„Ziehe dich ab und an von dem zurück, womit du dich beschäftigst.“ (Bernhard von Clairvoux, 1019-1153, Begründer Abtei Kloster Eberbach)
Machen Sie diesen Sommer zu Ihrem Sommer,
liebe sensor-Leser:innen!? Lesen Sie hier eine Frage oder Aufforderung? Beides passt …
Denken wir an das Offenkundigste, was uns seit Monaten beschäftigt – die Pandemie und ihre Folgen, vor allem ihre vielfach einschränkenden Auswirkungen – dann sind wir wohl alle glücklich, wenn wir uns von der Beschäftigung damit endlich mal wieder zurückziehen können. Wenn wir mal wieder leben können, ohne permanent zu überlegen, was wir jetzt alles nicht dürfen. Nicht, dass wir auf gar nichts mehr Rücksicht nehmen müssen. Aber wir dürfen wieder vieles, auf das wir gefühlt endlos lange verzichten mussten. Wir dürfen wieder unbeschwerter sein.
Unsere Stadt, so scheint es mir, explodiert förmlich vor Freude und Aktivität, vor Tatendrang und Unternehmungslust.
Das tut gut, das ist wichtig, denn Ausnahmesituationen heißen ja nun mal so, weil sie Ausnahmen darstellen, und sollten genau deshalb nicht zum Dauerzustand werden.
Wie ein buchstäblicher Schlag traf Wiesbaden, mitten in die neu gewonnenen Freiheiten, mitten in den überall spürbaren Optimismus und die zelebrierte neue Leichtigkeit hinein, eine neue Ausnahmesituation – leider mit dem Zeug zu einem vielfach strapazierenden Dauerzustand: die Folgen der kompletten Sperrung der maroden Salzbachtalbrücke. Ein Albtraum, das sieht nicht nur der OB so.
Es fällt schwer, hier zu Gelassenheit zu raten. Hier werden – bis zur beschlossenen Sprengung und weit darüber hinaus – in den kommenden Monaten, wenn nicht Jahren, Nerven strapaziert werden und noch einiges mehr. Ich kann Ihnen nur raten, betroffene Wege zu meiden, so gut es nur geht. Und es scheint bisher, Verantwortliche agieren, improvisieren und reparieren hier auch, so gut es geht.
Wiesbaden macht es uns leicht, in der Stadt zu bleiben
Wiesbaden macht es uns auf jeden Fall in diesem Sommer leicht, in der Stadt zu bleiben. Was hier alles los ist! Wer hier alles Großartiges auf die Beine stellt – an vertrauten und auch an ganz neuen Orten! Gehen Sie raus, nehmen Sie die Angebote wahr – für sich selbst, aber auch aus Wertschätzung und als Honorierung der riesigen Anstrengungen, die Kulturschaffende unter schwierigen Umständen unternehmen, um Besonderes und Großartiges zu realisieren.
Der neu entstandene Kultur-Dschungel Unter den Eichen, der die Bilder zu diesem Editorial liefert und unter dem Motto „Wildes Herz – Freier Geist“ bis in den Herbst hinein in verwunschener Umgebung volles Theater-, Musik-, Kunst- und Kultur-Programm voller Herzblut bietet, ist nur einer dieser (ver)lockenden Wiesbadener Orte. Sie lesen über all diese Orte, über all diese Angebote, in diesem Sommer-sensor, Sie erleben es in diesem Wiesbaden-Sommer.
Ziehen Sie sich also, auch und gerade wenn Sie sich nicht sommertypisch aus dieser Stadt zurückziehen, in diesem Sommer einfach mal – Danke übrigens an Ministerpräsident Volker Bouffier, er lieferte mir die obige Zitatvorlage beim Eröffnungskonzert des Rheingau Musik Festivals in Kloster Eberbach – von dem zurück, womit Sie sich sonst beschäftigen. Im Beruf, im Alltag, in Ihren Gedanken.
Machen Sie sich frei – für neue Ideen, neue Unternehmungen, neue Gedanken und neue Perspektiven. Und ja, nicht nur wenn es um nervige Umleitungen geht, auch neue Wege.
Lassen Sie sich gehen, ganz ohne schlechtes Gewissen. Sie werden feststellen, dass dann vieles, was irgendwann wieder sein muss, mit dem Sie sich irgendwann wieder beschäftigen müssen, viel leichter geht – im besten Fall einfacher zu bewältigen, vielleicht auch zu ertragen und zu verkraften ist.
Tanken Sie auf, machen Sie diesen Sommer zu Ihrem Sommer. Und machen Sie diesen sensor zu Ihrem sensor. Lesen Sie ihn ganz in Ruhe, Sie haben dafür mehr Zeit als sonst. Ich ziehe mich ein wenig zurück, denn Sie tauchen nun ein in unsere Sommer-Doppelausgabe. Auf Wiederlesen im September!
Dirk Fellinghauer, sensor-Pausenklingler