Von Anja Baumgart-Pietsch. Fotos Fotos Kai Pelka.
Hände, Totenschädel, Herzen. Frankenstein, Schraubenschlüssel und Augäpfel. Geweihe, Buddhaköpfe und Pistolen. Der Schmuck von Ciaron Hausmann ist alles andere als nett und niedlich. Der Goldschmied hat auch ganz besondere Zielgruppen im Auge: Biker und Tattoo-Freunde, Surfer, Rock’n’Roller und Gothic-Fans. Auf Veranstaltungen in diesen Szenen gehen seine Unikate und Kleinserien weg wie warme Semmeln. Ciaron Hausmann hat sich seinen beruflichen Traum erfüllt und steht nun sogar kurz vor der Eröffnung seines eigenen Ladens.
„Die Adresse wird noch nicht verraten“, sagt der freundliche, selbst großflächig tätowierte Goldschmied. Es dürfte aber nicht weit weg von seinem derzeitigen Domizil in der Kiedricher Straße 12 sein. Dort gehört Hausmann seit einigen Jahren zur „Vielfalterei“, einem Zusammenschluss von Kreativen in einem Hinterhof, der an Berliner Ecken erinnert – und das mitten im Rheingauviertel. Noch weitere Schmuck- und Edelmetallgestalter, eine Schneiderin und eine Hutmacherin sowie einige Musiker arbeiten dort.
Die Werkstatt atmet eine besondere Atmosphäre, ist dekoriert mit alten und neuen Werkzeugen, die natürlich auch im Gebrauch sind, mit Comic-Seiten und einem alten Schädel-Anatomieplakat. Dazwischen stehen Spielzeuge von Ciaron Hausmanns kleiner Tochter, ein herrlich weich gefedertes altes Sofa, ein Verstärker. Hausmann macht nämlich auch Musik, zum Beispiel bei der Band The Bordells. Musik läuft auch bei der Arbeit. Eine echte Alchimistenwerkstatt also, und dort erschafft der 37-Jährige seine Schmuckstücke, die er beispielsweise auf Harley-Conventions oder Tattoo-Messen anbietet. Natürlich kann man auch zu ihm kommen und mit ihm über sein eigenes Traum-Schmuckstück sprechen.
Richtig verwählt
„Ich habe auch schon Trauringe für Bikerpaare angefertigt“, sagt Hausmann. Die sahen dann eben ganz anders aus als das, was sonst so bei Juwelieren im Schaufenster liegt. Wobei Hausmann sein Handwerk selbstverständlich von der Pike auf gelernt hat. Goldschmied war schon in jungen Jahren sein Traumberuf. „Ich habe ganz schön lange gesucht – und dann gab es einen echten Zufall“, erinnert sich der Kunsthandwerker. „Meine Mutter hat sich am Telefon verwählt und da war ein Goldschmied am anderen Ende der Leitung, der gerade einen Azubi suchte“. Solche Fügungen des Schicksals braucht es, um zum Erfolg zu kommen. Hausmann absolvierte seine Lehre, war anschließend einige Jahre lang bei einem konventionellen Juwelier angestellt. „Aber da konnte ich meine kreativen Wünsche nicht ausleben“, sagt er. Es folgte ein Studium an der Zeichenakademie Hanau. Dort konnte er seine Kreativität buchstäblich befreien, legte Meister – und Gestalterprüfung ab und entwickelte den eigenen Stil, der seinem Labelnamen „Rohstoff“ alle Ehre macht. Zwischen 45 und 700 Euro muss man für die Schmuckstücke anlegen. Dafür bekommt man Ohr-, Hals- und Fingerschmuck, Gürtel und Armbänder, die zum zweiten Hinsehen einladen. Die Totenköpfe beispielsweise wirken nur auf den ersten Blick martialisch. Auf den zweiten sieht man manchen Schädel auch durchaus als freundliches Gesicht. Wie in Mexiko, wo eine ganz andere Totenkultur gepflegt wird.
Inspiriert von Tim Burton
Oder bei Tim Burton, dessen schräge Filme eine Ästhetik nutzen, die Ciaron Hausmann gefällt. Und wie „entschärft“ man eine Pistole besser, als sie in Serie zum kleinen Armband zu schmieden? Hausmann entwirft spitze Geweihe als Halskette oder Brosche und „Dog tags“ mit stolzen Dreimastern und sinnigen Sprüchen. Er nimmt die Form der „Single-Sterne“ als Vorbild für Schmuckstücke: Das sind die Plastikteile, die man früher in eine Vinyl-Single einklicken musste, damit sie auf den Plattenspieler passte. Hände halten Perlen, Herzen gehen in Flammen auf. Es gibt viel zu gucken in der Werkstatt, und Ciaron Hausmann hat sich seinen Namen in der Szene gemacht. Bei den Tattoo-Leuten kann er ja auch persönlich mithalten. Und bei den Bikern? „Fehlanzeige“, grinst der Designer. „Ich fahr bloß Fahrrad“.
http://www.rohstoff-schmuck.de/