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Editorial Juni-sensor: Als Festivalgänger hat man es ja so einfach …

Als Festivalgänger hat man es ja so einfach,

liebe sensor-Leserinnen und –Leser: Man kauft sich ein Ticket, gerne schon lange im Voraus, um auch schon die Vorfreude zu genießen, besucht dann das Festival, verbringt dort eine großartige Zeit. Dann begibt man sich wieder nach Hause, im besten Fall begleitet von Eindrücken und Erinnerungen, die das eigentliche Ereignis überdauern. Darüber, wie so ein Festival eigentlich zustande kommt, wie es „entsteht“, wer dahintersteht, machen wir uns keine oder wenige Gedanken. Wir nehmen das Festival unserer Wahl, wie so vieles im Leben, als selbstverständlich. Vielleicht sogar bei freiem Eintritt. Und beschweren uns dann womöglich noch, wenn wir am Getränkestand ein paar Minuten zu lange anstehen müssen, wenn wir keinen Parkplatz direkt vor der Tür kriegen, wenn die Worscht wieder 20 Cent teurer geworden ist.

Dabei haben die Festivalmacher und die oft riesigen und nicht selten ehrenamtlichen Teams hinter den Kulissen es verdient, dass man auch mal nach ihnen fragt. Genauso wenig wie Rom entsteht nämlich ein Festival „an einem Tag“. Das,  was wir über einen kurzen Zeitraum – mitunter ein paar Wochen, oft aber auch nur ein paar wenige Tage – genießen, wurde in aller Regel über Monate, manchmal gar Jahre vorbereitet. Mit viel „ganz normalem Wahnsinn“, durchaus auch mit Sorgen und Ärger, Stichworte Auflagen, Sicherheit, Gebühren, Finanzen, Risiken … Und das Festival selbst ist für die Involvierten und Engagierten dann sowieso Ausnahmezustand pur. All das verdient, genauso wie die Leistung der auftretenden Künstler, Respekt. Und vielleicht einfach mal so etwas wie ein spontanes „Danke“ oder „Cool, was ihr hier auf die Beine stellt“ beim nächsten Festivalbesuch – darüber freuen sich Kartenabreißer oder Programmverteiler so sehr wie Parkplatz- oder Sitzplatzanweiser, Würstchen- oder Getränkeverkäufer, Securities oder Sanitäter und klar, wenn man sie im Trubel trifft und erkennt, natürlich auch die Chefinnen und Chefs der Festivals.

Wir haben uns, bevor es bald wieder an ganz unterschiedlichen Orten „Bühne frei“ für ganz unterschiedliche Künstler heißt, auf den Weg zu den Macherinnen und Machern der wichtigsten Sommerfestivals in Wiesbaden und Umgebung gemacht und ihnen ein wenig über die Schultern geschaut. So verschiedenartig die Festivals auch sind: Wir haben überall Menschen getroffen, die mit viel Herzblut viel geben, damit wir uns auch in diesem Sommer wieder vergnügen dürfen.

Wenn Sie demnächst in einer hoffentlich lauen Sommernacht irgendwo in Wiesbaden oder auch im Rheingau, im Taunus oder in Mainz ein Konzert, ein Theaterstück oder auch einen Film unter freiem Himmel genießen, denken Sie mal kurz daran, dass das alles ganz und gar nicht selbstverständlich ist – sondern dass sich dafür, dass wir es uns als Publikum so einfach machen können, sehr viele Menschen gehörig den Arsch aufreißen. Sie alle sind meine Stars der bevorstehenden Festivalsaison!

Dirk Fellinghauer, sensor-Zugabe-Rufer

(Illustration: Julian Weber)