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FALK FATAL hat die Schnauze voll von Rassisten

FalkFatal

Am Abend des 22. August 1992 griffen mehrere Hundert Rechtsradikale in Rostock-Lichtenhagen das Sonnenblumenhaus, wie die Zentrale Aufnahmestelle für Asylbewerber genannt wurde, und das angrenzende Wohnheim für ehemalige vietnamesische Vertragsarbeiter, mit Steinen und Molotow-Cocktails an – während bis zu 3.000 Menschen zusahen und applaudierten. Die Angriffe dauerten fünf Tage. Zeitweise zog sich die Polizei komplett zurück und überließ die Insassen des Hauses ihrem Schicksal. Erst als die mehr als hundert verbliebenen Bewohner evakuiert worden waren, beruhigte sich die Lage. Dass es keine Todesopfer zu beklagen gab, kann als glückliche Fügung bezeichnet werden.
 Sinnbild dieser Ausschreitungen ist das Foto eines Mannes mit Schnurrbart, der mutmaßlich eine vollgepinkelte Jogginghose und ein Trikot der deutschen Fußball-Nationalmannschaft trug und dabei den rechten Arm zum Hitlergruß hob. Dieses Foto widerspricht der gängigen Vorstellung, dass es sich bei Rassisten immer um Männer mit kahlrasierten Köpfen, Springerstiefeln und Bomberjacke handelt. Die Ausschreitungen in Lichtenhagen zeigten, das Rassismus nicht nur am rechten Rand der Gesellschaft zu finden ist, sondern auch in der gesellschaftlichen Mitte auf Zustimmung trifft.

Nachdem sich der erste Schock der Öffentlichkeit gelegt hatte, fristete das Thema Ausländerfeindlichkeit in den folgenden Jahren oft ein Nischendasein, obwohl seitdem mehr als 100 Menschen durch rechte Gewalt ums Leben gekommen sind und es laut einer Zählung der Amadeu-Antonio-Stiftung allein im vergangenen Jahr 153 gewalttätige Angriffe auf Flüchtlingsunterkünfte gab. Studien der Uni Leipzig und der Friedrich-Ebert-Stiftung zeigen zudem regelmäßig, dass rund ein Fünftel der Deutschen ausländerfeindlich eingestellt ist.

Es heißt immer, Deutschland sei spätestens mit dem „Sommermärchen“ von 2006 weltoffener geworden. Doch auch ein Sommermärchen ist ein Märchen – eine erfundene Geschichte. Wer das nicht glaubt, sollte zurzeit einen Blick nach Mainz werfen, wo ein Streit darüber entbrannt ist, ob das Logo der Firmen von Thomas und Ernst Neger rassistisch ist oder nicht. Viele Kommentare der Logo-Verteidiger bei Facebook triefen nur so vor Rassismus. Das geht damit los, das farbige Menschen aufgefordert werden, dahin zurückzugehen, wo sie herkommen, ohne dass die Kommentatoren wüssten, woher die farbigen Studenten kommen, bis hin zu Gewaltandrohungen und Anspielungen auf die nationalsozialistische Deportation der Juden. Am liebsten würde ich beim Lesen solcher Kommentare vor Ekel überm Porzellan ausflocken.

Vor einiger Zeit schrieb ich hier, dass der No-Pegida-Spaziergang in Wiesbaden (und natürlich auch anderswo) nur ein Anfang gewesen sein kann. Solange der Rassismus noch in so vielen Köpfen steckt, gilt das auch weiterhin.

fatalerror.biz