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Kolumne: Falk Fatal sagt „Ja“ zur Citybahn

Als am 23. Juni 2016 das Ergebnis des britischen Referendums über den Verbleib in der Europäischen Union bekannt gegeben wurde, war die Überraschung groß: 51,89 Prozent der Wähler hatten für den Austritt des Vereinigten Königreichs aus der EU gestimmt. Was sich viele Briten und ausländische Beobachter nicht hatten vorstellen können, war eingetreten. Die britischen Europaskeptiker hatten sich durchgesetzt, das Vereinigte Königreich wird die EU verlassen.

An den Brexit muss ich immer mal denken, wenn ich die aktuellen Diskussionen über die Citybahn verfolge. Deren Bau ist für Wiesbaden vermutlich das wichtigste und größte Infrastrukturprojekt der nächsten Dekade. Am 1. November können die Wiesbadener Bürgerinnen und Bürger darüber abstimmen, ob die Straßenbahn gebaut werden wird oder nicht. Die Citybahn soll Bad Schwalbach, Taunusstein, Wiesbaden und Mainz miteinander verbinden, den bisherigen öffentlichen Nahverkehr zwischen diesen Städten entlasten und gleichzeitig Pendler dazu bewegen, das Auto öfters stehen zu lassen. Das wiederum soll die Schadstoffbelastung reduzieren und würde die Umwelt schonen.

Dass sich an der Verkehrssituation in Wiesbaden etwas ändern muss, dürften die Wenigsten verneinen, ebenso wenig, dass der gegenwärtige öffentliche Nahverkehr an seine Grenzen stößt. Über die Lösung des Problems dagegen wird zurecht gestritten.

Es ist verständlich, dass solch ein Großprojekt bei Vielen keine Begeisterungsstürme auslöst und dass es Menschen gibt, die den Bau der Citybahn kritisch sehen oder komplett ablehnen. Das ist gut und muss so sein. Nicht verständlich ist allerdings die Art und Weise, wie ein Teil der Citybahn-Gegner Stimmung macht: nämlich so, wie einst die Brexiteers – jenseits der Sachebene, mit Populismus, persönlichen Angriffen und Unterstellungen gegenüber Befürwortern der Citybahn.

Der Brexit kam für viele auch deshalb überraschend, weil in den Umfragen zuvor die „Remainers“ trotz allem vorne lagen. Gut möglich, dass sich deswegen einige von ihnen zu siegesgewiss waren und anstatt wählen zu gehen, am Tag des Referendums einfach zu Hause blieben. Deshalb ist zu hoffen, dass alle, die für den Bau der Citybahn sind, am 1. November im Wahllokal die Frage: „Soll der Verkehr in Wiesbaden, zur Vermeidung von Staus und weiteren Verkehrsbeschränkungen für den Autoverkehr, durch eine leistungsfähige Straßenbahn (Citybahn) von Mainz kommend über die Wiesbadener Innenstadt bis Bad Schwalbach weiterentwickelt werden, um Verkehrszuwächse aufzufangen und Umweltbelastungen (Luftverschmutzung, Lärmbelastung) zu verringern?“, mit „Ja“ beantworten. Damit es keine böse Überraschung gibt.

Mehr Falk Fatal: https://fatalerror.biz