goEast bleibt sich treu und sorgt auch in seiner diesjährigen Ausgabe für jede Menge Gesprächsstoff. Das Festival des mittel- und osteuropäischen Films präsentiert ab Mittwoch (24. April) neben aktuellen Spiel- und Dokumentarfilmen inspirierende, unkonventionelle Kurzfilmprogramme sowie einen thematischen Fokus auf queere Filmkultur in Mittel- und Osteuropa. Eine spezielle Filmreihe ist Albanien und Kosovo gewidmet. Feste Bestandteile des Festivals, das sensor als Medienpartner präsentiert, sind außerdem der internationale Wettbewerb, Filmgespräche, Podiumsdiskussionen oder das Symposium.
Große Konflikte, Humor und Satire
Eine Woche lang kann das Festivalpublikum vom 24. bis 30. April gemeinsam mit Filmschaffenden die herausragenden Produktionen der letzten zwei Jahre auf großer Leinwand sehen. Die 16 Spiel- und Dokumentarfilme im Wettbewerb behandeln dabei die großen Konflikte unserer Zeit: Krieg, Unterdrückung, Korruption, Antisemitismus aber auch das Aufbrechen von verhärteten Strukturen in Familie und Gesellschaft. Doch auch durch schwarzen Humor und Satire zeichnet der Wettbewerb sich aus.
Als Eröffnungsfilm läuft am 24. April „Crossing“, ein georgisch-türkischer Road Movie von Levan Akin. In seinem neuen Film überwindet er Grenzen und bringt Menschen zusammen. Die pensionierte Lia aus Batumi in Georgien macht sich mit dem Jugendlichen Achi, und gemeinsam mit Evrim, einer jungen Anwältin für Trans-Rechte in Istanbul, auf die Suche nach Lias verschwundener Nichte Tekla. In den Hinterhöfen und auf den Straßen der funkelnden Stadt offenbart sich ein verborgenes Netz aus Solidarität und Menschlichkeit.
Ungarischer Klassiker
Am Festivalsonntag wird europäisches Filmerbe mit einem der als besten ungarischen Filme aller Zeiten gefeiert: der Klassiker „Karussel (Merry-Go-Round)“ von Zoltán Fábri aus 1956. Die ungarisch-deutsche Schauspielerin Dorka Gryllus – hierzulande eher bekannt aus dem Fernsehen oder von ihrer Hauptrolle in Fatih Akins „Soul Kitchen“ – moderiert den neu restaurierten Film an, der im Rahmen der Matinee gemeinsam mit ArteKino Classics erneut auf die Leinwand gebracht wird. Der Film erzählt die Geschichte der jungen Mari, die sich gegen die tief verwurzelten Konventionen des Landlebens auflehnt, als ihr Vater sie gegen ihren Willen mit einem alten, reichen Landwirt verheiraten will.
Kurz, kreativ und crazy
Wer Lust hat, sich zwischendurch von unkonventionellen, schwarzhumorigen Animationsfilmen überraschen zu lassen, der kann sich auf die Anarcho Shorts freuen. Hierfür wählt das goEast-Team jedes Jahr eigensinnige Kurzfilme aus unter dem Motto: Je weniger Regeln, desto besser.
Symposium über die „anderen“ Queers
Zu den weiteren Sektionen gehört das Symposium unter dem Motto „Die „anderen“ Queers – Filmbilder von der Peripherie Europas”. Die Kuratorinnen Jasmina Šepetavc und Yulia Serdyukova haben sich zur Aufgabe gemacht, die vergessenen, lustvollen, kreativen und marginalisierten queeren Filmbilder ins Zentrum der Aufmerksamkeit zu rücken und das queere Kino in Mittel- und Osteuropa einem breiteren Publikum zugänglich zu machen.
„Political Textile“ heißt eine Ausstellung von Ton Melnyk und Masha Ravlyk, die am 25. April um 18.15 Uhr im Murnau Filmtheater eröffnet wird. Die Ausstellung versammelt eine Reihe textiler Arbeiten in unterschiedlichen Techniken und reflektiert dabei die Erfahrungen von queeren Menschen aus der Ukraine angesichts der existenziellen Schrecken des Krieges.
In dem Programm „Neue Stimmen aus Zentralasien“ zeigt goEast in Zusammenarbeit mit dem ZDF/ARTE Kurzschlussmagazin ein fein kuratiertes Programm aus kurzen Spiel- und Dokumentarkurzfilmen einer bewegenden Region.
Rückkehr der Yugoretten
Zurück ist das Balkan-Künstler:innennetzwerk mit selbstironischen Namen Yugoretten. Unter der Leitung des Kurator:innentrios Borjana Gaković, Mateja Meded und Boris Hadžija geht es in die zweite Runde mit Performances, Filmvorführungen, Networking-Events und Diskussionen rund um ex-jugoslawische Familiengeschichten. Zu den Schwerpunkten zählen Frauen und queere Kultur, Migration sowie das Land Kosovo im Kontext des ehemaligen Jugoslawiens.
Rhine, Wine & Ryhmez
Abseits des Kino- und Wettbewerbsfiebers sorgt zum zweiten Mal eine Schifffahrt auf dem Rhein unter dem Motto „Rhine, Wine & Rhymez“ für Abwechslung im Programm. Der Wiesbadener Autor Alexander Pfeiffer lädt an Bord Festivalgäste ein, ihre Lieblingsgedichte in der Muttersprache vorzutragen. Danach gibt es eine Übersetzung und kurze Gespräche über Film, Poesie, Gott und die Welt. Bei einem Glas Wein hat man im Anschluss auch die Möglichkeit, Festivalgäste kennenzulernen. Das Boot sticht in See am Samstag, den 27. April um 14.30 Uhr in Wiesbaden-Biebrich – ahoi, goEast!
Soliparty im Schlachthof
Gefeiert wird natürlich auch. Eine „Faino“-Soli-Party, deren Überschüsse gespendet werden, um die Menschen in der Ukraine humanitär zu unterstützen, steigt am 26. April ab 23 Uhr im Schlachthof. An den Decks steht und tanzt der bestens bekannte DJ Janeck.
sensor präsentiert: goEast-Festival des mittel- und osteuropäischen Films. 24. bis 30. April im Caligari, Murnau-Filmtheater, Apollo Kinocenter, Museum Wiesbaden – hier ist auch das Festivalzentrum – sowie Schlachthof. www.filmfestival-goeast.de