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Bestens verbunden: Für Paolo Nutini zum Zeltfestival / Kein Karaoke, dafür ein Rave – welch ein genialer Trip!

Zum Auftakt des Konzerts erstmal ans Telefon. Paolo Nutini beim Zeltfestival Rhein Neckar – der Weg nach Mannheim hat sich gelohnt. Foto: Zeltfestival Rhein-Neckar / Alina Kuchma.

Von Dirk Fellinghauer. Fotos Zeltfestival Rhein-Neckar / Alina Kuchma, Dirk Fellinghauer.

Für gute Livemusik ist kein Weg zu weit, und Mannheim ist ohnehin nicht wirklich weit von Wiesbaden aus. Ein Stündchen auf die Autobahn, und abgefahren am direkt an selbiger gelegenen Maimarkt-Gelände. Der Grund dieses Trips: Paolo Nutini beim Zeltfestival Rhein Neckar. Ein hervorragender Grund, wie sich herausstellen wird. Aber auch das Festival selbst, das sich über den ganzen Monat Juni erstreckt (hat) und heute mit dem Aufritt von Julimond endet (Tickets gibt´s noch für ganz Kurzentschlossene), ist eine Entdeckung und einen Trip wert. Unbedingt vormerken für 2025!

Paolo Nutini also. Ein absoluter Liebling dieser Sänger, dieser Musiker, dieser Songwriter, dieser supersympathische Typ. Ein absoluter Liebling für den Verfasser dieses Berichts seit bald zwanzig Jahren, seit der heute 37-jährige blutjung auftauchte auf der Musikbildfläche und schier umhaute mit seinen Songs voller Soul und mit dieser unfassbaren Wahnsinnstimme.

Und er ist ein absoluter Liebling für, das zeigt sich bei der Ankunft auf dem Festivalgelände, ein überraschend breit gefächertes Publikum. Ziemlich junge und schon deutlich ältere, Frauen und Männer, Pärchen und Grüppchen sind in äußerst entspannter und freundlicher Festivalatmosphäre unterwegs. Und ein paar Landsleute – Schottenröcke, Trikots und Flaggen sind präsent.

Und warum Paolo Nutini ein Liebling ist und – auch nachdem er über viele Jahre plötzlich und ohne jedwede öffentliche Erklärung ziemlich spurlos von der Bildfläche verschwunden war – bleibt, zeigt er an diesem fulminanten Abend im weitläufigen und gut gefüllten Zirkuszelt, das angenehmerweise an diesem herrlichen Sommerabend an den Seiten geöffnet bleibt.

Zweieinviertel Stunden, zwanzig Songs – hinter diesen Eckdaten des Konzertabends verbirgt sich eine intensive Reise, ein grandioser Trip, voller Emotionen, Freude und Staunen, voller Lauschen, Lachen, Schwelgen und Tanzen.

Paolo Nutini war tatsächlich – und das in solch jungen Jahren – acht lange Jahre ziemlich weg vom Fenster, bis er sich dann im Juli 2022, so überraschend wie er „verschwunden“ war aus der Versenkung zurückmeldete mit seinem Album „Last Night in the Bittersweet“. Dieses prägte dann auch die Setlist beim Konzert in Mannheim. Rufe aus dem Publikum mit Songwünschen gleich zu Beginn der Show quittierte er mit der Ansage „Das ist hier keine Karaoke-Show“. Paolo Nutini macht einfach, was er will. Das Gute daran ist, dass seine Fans all das, von (zunächst) nicht erfüllten Songwünschen mal abgesehen, genauso auch wollen und feiern.

Nach „Afterneath“ und „Scream (Funk My Life Up)“ als energiegeladenem Start des Auftritts mit seiner hervorragenden Band schaltet Paolo Nutini, der nicht nur dank des zum Mikro umfunktionierten roten Telefons vom Start weg mit der Menge bestens verbunden ist, direkt wieder einen Gang zurück für eine Akustik-Ladung ruhigerer Songs. Man muss bei diesem Kerl (der auch immer wieder den direkten Kontakt zum Publikum sucht und findet und zum seiner Schwester gewidmeten Song „Through The Echoes“  diese sogar im Publikum begrüßt), einfach auf alles gefasst sein – und kann dann manchmal kaum fassen, was er da so alles zusammenbringt.

Unprätentiöse Erscheinung, aber musikalisch zieht er alle Register. Paolo Nutini wirbelt durch die Stile, dass es nur so kracht – und das Geniale: Alles passt. Foto: Zeltfestival Rhein-Neckar / Alina Kuchma.

Wähnt man sich beim einen Song noch fast bei AC/DC, so sehr lassen sie es da oben auf der Bühne krachen, kommt einem wenig später beim relaxten Lauschen Dire Straits-Stimme Mark Knopfler in den Sinn. Paolo Nutini weckt reichlich Assoziationen an diesen oder an jenen, und ist doch vor allem: Paolo Nutini. Auch dann, wenn er sich quasi selbst covert, wenn er seine Hits aus frühen Tagen wie „Candy“ oder „New Shoes“ in ziemlich neuen Versionen serviert. Ebenfalls ein gelungenes Cover: „Stuck in the Middle“ von Stealers Wheel, die wie er aus der schottischen Kleinstadt Paisley stammen. Und zum Finale: ein Rave! „Shine A Light“ feuert der frenetisch gefeierte Liebling so vieler mit stampfenden Beats ab unter dem zuckenden Licht der riesigen Diskokugel, wo wenige Minuten zuvor noch sanfteste Klänge die Lauschenden in Gedanken davondriften ließen. Und das Geniale: Es passt. Welch ein grandioser Zirkus! Was für ein genialer Trip!

Weiterlese-Tipp – „Sturm und Drang“ – der sensor-Festival-Guide

 

 

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