“, so Diers abschließend.
CDU äußert sich „schockiert“
„Wir sind dem Land Hessen und der LOTTO Hessen GmbH für ihre Bemühungen, den Ball des Sports finanziell entsprechend zu fördern, sehr dankbar und zeitgleich schockiert, dass die Mehrheit, trotz adäquatem Finanzierungsvorschlag, im heutigen Magistrat gegen diese wichtige Charity-Veranstaltung gestimmt hat“, machen die Fraktionsvorsitzende der CDU-Rathausfraktion, Daniela Georgi, und der sportpolitische Sprecher, Rainer Pfeifer, gemeinsam deutlich. „Trotz belastbarer Studien und der nachweisbaren Sekundärrentabilität, die die wirtschaftlichen Effekte darlegen“ sei der Sitzungsvorlage nicht zugestimmt worden. Die direkte und indirekte Wertschöpfung sowie der mediale Wert lägen nach CDU-Aussage für Hotellerie, Gastronomie und den Handel in der Landeshauptstadt Wiesbaden bei ca. 6 Mio. € jährlich. Als wichtiges Aushängeschild für die Landeshauptstadt Wiesbaden habe der Ball des Sports eine herausragende Marketing- und Werbewirksamkeit für das RMCC.
„Die Bemühungen unseres Bürgermeisters, Dr. Oliver Franz, waren leider vergeblich. Dass sich nicht mal der Oberbürgermeister, Gert-Uwe Mende, gegen das eigene Linksbündnis durchsetzen konnte, wirft weite Schatten voraus“, fügt Dr. Reinhard Völker, parlamentarischer Geschäftsführer und wirtschaftspolitischer Sprecher der CDU-Rathausfraktion, hinzu. Schließlich hätten er und andere Magistratsmitglieder des „Linksbündnisses“ – so nennen CDU und FDP konsequent das Rathaus-Bündnis aus Grünen, SPD, Linke und Volt – noch vor Kurzem beteuert, dass sie die Absage dieser Großveranstaltung selbst sehr bedauern würden. „Diesen Worten folgten allerdings leider keine Taten. Ebenso befremdlich ist die Tatsache, dass der Kämmerer keiner konsequenten Linie bei der Bewertung der Sitzungsvorlagen folgt. Die Vorlage zum Ball des Sports wird negativ bewertet, die Vorlage zum Theatrium hingegen positiv, obwohl beide Vorlagen finanzielle Auswirkungen haben“, kritisieren die Christdemokraten. „Der einzige Unterschied liegt darin, dass der Ball des Sports keine kulturelle Veranstaltung ist.“
(Text und Foto: Dirk Fellinghauer)
Ich denke, die „normalen “ Bürger haben von solchen Veranstaltungen gar nichts. Freuen könnten sich die hochwertigen Hotels, in denen eh nur die oberen Zehntausend verkehren.
Dass die nun jammern war zu erwarten.
Wiesbaden entwickelt sich immer mehr zurück und leider sind in der stadtpolitik nur Amateure am Werk ..
Keine Weitsicht … einfach peinlich 🙈
Dieser Ball der Eitelkeiten hat sich gerade in der momentanen Situation (Corona, Ukraine, Klima etc.) überlebt. Schickimickies, Tussies und Pseudos haben wir hier auch so genug. Verwendet das Sponsoring lieber für dringendere Projekte!