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Goodbye „Nassau“, Hello „New Orange“ – Reges Kommen und Gehen in Wiesbadens Gastro- und Geschäftswelt

Von Dirk Fellinghauer. Foto Frank Meißner. Illustration Jan Pieper.

„Nach dreieinhalb Jahren, über 100.000 Burgern und mehr als 20 Tonnen handgeschnitzten Pommes“ heißt es am Samstag, dem 12. Mai, am Michelsberg zum letzten Mal: „Willkommen im Nassau Beef & Beer!“ Joerg Mueller (Foto) schließt den Ort, den er ursprünglich als „Nassau Burger & Beef Company“ eröffnet hatte, nicht sang- und klanglos, sondern mit einem „Goodbye Nassau“-Abend zum Austrinken und Aufessen. Der eine sagt „Goodbye, der andere sagt „Hello“. Just am gleichen Tag wollte Thomas Baecker am Schiersteiner Hafen sein „New Orange“ als „Tierwohl-Burger-Restaurant“ eröffnen und wird dies nun, eine Woche später als geplant, nach neuestem Stand am 19. Mai tun. Und auch sonst gibt es wieder ein reges Kommen und Gehen in der Wiesbadener Gastro- und Geschäftswelt. (UPDATE – MIT ERKLÄRUNG VON JOERG MUELLER, NASSAU BEEF & BEER, AM ENDE DES TEXTES)

„Wir haben eine wunderbare, teilweise turbulente, Zeit am Michelsberg gehabt! Viele neue Freunde gefunden und tolle Gäste tagtäglich willkommen heißen dürfen“, verkündet Nassau Beef & Burger auf seiner Facebook-Seite: „Daher wollen wir unseren Abschied aus Wiesbaden auch gebührend feiern und laden ab 20 Uhr zum `Austrinken und Aufessen´, bis nichts mehr da ist oder die Sonne aufgeht! Kommt hungrig und kommt durstig, wir lassen es noch einmal richtig krachen!“.

Der dezente Hinweis „PS: Seid gespannt …“ und manches Gemunkel lassen darauf schließen, dass auch Joerg Mueller auf dieses „Goodbye“ ein „Hello“ folgen lassen wird. Genaueres lässt sich der Macher, der in seinem „anderen“ Leben als Werber mit seinem Partner Peter Kenter gerade erst neue abgefahrene Räume ihrer gemeinsamen Agentur „Schoen:Mueller“ inklusive Coworking-Angebot sowie Burning Love im Rollkontor am Hauptbahnhof eingeweiht hat, auch auf sensor-Nachfrage nicht entlocken. Noch nicht, immerhin stellte er in Aussicht, vielleicht schon bald etwas verkünden zu können …

„Heaven can wait …“ verkündet das New Orange, das am 19. Mai, in Schierstein in der Backfischgasse – ja genau, dort, wo früher das „Orange“ war – eröffnen soll. „Den Himmel auf Erden sollen Sie als unsere Gäste schon heute erleben können“, heißt es nicht ganz unbescheiden in der Selbstbeschreibung, wohl wissend: „Kein geringer Anspruch. Aber wir geben uns Mühe.“.Das Besondere soll sein, dass man konsequent auf faire und Bio-Produkte setzt. Gegenüber sensor erklärte Thomas Baecker, wie man das hier meint und umsetzt. Das Zauberwort heißt „Tierwohl“ und bedeutet, dass die Speisen wie Burger oder Pastrami „von Rindern stammen, welche nie einen Tiertransport und schon gar nicht einen Schlachthaustod erlebt haben.“ Der Weg zum Ziel des stressfreien und bis zur allerletzten Sekunde „unmerklichen“ Todes der Tiere führt über Weidebetäubung. „WeiRinda“ ist der Produktname für diese ethische Entscheidung, die laut Baecker, der dort als Geschäftsführer fungiert, zugleich auch eine besondere geschmackliche Qualität zur Folge habe. Täglich von 12 Uhr bis Mitternacht, an sieben Tagen der Woche, können sich Gäste künftig davon überzeugen, ob und wie die Versprechen gehalten werden. Außergewöhnlich verspricht auf jeden Fall auch das Ambiente zu werden, das der Wiesbadener Künstler Norbert Tolle gestaltet hat.

Ein absolutes Erlebnis, voller Überraschungen, ist das No Exitus – den ganzen Mai über 7 Tage und Nächte die Woche 24 Stunden lang geöffnet, mitten auf der Wilhelmstraße (47) rund um die einstige Milchbar. Die Maifestspiele machen´s möglich – Frühaufsteher sind hier so gut aufgehoben wie Nachtschwärmer, zum Mittagstisch ist es meist rammelvoll, bei Terassenwetter erst recht, und jeden Abend und jede Nacht gibt es besonderes Programm. Das sollte man sich nun wirklich nicht entgehen lassen – und es ist ein Vorgeschmack auf einen hier in Zukunft geplanten reichlich visionären Dauerbetrieb. www.noexitus.com

Nochmal Burger – die gibt es seit kurzem auch bei Harput Burger in der Wellritzstraße. Die Eröffnungfeier findet am 11. Mai statt. Geschäftsführer Ridvan Duran hat den Wiesbadener Rapper ENO 183 als Special Guest engagiert, außerdem gibt es von 16 bis 20 Uhr Burger für 1 Cent – mit diesen „Sicherheitsmaßnahmen“: Es wird pro Gast / Besucher nur 1 Burger rausgegeben. Die Ausgabe wird mit geordneter Reihe stattfinden. Weitere aktuelle Neueröffnungen sind das Viet House am Kaiser-Friedrich-Ring 40 und die Brasserie am Henkellspark. In der Mauergasse wird die an der Dotzheimer Straße seit vielen Jahren ziemlich legendäre Bergkäsestation eine Filiale eröffnen, dem Vernehmen nach zum Weinfest im August. Am Karlsbader Platz hat der neue Edeka Markt Nolte eröffnet.

ESWE Verkehr plant den Umzug seiner Mobilitätszentrale vom Luisen-Forum an den Marktplatz. Fensterbeklebungen sollen jetzt schon neugierig machen, die Eröffnung dann nach Stand der Planungen im September stattfinden. Auch Volleyball-Bundesligist VC Wiesbaden zieht es in die Innenstadt, die neue Geschäftsstelle des Vereins soll gut erreichbar in der Kleinen Schwalbacher Straße entstehen – in den seit längerem leerstehenden Räumlichkeiten, die zuletzt von der VRM als Zwischendomizil während der Renovierung des Pressehauses genutzt wurden.

Tialini hat in der Mauritiusgalerie sein erstes Restaurant im Rhein-Main-Gebiet eröffnet und bietet dort auf sehr viel Platz in gelungenem Ambiente authentische italienische Küche – vorneweg Pizza und Pasta, aber auch Antipasti, Salate, Risotto und natürlich „Dolce“. Das Unternehmen des einstigen Porsche-Chefs Wendelin Wiedeking ist zwar „Systemgastronomie“, aber mit individuellem Touch. Mit Steffen Schulz wurde ein bekanntes Wiesbadener „Gastro-Gesicht“ als Restaurantleiter und Chef eines fünfzigköpfigen Teams gewonnen. Auf rund 800 Quadratmetern Fläche ist genügend Platz nicht nur für das Restaurant, sondern auch für eine Bar und einen Lounge-Bereich. Montags bis donnerstags von 11 bis 23 Uhr, freitags und samstags bis Mitternacht kann man hier also Hunger stillen, auf die Schnelle oder auch ganz in Ruhe im „Dolce vita“-Modus, aber auch einfach einen Drink genießen – auch auf der großen Terrasse in der Mauritiusstraße. (Kleiner Tipp – im aktuellen Mai-sensor findet ihr einen Coupon für einen Prosecco oder einen Espresso im Tialini.)

In der Langgasse hat der bayerische Öko-Bäcker Hofpfisterei eine Filiale eröffnet. Die Kaffeeröster Dylan & Harper eröffnen ein Café in der Rüdesheimer Straße. Sie übernehmen die Räume, in denen lange Jahre nane rosa residierte. Wer auf Kaffeekapsel steht, wird im frisch eröffneten Nespresso-Store am Mauritiusplatz glücklich. Das Ehepaar Schlosser hat „Grunsels Börnchen“ in Schierstein nahtlos in „deutsch-griechische Hände“ übergeben und selbst das Traditionslokal „Gasthaus Zum Engel“ in Erbenheim übernommen. „Secondhand-Mode mit Gewicht“, dieses Motto hat Elke Schmidt ihrem „Garderobenwechsel + Café“ gegeben, frisch eröffnet in der Mauritiusstraße. Außer Damenmode in den Größen 42 bis 60 für jedes Alter bietet sie ein „Secondhandcafé“ mit Kaffee und Kuchen – das Besondere: Geschirr und Möbel können als Second-Hand-Ware gekauft werden.

Mit der Eröffnung des RheinMain CongressCenter (RMCC) hat auch das von der Friedrich-Ebert-Allee zugängliche neuen Restaurant „bagutta“ eröffnet. Dort wird das Konzept „italienisches Wirtshaus mit Terrasse und dem Zeug zum Hotspot“ verfolgt und eine bodenständige italienische Küche versprochen.

Verabschiedet hat sich, nach drei Jahren, auch Joerg Theis mit seinem seinen Nachnamen tragenden „Wohnzimmer des Rheingauviertels“ in der Niederwaldstraße. Bei seinen Gästen, Freunden und der Belegschaft bedankt er sich für „eine schöne Zeit, auch wenn es ein paar Stolpersteine gab. Im Hauptbahnhof ist der Zug für die Metzgerei Zeiss abgefahren. Der Imbiss zwischen den Gleisen 1 und 2 ist zu, die Bahn hat offenbar andere (Snack-)Pläne. „Über Nacht“ hat der Holzladen in der Ellenbogengasse geschlossen und sich im Abgang darüber beschwert, dass die Innenstadt „tot“ sei.

„tante simone“ hat sich mit einer fulminanten „Umzugsparty“ vom Sedanplatz verabschiedet und ließ die Frage der Nacht „Wo macht ihr neu auf?“ charmant unbeantwortet. Direkt gegenüber geht Ende des Monats leider ein weiteres Licht endgültig aus – das Lokal (Foto) verabschiedet sich am 30. Mai mit einer Party, bei der die tollen Tramlites aufspielen werden, aus dem Westend. Nach nur knapp einem Jahr ist das „Café Mocca“ in der Oberen Webergasse wieder zu, die Räume werden derzeit als Büro genutzt.

„Essen wie bei Babuschka“ meldete eine Wiesbadenerin aus dem neuen „Café Tallinn“ in der Taunusstraße. Das kulinarische Angebot reicht von Borschtsuppe über herzhaft gefüllte Crepes, Honigkuchen und gebackene Bananen bis zu Käsekuchen, dazu gibt es Karaoke. Auf „Healthy“ folgte in der Coulinstraße eine „Fuck off, Low Carb“-Ansage von Elvir Boloban, der mit „Jimmy´s Fries & Friends“ einen kulinarischen Sündenpfuhl eröffnet hatt: Fritten belgischer Art, Cevapcici, Würstchen, Waffeln und frittierte Schokoriegel. Komischerweise ist im Moment aber schon wieder zu. In der Röderstraße hat sich die ehemalige Marien-Apotheke  – einen Steinwurf entfernt vom von vielen innig geliebten Backhaus Bürger – in eine weitere Filiale des Rheingauer Bäcker Dries verwandelt..

Heike Müller hat ihren „Allotria“-Kindermodeladen in der Grabenstraße eröffnet.Im Baby- und im Kleinkindbereich achten wir vor allem auf Nachhaltigkeit und faire Produktionsbedingungen. Wir lehnen Fast Fashion ab“, sagt die Fachfrau. Zur Feier der Neueröffnung gibt es bis zum 28. April 10% Rabatt auf das gesamte Sortiment mit ausgesuchten Kindermarken aus aller Welt. „Herberta“ heißt das Gewürze-Start-up aus Wiesbaden, das die alte Tradition der Spezereien wieder aufleben lässt. Die Idee entstand  eher zufällig nach einem Heimatbesuch des Vaters der Mitgründerin Juliett, der in der Provinz Kerala in Südindien lebt. Nun soll Herberta, im Dichterviertel zuhause, für feinste Bio-Kräuter, Bio-Gewürze und Salze aus aller Welt stehen.Unter www.herberta.de können Gewürzfans bestellen.

Das Taunus Wunderland (Foto Arne Landwehr) präsentiert sich nach sechsstelligen Investitionen in der Saison 2018 in neuem Glanz, geschärftem Profil und mit nicht nur neuen Attraktionen und dem neuen Themenbereich „Opa Alfreds Dinotal“ mit über 20 Dinosauriermodellen, sondern auch mit dem neuen Erlebnisrestaurant „Onkel Bennos Futterscheune“. 144 Sitzplätze direkt am Wasser, kleine Gerichte und Getränke zur Auswahl: SEG-Geschäftsführer Roland Stöcklin kündigte die Eröffnung einer Sommergastronomie am ehemaligen Kran-Podest an – inklusive 36 Fahrrad- und 10 Kinderwagen-Abstellplätzen. Inzwischen wurde auch der Betreiber der Gastronomie verkündet. The winner is: Consortium.

SONST NOCH NEUES AUS DER WIESBADENER GESCHÄFTS- UND GASTRONOMIEWELT? HINWEISE, INFOS, GERÜCHTE IMMER GERNE AN hallo@sensor-wiesbaden.de, Betreff “Kommen und Gehen”.

Update – Erklärung von Joerg Mueller zur Schließung von „Nassau Beef & Beer“, 9.5.2018

„, „Alles hat seine Zeit“. Es ist an der Zeit für mich, mich auf meine Agentur schoenmueller und meine Familie zu konzentrieren!

Wir sind mit schoenmueller im März in geniale neue Räumlichkeiten am Hauptbahnhof Wiesbaden gezogen und haben uns inhaltlich als auch personell neu und ein wenig prominenter aufgestellt. auf unserem „Sonnendeck“ bieten wir seit Anfang Mai Co-Working Plätze für Kreativ-Denker und Macher!

Das Feedback seit der Ankündigung unserer Schließung ist überwältigend und reicht von großer Überraschung, hinzu Unverständnis und sogar „Beileidsbekundungen“!
Wir freuen uns sehr darüber, dass wir in Wiesbaden einen tollen Eindruck hinterlassen und die gastronomische Welt durchaus bereichert haben.

Am Samstag feiern wir mit Gästen, Freunden und Familie bei guter Musik und guter Laune bis alles aufgegessen , ausgetrunken und verbraucht ist! Auch wenn es bis in den frühen Morgen geht!

Über das was eventuell kommen mag, kann ich noch nichts sagen … 😉

Sein Sie gespannt!“

3 responses to “Goodbye „Nassau“, Hello „New Orange“ – Reges Kommen und Gehen in Wiesbadens Gastro- und Geschäftswelt

  1. Man kann kein Lebewesen, das leben will, ethisch töten. Dies gilt für Menschen und Tiere gleichermaßen.

  2. An den KZs stand damals auch etwas von „Menschenwohl“, weil die Juden unwissend in der Dusche vergast wurden. Die perfide Verwendung des Wortes „Tierwohl“ ist für einen Fleischverarbeitungsbetrieb eine Schande.

  3. Puh.. ein Lebewesen zu töten und dann von unmerklichen Tod zu sprechen ist selbst für mich als Fleischesser zu viel. Wenn man schon den Tod von anderen für den eigenen Genuß in Kauf nimmt sollte man das nicht auch noch so assozial leugnen!!

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