Direkt zum Inhalt wechseln
|

Der Wein war Sean Connery zu sauer – Heute vor 30 Jahren starteten „Der Name der Rose“-Dreharbeiten in Kloster Eberbach

 

 

Heute vor 30 Jahren, am 11. November 1985, begannen in Kloster Eberbach die Dreharbeiten zu „Der Name der Rose“. Noch immer profitiere das Kloster vom Erfolg des Filmes, viele Gäste kämen aufgrund des Filmes nach Eberbach, so eröffnete der Geschäftsführende Vorstand, Martin Blach, heute eine Veranstaltung zum Jahrestag des Drehbeginns und begrüßte seinen Vorgänger im Amt, der Kloster Eberbach geprägt habe wie wenige andere vor ihm: „Günter Ringsdorf, hat mit seinem Engagement rund um die Dreharbeiten des Films ‚Der Name der Rose‘ Großes für das Kloster Eberbach und den Rheingau geleistet. Er war zum richtigen Zeitpunkt, am richtigen Ort und hat die Entscheider vom Kloster überzeugt. Kein anderer hätte es mit dieser Überzeugungskraft und dieser Begeisterung für das Kloster geschafft. Wir sind ihm zu tiefen Dank verpflichtet!“

„Noch heute sind seine Führungen durch das Kloster mit seinen Live-Berichten der damaligen Ereignisse legendär. Die muss man einmal mitgemacht haben – man glaubt, Sean Connery steht leibhaftig vor einem“, so Blach. „Ihr dürft alles hier in Kloster Eberbach machen. Aber Ihr dürft mir nicht unser Kloster anzünden.“ Der ehemalige Geschäftsführer der Stiftung Kloster Eberbach Günter Ringsdorf, 1985 noch Betriebsleiter des Klosters, erinnert sich an die Heiterkeit, die er bei seinen Gesprächspartnern auslöste. Mit diesen Worten hatte er die Drehgenehmigung für einen Film erteilt, der später Weltruhm erlangen sollte – kannte aber nicht den Ausgang des zugrunde liegenden Buches.

Noch heute pilgern „Der Name der Rose“-Fans nach Eberbach

Am 11. November 1985 begannen die Dreharbeiten zu dem Film über die mysteriösen Vorkommnisse in einem mittelalterlichen Kloster zu Zeiten der Inquisition. „Noch heute kommen Menschen extra nach Kloster Eberbach, weil sie den Original-Drehort dieses Films sehen wollen“, berichtet Martin Blach. „Sie laufen durch das Kloster und freuen sich, wenn sie die Schreibstube wieder erkennen, wenn sie die eine oder andere Requisite von damals sehen.“ Der ‚Name der Rose‘ sei sozusagen die Initialzündung für weitere Filmaufnahmen im Kloster der vergangenen Jahre gewesen. „Auch wenn unser Kloster schon vorher eine beliebte Kulisse für Filmaufnahmen war, – etwa 1954 für „Das zweite Leben“, 1952 für „Les Miserables“, 1953 für „Martin Luther“ – erlangte es mit ‚Der Name der Rose‘ Weltruhm.“

Umberto Eco besuchte erst im letzten Jahr den Schauplatz 

1985 dachte noch niemand daran, dass Kloster Eberbach für immer mit dem Bestseller von Umberto Eco verbunden bleiben würde. Der italienische Autor kam vergangenes Jahr erstmals zu Besuch nach Kloster Eberbach und war beeindruckt von der Atmosphäre der Anlage. „Ähnlich war es Jean-Jacques Annaud ergangen“, berichtet Günter Ringsdorf. Der Regisseur hatte eine bestimmte Vorstellung, wie das Kloster für seinen Film aussehen müsste, und hatte schon viele Klöster besichtigt. „Hier habe ich endlich gefunden, was ich die ganze Zeit im Kopf hatte“ sagte der Regisseur zu seinen Partnern. Und so kam es, dass alle Innenaufnahmen des Films in Eberbach gedreht wurden.

Das ganze Kloster auf den Kopf gestellt

„Als die Dreharbeiten begannen, haben die Filmleute das ganze Kloster auf den Kopf gestellt“, erinnert sich Günter Ringsdorf. „Man war plötzlich mit einem Schritt mitten im tiefsten Mittelalter. Das, was das Team um Jean-Jacques Annaud da umsetzte, war perfekt.“ Er könne stundenlang davon erzählen, was er während der mehrere Wochen dauernden Filmaufnahmen gesehen und erlebt habe. „Das waren alles sehr nette Menschen, mit denen man sich auch unterhalten konnte, wir haben zusammen gelacht und auch einmal ein Glas Wein getrunken. Aber wenn dann der Ruf kam: ‚Action‘ – dann waren alle hoch konzentriert und professionell. Das hat mich sehr beeindruckt.“ In den Drehpausen habe er häufig Besuch bekommen: Fahrid Murray Abraham, im Film der Inquisitor Bernhard Gui, habe gern ein Glas Rotwein getrunken. „Aber auch Volker Prechtel, Helmut Qualitinger und die anderen Schauspielkollegen kamen regelmäßig. Mein kleines Büro war immer offen für alle Schauspieler und das ganze Team.“

Sean Connery probiert den Wein – und wollte lieber wieder Whiskey trinken

Auch Sean Connery sei er häufig begegnet. „Er war immer sehr freundlich, aber zurückhaltend. Als der damalige Direktor der Staatsweingüter, Dr. Hans Ambrosi, zu einer Weinprobe eingeladen hatte und auch einen 1935er Steinberger – dem Geburtsjahr Sean Connerys – ausschenkte, verzog der Schotte das Gesicht, der Wein sei ihm zu sauer. Er würde doch lieber bei seinem Whiskey bleiben, “ schmunzelt Günter Ringsdorf.
Auch Bernd Eichinger sei ein höflicher, liebenswürdiger und bescheiden auftretender Mensch gewesen. „Mich hat gefreut, dass er auch später immer einen sympathischen Eindruck gemacht hat. Es ist bedauerlich, dass er so früh gestorben ist.“

Jean-Jacques Annaud habe die Dreharbeiten hervorragend geleitet. „Alles war bin ins kleinste Detail geplant und absolut realistisch. In der Küche hingen beispielsweise echte Schweinehälften und lagen tote Fische. In einem Dreckhaufen liefen dressierte Ratten rum. Es stank fürchterlich.
„Ich bin froh“, sagte Martin Blach, „dass die Verantwortlichen den Wunsch von Günter Ringsdorf erhört und am Ende des Films nur eine Klosterkulisse in Italien angezündet haben.“ Denn so seien heute noch Filmaufnahmen in Kloster Eberbach möglich: Margarethe von Trotta drehte Szenen ihres Films über Hildegard von Bingen, Maximilian Schell nutzte die Basilika als Kulisse der Terra X-Reihe Imperium, der Trailer für Game of Thrones entstand hier, Ottfried Fischer spielte Pfarrer Braun in Eberbach.

http://kloster-eberbach.de/