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Citybahn gescheitert – und nun? Das sind die nächsten Schritte / RTK-Dezernent: „Lassen uns nicht unterkriegen“

Gescheitert. CityBahn GmbH-Geschäftsführer Hermann Zemlin (vorne) und Rheingau-Taunus-Verkehrdezernent Günter F. Döring verfolgen die Ergebnisse des Bürgerentscheids am Wahlabend im Stadtverordnetensitzungssaal des Wiesbadener Rathauses.

„Wir bedauern, dass sich die Mehrheit der Menschen gegen den Bau der CityBahn ausgesprochen hat und wir damit unsere Pläne für eine zukunftsfähige Mobilität in der Region nicht realisieren können“, heißt es heute – am Tag nach dem Scheitern des Projektes im Bürgerentscheid – auf der offiziellen Citybahn-Homepage, verbunden mit der unmissverständlichen Ankündigung „Die Planungen für die Straßenbahn müssen eingestellt werden“ und der versöhnlich klingenden Aussage: „Wir sagen trotzdem Danke“. Gleichzeitig werden die nun unmittelbar folgenden Schritte geschildert. 

Das Votum im Bürgerbescheid bedeute, dass die Stadtverordnetenversammlung beschließen wird, dass die Planungen eingestellt werden. Im Anschluss gelte es, alle laufenden Planungsverträge abzuwickeln.

Klar sei, dass trotz des negativen Bürgerentscheids zur Citybahn der öffentliche Verkehr in Wiesbaden weiter ausgebaut werden müsse: „Daher muss die Politik nun noch einmal intensiv darüber diskutieren, mit welchen Verkehrsmitteln der ÖPNV in Wiesbaden gestärkt werden und wie das vorhandene Bussystem erweitert werden kann“, heißt es. Ein Ausbau des Bussystems sei schwierig, „da im innerstädtischen Bereich eigentlich keine Kapazitäten für viel mehr zusätzliche Busse vorhanden sind.“

Kommen jetzt übergroße Busse?

Laut dem Mobilitätsleitbild der Landeshauptstadt Wiesbaden wäre die beste Alternative ein System aus übergroßen Bussen mit dem Namen BRT – Bus Rapid Transit. Ein solches System beanspruche aber deutlich mehr Straßenraum und erfordere den Bau großer Betonspuren. Auch seien  Busse mit baulich getrennten Busspuren nur in geringem Maße förderfähig.

Laut Beschluss der Stadtverordnetenversammlung will Wiesbaden als erste Stadt Deutschlands einen komplett emissionsfreien ÖPNV anbieten. Daher müssen in nächster Zeit in jedem Fall mehr E-Busse bestellt werden – „aufgrund von Lieferengpässen und noch nicht ausgereifter Technologie eine Herausforderung“, so die Citybahn-Verantwortlichen.

„Mobilität bleibt in den Kinderschuhen stecken“

CityBahn GmbH und ESWE Verkehr-Geschäftsführer Hermann Zemlin kommentiert: „Wir haben in den letzten vier Jahren viel Arbeit und Herzblut in das Projekt CityBahn investiert. Wir sind natürlich enttäuscht, dass sich eine Mehrheit der Wiesbadenerinnen und Wiesbadener gegen das wegweisende Projekt entschieden hat und wir mit unseren Argumenten nicht genug durchdringen konnten“. Der 79-jährige, der deutschlandweit schon mehrfach aus seinem eigentlichen Ruhestand heraus für Führungsjobs bei Stadtwerken angeheuert worden war, weiter: „Die Mobilität unserer Landeshauptstadt bleibt nun in den Kinderschuhen stecken, die CityBahn ist und bleibt für uns die beste Lösung, damit Wiesbaden nicht weiter Staustadt Nummer drei in ganz Deutschland bleibt.“

„Jahrhundertchance nicht erkannt oder erkennen wollen“

Der Verkehrsdezernent des Rheingau-Taunus-Kreises, Günter F. Döring, der den Wahlabend ebenfalls im Wiesbadener Rathaus verbrachte, meint: „Das Projekt CityBahn hat dieses Ergebnis nicht verdient. Schade, dass sich viele Wiesbadenerinnen und Wiesbadener von falschen Behauptungen haben leiten lassen und sich auch gegen ihren guten Nachbarn Rheingau-Taunus-Kreis entschieden haben.“ Für den Rheingau-Taunus-Kreis sie die Niederlage besonders bitter: „Sie verehrt uns den Anschluss an den Nahverkehr nach Wiesbaden und in Verlängerung nach Mainz.“ Die Kreisstadt Bad Schwalbach und die größte RTK-Stadt Taunusstein würden „abgekoppelt“, die Pendler nach Wiesbaden hätten das Nachsehen: „Aber wir lassen uns nicht unterkriegen und werden weiter für schienengebundenen Nahverkehr kämpfen.“ CityBahn GmbH-Geschäftsführer Uwe Hiltmann befand: „Die Bürgerinnen und Bürger der Stadt Wiesbaden haben die Jahrhundertchance nicht erkannt oder erkennen wollen.“ (Text und Foto: Dirk Fellinghauer)