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Worst News: Wiesbaden Biennale-Kuratorin Maria Magdalena Ludewig ist tödlich verunglückt

Von Dirk Fellinghauer. Foto Simon Hegenberg.

Man liest den Betreff der gerade eingetroffenen Mail und kann nicht glauben, was dort steht: „Kuratorin der Wiesbaden Biennale Maria Magdalena Ludewig tödlich verunglückt.“ Aber es stimmt, was das Staatstheater soeben mitgeteilt hat. Maria Magdalena Ludewig – eine der lebendigsten, lebhaftesten und wie wenig andere Leben in die Stadt bringenden Personen und Persönlichkeiten, die Wiesbaden in den letzten Jahren bereichert haben – ist tot. Die außergewöhnliche Frau, die in und für Wiesbaden Außergewöhnliches, mitunter gar eigentlich Unmögliches vollbracht hat, starb am 31. Dezember 2018 im Alter von nur 36 Jahren. Sie wurde buchstäblich aus dem Leben gerissen.

Die Kuratorin und Leiterin der Wiesbaden Biennale wurde laut Mitteilung des Staatstheaters auf Fuerteventura von einer Atlantik-Welle ins offene Meer gezogen. Spanische Medien berichten, dass das Unglück am Silvesternachmittag um 16 Uhr am Playa Los Molinos passierte. Ein Mann, der sie retten wollte, hätte noch vor dem Ertrinken gerettet werden können. Maria Magdalena Ludewig konnte von der Besatzung eines alarmierten Rettungshubschraubers nur noch tot aus dem Meer geborgen werden.

Im genialen Gespann mit Martin Hammer hatte Maria Magdalena Ludewig 2016 und 2018 die von sensor als Medienpartner präsentierte, stets vielfach Aufsehen erregende Wiesbaden Biennale des Hessischen Staatstheaters Wiesbaden künstlerisch gestaltet und dabei international bedeutende Gruppen und Künstler aus den Bereichen Theater, Performance und Bildende Kunst in die hessische Landeshauptstadt geholt. Sie wollte viel – und erreichte mit ihrer bestimmten Art so ziemlich alles. Und: Sie war einfach eine coole Socke.

Sie hat der Stadt gut getan, auch indem sie sie gehörig aufgemischt hat. Auch die Errichtung der umstrittenen goldenen Erdoğan-Statue auf dem Platz der deutschen Einheit und die Installation eines REWE-Marktes im Foyer des Staatstheaters gehörten zu den von Ludewig und Hammer im Rahmen der Biennale verantworteten Projekten.

Maria Magdalena Ludewig, 1982 in Lübeck geboren, studierte Philosophie in Hamburg und Berlin sowie Schauspielregie an der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch in Berlin. Sie arbeitete als freie Produzentin sowie als Regisseurin und inszenierte u.a. am Hamburger Schauspielhaus und an den Sophiensaelen Berlin, vor allem aber seit 2007 regelmäßig auf Kampnagel Hamburg – zuletzt hatte dort im Oktober 2017 ihr Projekt »Übung in Trauer – Excercise in Mourning« Premiere. 2014 setzte Uwe Eric Laufenberg, Intendant des Hessischen Staatstheaters Wiesbaden, Maria Magdalena Ludewig und Martin Hammer als Kuratoren der Wiesbaden Biennale ein.

Staatstheater-Intendant Uwe Eric Laufenberg schreibt zum Tod von Maria Magdalena Ludewig:

Maria Magdalena Ludewig ist tot.

Maria Magdalena verunglückte an Silvester, dem 31. Dezember 2018, auf einer kanarischen Insel, in einer Welle, von der sie überrascht und unerwartet von einem Felsvorsprung gerissen wurde.

Alle Mitarbeiter des Hessischen Staatstheaters sind unfassbar traurig über diesen unersetzbaren Verlust.

Maria Magdalena hat mit unbändiger Kraft, Energie und Phantasie zwei Wiesbaden Biennalen gemeinsam mit Martin Hammer geleitet und kuratiert, sie hat uns befeuert, begeistert, über alle Grenzen getrieben und ist gleichzeitig immer der gute Geist all ihrer Künstler*innen gewesen.

Sie hat Spuren in uns allen hinterlassen, die unauslöschlich sind.

»This ist Not Europe« und »Bad News« hießen ihre, unsere Biennalen. Diese Nachricht ist die traurigste »Bad News«, die wir versenden können.

Die christliche, frohe Botschaft, die auch dahinter steht, ist:

Jedes Menschenleben ist einzigartig.
Wir enden hier. Wir leben weiter.

Maria Magdalena Ludewigs Leben wird einzigartig, vollkommen und unvergesslich sein.

Sie ist vorgegangen.
Auch wenn sie viel zu früh von uns gegangen ist.“

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„Die Biennale macht total viel Spaß. Sie ist auf jeden Fall das Gegenteil von Knäckebrot.“

Maria Magdalena Ludewig im sensor-2×5-Interview gemeinsam mit Martin Hammer zu ihrer ersten Wiesbaden Biennale 2016.

 

4 responses to “Worst News: Wiesbaden Biennale-Kuratorin Maria Magdalena Ludewig ist tödlich verunglückt

  1. Grauenvolle Neuigkeiten.
    Das sensor in so einer Meldung noch mit seiner Biennale-Medienpartnerschaft prahlen muss ist ekelhaft!

    1. Lieber Stefan. Wir sind schockiert, wir sind fassungslos, wir sind bestürzt, und wir sind – nicht zuletzt, weil wir mit Maria Magdalena im Rahmen unserer Medienpartnerschaft eng zusammenarbeiten und ihre einzigartige Persönlichkeit intensiv kennenlernen, erleben und genießen durften – betroffen und tieftraurig. Wir sind und fühlen vieles seit der unfassbaren Nachricht. Aber Prahlen zu wollen, wäre, das darfst du uns glauben, das Letzte, was uns in diesem Moment in den Sinn kommen könnte. Unsere Medienpartnerschaft, aus unserer Sicht äußerst beiläufig, am Rande zu erwähnen, aber durchaus – als ein aus unserer Perspektive klitzekleines Vollständigkeits-Mosaiksteinchen, vor allem aber aus einer großen Dankbarkeit heraus.

  2. Ich bin bestürzt.
    Diese großartige Frau hat in ihrem kurzen Leben so viel geleistet und dank ihrer Biennale 2018 hatte ich nach meinem ersten Jahr als Wiesbadenerin erstmals das Gefühl, diese Stadt könnte vielleicht doch der richtige Ort für mich sein…

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