Mit einem offenen Brief haben sich jetzt 39 Wirte aus Wiesbaden an Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende gewandt. „Wir haben keine Mittel mehr zur Verfügung, um unsere Existenz aufrecht zu erhalten und fühlen uns mittlerweile im Stich gelassen“, schreiben sie. Es ist ein dramatischer Hilferuf der inhabergeführten Gastronomiebetriebe, verbunden mit konkreten Angeboten und Forderungen. Und mit der grundsätzlichen Bitte: „Sprechen Sie mit uns!“. Sowie der düsteren Aussicht: „Sonst sind wir insolvent und einfach weg.“
Die Initiatoren von „WIR WOLLEN auch Morgen noch FÜR EUCH DA SEIN – Rettet die lokale Gastronomie“ und Gründer der aktuellen Gutschein-Aktion „HEIMATLIEBE – Rette Deinen Lieblingsort“ schreiben an das Stadtoberhaupt:
„Sehr geehrter Herr Mende,
während die Tage und Wochen der Corona-Krise verstreichen, sind wir dabei unterzugehen. Wir haben keine Mittel mehr zur Verfügung, um unsere Existenz aufrecht zu erhalten und fühlen uns mittlerweile im Stich gelassen. Die Soforthilfen sind aufgebraucht seit dem letzten Monatswechsel, und wir können unseren Verbindlichkeiten Mitarbeiter*innen, Vermietern und Anderen gegenüber nicht mehr nachkommen.
Wir, das ist der Zusammenschluss von Gastronomen aus Wiesbaden, die das Gutschein-Projekt „HEIMATLIEBE“ Mitte März gegründet haben (www.wiesbaden.help). Mittlerweile bieten über 140 Betriebe in Wiesbaden Ihre Gutscheine darüber an und das Projekt wurde vielfach in Deutschland kopiert.
„Wir haben jahrelang zum Charme unserer Heimatstadt beigetragen“
Wir, das ist der Zusammenschluss all jener Gastronomen, die maßgeblich an der kulturellen Vielfalt der Wiesbadener Gastronomie und des Wiesbadener Nachtlebens beteiligt sind. Wir, das sind auch größtenteils kleine Unternehmen, die jahrelang zum Charme unserer Heimatstadt beigetragen haben. Wir sind keine Lobbyisten und kein Verband, wir sind die Gesichter und Unternehmer des Wiesbadener Gastro- und Nachtlebens.
Unser zentraler Aufruf:
„Wenn jetzt neben den angekündigten Lockerungen nicht eine weitere echte finanzielle Soforthilfe kommt, werden viele Betriebe die nächsten Wochen nicht überleben. Die heute (7. Mai) angekündigten Auflagen für die Gastronomie, soweit bekannt, werden den Sterbeprozess für diejenigen unter uns, die unter diesen Bedingungen überhaupt öffnen können, nicht aufhalten, sondern nur verlangsamen. Und wir reden hier über Wochen, nicht über Monate.“
Wir wissen, dass alle Beteiligten Behörden auf Bundes- Landes- und Kommunal-Ebene ihr Bestes tun. Wir wissen auch, dass alle unter großem Druck stehen und bereits einige Maßnahmen zur Unterstützung getroffen worden sind. Diese Maßnahmen haben kurzzeitig geholfen, sie werden uns aber nicht retten. Die Soforthilfen sind aufgebraucht, und die Bereitstellung von Krediten sorgt nur für Aufschub der Probleme nicht für Lösungen!
Was wir brauchen, ist Dialog
Was wir brauchen, ist Dialog. Sprechen Sie mit uns! Wir sind auch bereit, Verantwortung in Unserer Stadt zu übernehmen.
Sollen wir einen Lieferdienst für Risikogruppen hochziehen? – Wir sind bereit.
Sollen wir einfache To-Go-Mahlzeiten für die Menschen in unseren Vierteln zur Verfügung stellen? – Wir sind bereit.
Sollen wir Wiesbaden weiter bereichern? – Wir sind bereit.
Was wir brauchen:
- einen „Runden Tisch“ sehr zeitnah, um über unsere gemeinsame Zukunft zu sprechen
- Unterstützung bei Landes- und Bundesentscheidungen über:
- + Steuernachlässe anstelle von Stundungen und Aufschiebungen
- + Aussetzung der Insolvenzantragspflicht bis zum 01.03.2021
- + Rechtlichen Schutz vor Vollstreckungsmaßnahmen aufgrund von Dauerschuldverhältnissen (bei Miet-, Leasing- und Kreditverträge)
Was wir an konkreten Maßnahmen kurzfristig vorschlagen, die die Stadt Wiesbaden unverzüglich umsetzen könnte:
- unbürokratische Erlaubnis zur Aufstellung von mehr Außenplätzen im „öffentlichen Raum“, Vergrößerung der Terrassen unter Einhaltung der feuerpolizeilichen und Infektionsschutz-Regeln (wie dies von vielen Ländern und Gemeinden bereits erprobt wird)
- ein zweites Soforthilfepaket für die laufenden Kosten der Gehälter, die nicht durch KUG aufgefangen werden (gerade für unsere Minijobber*innen und studentischen Aushilfen),
der Mieten, der sonstige laufenden Kosten - Zurverfügungstellung eines kostenlosen Wochenmarkt-Stellplatzes für einen Gastronomiestand auf dem Wiesbadener Markt (Mittwochs und samstags), der zum Verkauf von lokalen Gastronomieprodukten und zum Ausschank der vielen beteiligten Gastronomen im regelmäßigen Wechsel von uns gestaltet wird. Als Unterstützung unserer neuen Aktion „WIR WOLLEN auch Morgen noch FÜR EUCH DA SEIN – Rettet die lokale Gastronomie“ mit der wir ab KW 22 als großangelegte Aktion auf 250 Plakatwänden und in den Sozialen und klassischen Medien für unsere Anliegen werben werden
Wir waren immer für Wiesbaden da. Für die Bürger*innen und Tourist*innen. Und wir wollen auch dies Morgen noch sein.
Helfen Sie uns, eine Basis für unser Fortbestehen zu schaffen!
Unterstützen Sie unser Anliegen!
Sprechen Sie mit uns bei einem Runden Tisch!
Retten Sie mit uns die Vielfalt und Lebensqualität unserer Heimatstadt!
Sonst sind wir insolvent und einfach weg.
Mit freundlichen Grüßen“
Die Unterzeichner:
Amadeus-2ZKB , Amigos, Aurum-Mediterrane, Badhaus.Bar, Bäckerbrunnen – die Altstadtkneipe, Bar no.One, Bastian’s, c/o*food/bar/lounge, Café Eden, Chez Mamie, Das 60/40, Das Lokal, Das Wohnzimmer, Die Waffel, Don Panino, GLYG.in.Flaschen, Heaven Wiesbaden, Josephine Soul Food Café, Les Deux Dienstbach, Lenz –Genuine Drinks, Litfaßsäule, I Punkt, Manoamano Bar & Pizza, Mathilda Restaurant, Mia-Gelateria, Mike’s Flair, Otto’s – das Restaurant, Perfect Day, Peranni’s, Pizzeria Portofino, Riesling im Hindukusch, Schoppenhof, Sherry & Port, Bistro/Bar Trend, TAG.WERK, Tom & Sally’s, Da Vincenzo, Wakker“
Ein Vorschlag wäre einen Mittagstisch zum abholen für im Homeoffice arbeitende Eltern. Ein Essensplan für die ganze Woche und die ganze Familie zu erschwinglichen Preisen. Wochenweise buchbar.
am besten macht es m.E. aktuell die Stadt Vilnius mit der Möglichkeit für alle Gastronomen, unkompliziert im Freien agieren zu können:
https://orf.at/stories/3163643/?fbclid=IwAR16FcS5H9-cLbKc6ZFhu7RBgX-NI7DRuKJAncj3i0Y5hyZESh671wTksUk
Heute kann man im Kurier die Reaktion des OB nachlesen. Die Reaktion ist leider floskelhaft wie: bin nicht zuständig, wir kümmern uns bereits schon intensiv um euch und im Übrigen ist alles sehr kompliziert. Auf den lokalen Ansatz, der auch impliziert, was örtlich möglich ist, wird in kleinster Weise eingegangen. Die öffentlich angekündigten Versprechungen zur Förderung der Innenstadt zielen auf mehr Parkplätze, aber gerade nicht auf die Kneipenkultur. Die ist offenbar vielen Entscheidungsträgern suspekt und machen dann auch noch Ärger, wegen Lärm etc.
Die Attraktivität der Stadt wird dauerhaft sich nicht allein über die Funktion Einkaufen herstellen.. Die derzeitige Krise macht das deutlich.Es braucht eine lebendige Gastronomie als Anreiz.