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Geschäft des Monats: Grünes Gold, Wagemannstraße 37

Von Anja Baumgart-Pietsch. Fotos Kai Pelka.

Hüseyin Dündar und Florian Wolf legen noch letzte Hand an die Präsentation ihrer Ware, rücken Fläschchen zurecht und platzieren Tiegel und Tuben. Der Tag unseres Besuchs ist der Vortag der offiziellen Eröffnung von „Grünes Gold“ in der Wagemannstraße. Inzwischen wurde Eröffnung gefeiert. Es ist ein edler kleiner Laden geworden, in dem etwas für Wiesbaden- und ganz Deutschland – ziemlich Neues angeboten wird: Produkte aus der Cannabispflanze.

Kein Kifferladen: CBD macht weder high noch süchtig

Für die drei Freunde – Dritter im Bunde ist Timm Gros –  bereits der zweite Shop: Im März haben sie „Grünes Gold“ in Darmstadt eröffnet. Und gleich gemerkt, dass dort auch viele Wiesbadener einkaufen. Fernziel sind noch mehr Läden  – „aber das müssen wir zeitlich stemmen können, wir haben ja alle noch andere Jobs“, sagt Dündar. Die drei sind überzeugt von der positiven und heilenden Wirkung des Cannabisextrakts. Und setzen sich im gleichen Atemzug ganz klar von einem Gedanken ab, der natürlich auch im Raum steht: „Wir sind kein Kifferladen.“ Ganz im Gegenteil.

Was hier verkauft wird, darf zwar nicht wie ein Arzneimittel oder auch nur mit gesundheitsfördernden Effekten beworben werden, enthält aber keinerlei suchterzeugende oder psychoaktive Substanzen. Dafür verbürgen sich die Geschäftsführer. Und können das den Kunden auch wissenschaftlich herleiten: Hier gibt es ausschließlich Ware mit sogenanntem CBD. Dieses „Cannabidiol“ wird aus der Hanfpflanze gewonnen, ist aber nicht psychoaktiv  und macht somit weder high noch süchtig. Daher darf CBD jetzt in Deutschland rezeptfrei als Nahrungsergänzungsmittel, Aromaprodukt oder Kosmetik verkauft werden.

Entspannend und schmerzlindernd

Das Entscheidende für den legalen Verkauf ist der Anteil des psychoaktiven Wirkstoffes Tetrahydrocannabidiol (THC). Die in Deutschland geltende gesetzliche Grenze für THC in CBD-Produkten liegt bei 0,2% – es dürfen also maximal 0,2% des Gesamtprodukts aus THC bestehen. Und alles, was in der Wagemannstraße in den Regalen steht, unterschreitet selbstverständlich diesen Grenzwert. „Sie können damit Auto fahren, alles machen, es gibt keinerlei Einschränkungen“, sagt Florian Wolf. „Unsere Kunden berichten uns aber von entspannenden oder auch schmerzlindernden Wirkungen.“

Bei „Hanf“ denken viele „verboten“, weiß der Geschäftsführer. „Wir wollen dazu beitragen, das Image der Pflanze zu verändern und die vielfältigen Wirkungen in den Vordergrund zu stellen.“ Werben dürfen sie halt nicht mit medizinischen Effekten – genauso wenig wie man bei einem Joghurt oder anderen Nahrungsmitteln solche Effekte in den Vordergrund heben darf. Das ist in Deutschland alles sehr streng geregelt, wissen die drei mittlerweile, die sich das aufwändige Genehmigungsverfahren dennoch „angetan“ haben.

Breite Produktpalette: Kosmetik, Wein und Schokolade

„Wir arbeiten mit Polizei, Staatsanwaltschaft und Veterinärämtern zusammen. Alles wasserdicht“, versichert Dündar. Die Produkte werden als Kosmetik- oder Aromaartikel verkauft. Es sind Öle, die man pur einnehmen kann, darunter auch eine Version für Haustiere, die nach Schilderung Hüseyin Dündars seinem epilepsiekranken Hund schon viel geholfen hat. Es sind kosmetische Cremes und Einreibemittel für die Haut, Tee, Schokolade, Kapseln, Inhalt für die Dampfzigarette, Bücher, Blütenmischungen in verschiedenen Aromarichtungen und sogar Wein und Kaffee mit CBD. Der Wein kommt aus Spanien, aber man ist auch schon mit einem regionalen Winzer dabei, einen eigenen CBD-Wein herzustellen. Dabei werden die Waren von renommierten europäischen Herstellern bezogen und von einem eigenen Labor immer noch einmal zusätzlich überprüft, versichert Florian Wolf – alles ist biozertifiziert, hochwertig aufgemacht und deswegen auch durchaus teuer.

Die kleinen Ölfläschchen, deren Inhalt tropfenweise eingenommen wird, kosten zwischen 60 und 160 Euro. Das alles lässt sich zwar auch im Internet bestellen, aber Hüseyin Dündar, Florian Wolf und Timm Gros wollen auf Beratung setzen, auf Probiermöglichkeiten und Informationen, die sich im Gespräch ergeben. Die bekannte Cannabisblatt-Silhouette findet sich trotz allem  im Logo des Ladens sowie auf Taschen und Tassen – und wird ihr „Kiffer“-Image dann wohl in Wiesbaden bald los sein. Und weil es aber eben doch kein Produkt wie jedes andere ist, dürfen in den Laden Kunden erst ab 18 Jahren.

Grünes Gold, Wagemannstraße 37, 65183 Wiesbaden, Öffnungszeiten: Mo. – Sa. 11:00 – 18:30 Uhr, Telefon: 0611 / 790 68 333, E-Mail: wiesbaden@gruenes.gold. Webseite: www.gruenes.gold