Finden Sie es eigentlich auch merkwürdig,
liebe sensor-Leser, ein T-Shirt für 3 Euro zu kaufen? Die Wiesbadener Modemacherin Lena Müller findet es merkwürdig – und versucht, genauso wie andere Gesprächspartnerinnen unserer April-Titelstory, ihre Mode mit Bewusstsein herzustellen.
Zu dieser prima Einstellung passt eine Onlinewerbung, die gerade eben, während ich an diesem Editorial sitze, auf meinem Bildschirm aufgepoppt ist. Aus dem halben Auge sehe ich eine typische „Sale“-Werbung, beim genauen Hinschauen traue ich kurz meinen Augen nicht. Gezeigt wird ein Model mit einer Jacke, der „ursprüngliche“ Preis von 79,90 Euro ist durchgestrichen, der „Angebotspreis“ lautet 159,90 Euro. Was wie ein Denkfehler erscheint, soll ein Denkanstoß sein. Absender der Werbung ist das „faire“ Kölner Modelabel Armed Angels. Mit dem Hinweis „Made by humans“ macht das Ganze plötzlich Sinn: Weil diese Modefirma ihre Kleidung unter fairen Bedingungen herstellen lässt, hat sie einen höheren Preis. Eigentlich logisch. Und doch immer wieder erklärungsbedürftig.
Manchmal frage ich mich, ob wir uns nicht viel zu selten solche Fragen stellen. Fragen, die auch unser 2×5-Gesprächspartner, der „Zukunftsaktivist“ Dirk Vielmeyer, in dieser Ausgabe anregt: Nämlich Fragen dazu, ob mit uns und unserer Welt eigentlich alles so in Ordnung ist, wie es ist. Mit unserer Ernährung, unserem Energieverbrauch, unserem Einkaufsverhalten, unserem Umgang mit Mobilität – und unserem Umgang miteinander. Dazu gehört ganz klar auch die Frage, ob es zum Beispiel in Ordnung ist, dass wir uns unseren Wohlstand so billig erkaufen, dass das nur auf Kosten anderer gehen kann? Siehe Klamotten. Siehe aber auch Nahrung und noch vieles anderes. Von Smartphones & Co ganz zu schweigen.
Auch im sensor wollen wir Fragen danach, ob alles in Ordnung ist, immer wieder und immer weiter stellen. Wir wollen schauen, wo etwas schief läuft in der Welt und vor allem in unserer Stadt. Seien es vermeintliche Kleinigkeiten, oder sei es Grundsätzliches und Grundlegendes. Und wir wollen fragen, an was – oder an wem – das liegen könnte, wenn etwas nicht in Ordnung ist. Vor allem aber wollen wir fragen, wer etwas, und was wir selbst tun können, damit Zustände sich zum Besseren ändern?
Jawoll, wir wollen die (Wiesbadener) Welt verbessern. Oder zumindest ein paar Denkanstöße geben, wo und wie sich die Welt in Wiesbaden verbessern könnte. Wir wollen aber auch zeigen, wo die (Wiesbadener) Welt schon super ist, wo Wiesbaden Spaß und Laune macht. Es gibt vieles, was nervt in dieser Stadt, es gibt aber auch immer mehr, was cool ist und immer cooler wird.
Also: Genug lamentiert. Jetzt wird gefeiert. sensor wird 3 Jahre jung – und schmeißt zur Feier des mal wieder ziemlich erfreulich absolvierten Jahres eine weitere Fühle deine Stadt-Sause im Kulturpalast. Sehen wir uns dort am Samstag, dem 11. April, ab 22 Uhr?
Ich freue mich auf Sie! Und auf Ihre nicht nachlassenden Anregungen, welche Fragen wir (in) dieser Stadt noch so stellen sollten. Ich bin ganz Ohr, in persönlichen Gesprächen oder via dfellinghauer@vrm.de
Dirk Fellinghauer – sensor-Gewissen
PS: Wer Visionen hat, sollte nicht zum Arzt gehen, sondern ins Walhalla. Allerdings nicht am 26. März, sondern erst am 26. April. Wir haben die achte Ausgabe von „Der visionäre Frühschoppen“ um einen Monat verschoben. Auf www.sensor-wiesbaden.de und www.wiesbadenervisionen.de finden Sie immer den aktuellen Stand der visionären Dinge.