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Geschäft des Monats: Stromspar-Laden, Hellmundstraße 30 / Bei Betroffenen geht es ans Eingemachte

Von Anja Baumgart-Pietsch. Fotos Kai Pelka.

Strom, Gas, Wasser – Energie sparen ist momentan wichtiger denn je, die Preise gehen aus bekanntem Grund durch die Decke. Bereits seit 2009 hilft das Stromsparbüro der Caritas Wiesbaden Menschen beim sinnvollen Sparen.

Der Laden ist ein kirchliches Angebot direkt am Puls der Zeit, das mehrere christliche Grundsätze in sich vereinigt: Hilfe für Schwächere und Bewahrung der Schöpfung.

„Man kann zwar mal reinkommen und Tipps erhalten“, erklärt Energieberater Thomas Guth beim Gespräch im kleinen Stromspar-Laden im inneren Westend, „doch die tatsächliche Beratung findet vor Ort zu Hause statt.“ Knapp 5000 Beratungen haben er und sein Team seit Bestehen des Angebots durchgeführt.

Sinnvolle Tipps sind hier jenen vorbehalten, die ein geringes Einkommen haben, Transferleistungen erhalten oder anderweitig unterstützt werden. „Alle anderen können sich an die Verbraucherzentrale wenden“, sagt Guth.

Bei der Zielgruppe geht es ans Eingemachte

Nun ist die beabsichtigte Zielgruppe natürlich auch besonders betroffen, denn da geht es jetzt wirklich ans „Eingemachte“. Man kann aber etwas tun, meinen Guth und seine Kollegin Elisabeth Sander. Und auch jene, die bislang aus Scham keine Unterstützung beantragt haben, tun dies nun: Gut so, finden die Energieexpert:innen: Wem etwas zusteht, der oder die sollte sich das auch holen. Und der Laden hat einiges im Angebot.

Die Beratung läuft so ab, dass ein Termin vereinbart wird. Dann schauen sich die Mitarbeitenden in allen Räumen der Wohnung an, welche Elektrogeräte vorhanden sind. „Ich fange meist mit der Beleuchtung an“, erklärt Thomas Guth. „Es ist erstaunlich, wie viele Leute noch die alten Glühbirnen installiert haben.“

LED-Lampen senken Verbrauch drastisch

Besonders an „versteckten“ Beleuchtungsorten sei dies der Fall, meint Guth, und nennt als Beispiel die Lampe an der Dunstabzugshaube. Mit LED-Birnen könne man den Verbrauch drastisch senken, sagt er. Und das Schöne: Diese werden den Menschen kostenlos zur Verfügung gestellt. Auch abschaltbare Steckdosenleisten, sparsame Nachtlichter, Kühlschrankthermometer, Temperatur- und Feuchtigkeitsmessgeräte sowie Sparduschköpfe können die Leute hier erhalten.

Auch bei der Installation helfen die Berater. „Das nehmen gerade ältere Menschen gerne in Anspruch“, berichtet Guth. Die Beratung, das ist ihm wichtig, geschehe aber immer auf Augenhöhe. „Wir sagen nicht, Sie müssen jetzt dieses machen oder jenes unbedingt abschaffen. Wir geben Tipps, wie sich die Strom-, Gas- und Wasserrechnung senken lässt. Viele sind dafür sehr dankbar und wir erhalten auch entsprechende Rückmeldungen.“

Nach dem ersten Besuch entsteht ein individueller Bericht für diese Wohnung. Beim zweiten Besuch werden dann praktische Maßnahmen besprochen. Gelegentlich schaue man auch nochmal ein oder zwei Jahre später nach, wie sich der Plan bewährt hat. Das Projekt findet in zahlreichen Städten statt, die Caritas qualifiziert damit auch Langzeitarbeitslose als Energieberater:innen, die damit in den Arbeitsmarkt zurückfinden können. Unterstützt wird es vom Bund und von den Kommunen.

Einsamkeits-TV frisst Strom

„Die Leute sind sehr dankbar“, schildert Elisabeth Sander. Teilweise wüssten manche tatsächlich nicht, wo sich mit relativ einfachen Mitteln sparen lässt. Es werden auch Alternativen aufgezeigt, meint Thomas Guth: „Viele Ältere lassen den ganzen Tag den Fernseher laufen, einfach weil sie sich dann weniger einsam fühlen. Das verbraucht aber auch viel Energie. Ich gebe ihnen dann den Tipp, lieber das Radio zu nehmen.“ Aber auch ein altertümlicher Kühlschrank ist ein großer Energiefresser. „Dafür können wir sogar nochmal einen Zuschuss von 100 Euro für den Kauf eines neuen Geräts geben“, informiert Guth. Doch es muss nicht gleich der neue Kühlschrank sein.

Die Dame mit den 50 Tiffany-Lampen

In einer Broschüre finden sich viele einfach zu realisierende Verhaltensregeln: Niedrige Waschtemperaturen nutzen. Wasser nicht auf dem Herd, sondern vorzugsweise mit dem Wasserkocher erhitzen. Umluft statt Oberhitze beim Herd einstellen. Stoßlüften statt Fenster kippen. Licht aus beim Verlassen des Raumes. Den Tipp erhielt auch eine Dame, „die Tiffany-Lampen sammelte. Sie hatte bestimmt 50 Stück im Zimmer, die waren immer an. Sie hat tatsächlich einiges einsparen können“, erinnert sich Thomas Guth an ein besonderes Beispiel. Nicht zuletzt erfreut das Ganze auch die Umwelt, denn beim Energiesparen wird auch CO2 eingespart. Und das ist gut gegen den Klimawandel.