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Großer Wurf? Wie ein Wiesbadener Designer mit kühnen Ideen den Lebensraum Stadt neu gestalten will

Von Dirk Fellinghauer. Visualisierungen 3deluxe.

Der Wiesbadener Designer Dieter Brell ist mit seinem Büro 3deluxe weltweit gefragt. Jetzt wirft er erstmals aufregende Innenstadt-Ideen für Wiesbaden in den Ring – mit dem Zeug zum großen Wurf?

Mit den Propheten im eigenen Land ist das schon seit biblischen Zeiten so eine Sache. Mit den Visionären in der eigenen Stadt durchaus auch, zumindest in Wiesbaden. Hier gibt es viele kluge kreative exzellente Köpfe, die Ideen für Wiesbaden haben und sich hier gerne auch einbringen würden. Ein Geschenk eigentlich, doch „die Stadt“ tut sich oft schwer mit dem, was ihr auf dem Silbertablett präsentiert wird.

Vielfach gefragt auf der ganzen Welt, nun auch mit Ideen für Wiesbaden am Start: Designer Dieter Brell vor Arbeiten und Auszeichnungen seines Büros 3deluxe. Foto: Dirk Fellinghauer

„In Wiesbaden schaffen wir es immer wieder, Sachen runterzureden“, diesen Eindruck hat auch Dieter Brell über die Jahre gewonnen. Mit seinem transdiszipläneren Designbüro 3deluxe brütet er außergewöhnliche, oft spektakuläre Ideen aus, die weltweit gefragt sind und  wegweisende Impulse im internationalen Architektur- und Designbetrieb setzen. Im Besprechungsraum des Büros in den Alten Kliniken an der Schwalbacher Straße reiht sich ein internationales Magazin an das andere, in dem über Projekte der Wiesbadener mit dem ganz eigenen Stil berichtet wird. 1992 wurde 3deluxe gegründet, neben dem Hauptsitz in Wiesbaden gibt es auch Niederlassungen in Miami und Dubai.

Seit einiger Zeit widmet sich 3deluxe auch auf lokaler Ebene verstärkt dem Thema der positiven Transformation unserer Städte in lebenswertere und nachhaltigere Orte. Nun will Dieter Brell, der kürzlich sogar in bei der UN in New York einen Vortrag gehalten hat, auch in und für Wiesbaden Ideen „in den Ring“ werfen. Ganz aktuell, akut und konkret zum ebenso heiß wie allgemein etwas hilflos diskutierten Thema (Verödung/Belebung/Zukunft der) „Innenstädte“.

„In den letzten Jahren erwies sich die Wiesbadener Innenstadt als breites Experimentierfeld für aussichtsreiche Kulturinitiativen und Projekte zur Revitalisierung der Innenstadt“, haben die kreativen Köpfe beobachtet. 3DELUXE hat eigeninitiativ drei konkrete Ideen entwickelt, durch die im Stadtzentrum neue, attraktive Orte mit hoher Aufenthaltsqualität, Erlebniswert und Möglichkeit für Begegnungen entstehen könnten.

Dynamische Veränderungen – die Innenstadt als Lebensraum

„Die Ideenentwicklung orientierte sich am städtebaulichen Leitgedanken für den öffentlichen Raum, bei dem Straßen, Plätze, Anlagen und das Stadtbild das Bewusstsein von Bewohnenden und Besuchenden prägen und zugleich für die dynamischen Veränderungen einer Stadt stehen“, so Dieter Brell. WiCoPop und 3DELUXE wollen hier neue Impulse setzen und städtischen Trägern und Institutionen Anreize für die Entwicklung einer lebendigen Innenstadt bieten: „Jene sollen nicht nur visuell interessant bleiben, sondern auch sozialen Zusammenhalt fördern und die Innenstadt als Lebensraum neu definieren“, lautet die Ansage. Bei der Ideenentwicklung hat sich 3DELUXE daher nach eigener Aussage insbesondere auch soziokulturellen und ökologischen Aspekten gestellt.

Heiß baden und bunt spielen

Drei in Funktion, Ausmaß, Zeithorizont und Budget völlig unterschiedliche Entwürfe und Konzepte aus dem Hause 3deluxe, die sensor exklusiv erstmals öffentlich zeigt, könnten in Wiesbaden Wirklichkeit werden.

„Hot Pot“ setzt das die Stadt prägende traditionsbeladene Thema Wasser in einen modernen Kontext. Hier, zum Beispiel an der Ecke Wilhelmstraße/Sonnenbergerstraße hinter den Kurhaus-Kolonnaden, könnte Wiesbaden ganz neu „baden gehen“, so wie zum Beispiel in Island weit verbreitet in einem riesigen Becken mit warmem (Thermal-)Wasser und – dank einer Bar „im“ Wasser – kommunikativem Geselligkeitsfaktor.

„Urban Gardening“ würde den Mittelstreifen der Schwalbacher Straße zu einer blühenden Landschaft machen, und in einen Treffpunkt und Begegnungsort mit sozialer Funktion und interkulturellem Leben verwandeln. Menschen könnten sich hier im Park einfach treffen, es würde Gemüse angebaut, Essen angeboten und mit der Begrünung auch Effekte für ein besseres Stadtklima erzielt.

„Playscape“ ist nicht nur die bunteste, sondern auch die am schnellsten – bestenfalls kurzfristig schon in diesem Sommer – umzusetzende Idee. „Neu, innovativ, experimentell“ nennt Dieter Brell als Attribute für den poppig-bunten, von Trends in Asien inspirierten Mix aus Spielplatz, Sportgeräten und Kunstobjekt. Eine super Sache für die jungen Leute in der Stadt könnte das sein – in der Baulücke im Walhalla an der Hochstättenstraße, und durchaus auch temporär bis zur Walhalla-Eröffnung -, ein anziehender Ort jenseits des Konsums und ganz klar auch sehr „instagrammable“.

Basis zum „ernsthaft überlegen“

Sind das alles nun Spinnereien oder könnte da wirklich etwas draus werden, am Ende gar ein großer Wurf für Wiesbaden? Durchaus, bei Verantwortlichen der Stadt stieß Dieter Brell schon auf offene Ohren, er bietet seine Ideen an als „Grundlage, um ernsthaft zu überlegen, was kann man machen“. Im Februar ist eine Ausstellung der Entwürfe unter dem Motto „Where WI Live“ im WiCoPop* in der Kleinen Schwalbacher Straße geplant (offen für alle Interessierten am 21.2. 18 bis 22 Uhr sowie 22. und 23.02., 14 bis 19 Uhr), auch Formate zum Austausch soll es geben.

„Unser geliebtes Wiesbaden ist wunderschön, aber die Innenstadt braucht dringend neue Impulse, um auch in Zukunft lebendig und attraktiv zu sein. Wir sind alle aufgefordert zu überlegen, wie wir unsere City auch in Zukunft lebenswert mitgestalten können“, heißt es in der Einladung zur öffentlichen Veranstaltung am 21. Februar von 18 bis 22 Uhr im WiCoPop*, zu der sich auch Bürgermeisterin und Wirtschaftsdezernentin Christiane Hinninger angekündigt hat. An die Projektpräsentation wird sich eine Diskussionsrunde anschließen, moderiert durch WiCoPop*-Erfinder und -Projektleiter Michael Eibes. Und wer weiß, vielleicht redet Wiesbaden gute Ideen ja mal „hoch“ statt runter.

Infos und Updates zur Ausstellung und Begleitprogramm auf www.wicopop.de.

2 responses to “Großer Wurf? Wie ein Wiesbadener Designer mit kühnen Ideen den Lebensraum Stadt neu gestalten will

  1. Wie so oft – es ist alles da man muss es nur nutzen und sich in der Vorstellungskraft nicht einschränken. Nur so werden Potentiale entfaltet. Chapeau 3deluxe. Unsere (Fuenfwerken Design AG) Unterstützung habt ihr! P.S. es gab ja schon viele Versuche mit dem kreativen Bewohnern dieser Stadt diese voran zu bringen. Angefangen von AAA access all areas über Happenings mit Stricknadel und Verkehrsberuhigung. Entweder zu speziell oder zu weit weg vom wahren Kern dieser Stadt. Dieser Wurf ist ganz nah an den Werten, dem Wesen der Stadt Wiesbaden und das bedeutet, dass die Wirkung auch außerordentlich positiv sein würde.

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