Heute startet die 16. Ausgabe des bedeutenden internationalen Theaterfestivals Theater der Welt 2023. Los geht es im Hafen 2 in Offenbach um 17:30 Uhr mit einem Get-Together. Bis zum 16. Juli an zehn Spielorten in Frankfurt und Offenbach 36 internationale Gastspiele und Neuproduktionen, die bislang höchste Zahl in der Geschichte des Festivals, – aus den Bereichen Theater, Tanz und Performance, – zu erleben sein, präsentiert von Künstler*innen aus 32 internationalen Städten und von sechs Kontinenten.
Nach den heutigen Eröffnungsvorstellungen im Capitol Theater – „Die Bakchen. Holstein-Milchkühe“ der Regisseurin und Autorin Satoko Ichihara und
„A Conversation with the Sun (VR)“ des preisgekrönten Filmregisseurs Apichatpong Weeresetakhul in der Alten Schlosserei – beginnt um 21 Uhr die Eröffnungsparty, unter anderem mit den Bands „What are People for“ und „Baby of Control“.
Die Festivalstädte sollen zur „Bühne für eine Fülle sinnlicher Theater- und Kunsterlebnisse (werden), die Allianzen über die Grenzen des Theaters hinweg möglich machen und Inhalte, Formen und Menschen zusammenführen“, sagen Anselm Weber, Matthias Wagner K , Ralph Philipp Ziegler, Marcus Droß & Anna Wagner als Ko-Intendant*innen und Ko-Organisator*innen Theater der Welt 2023 . Zelebriert werden soll „Theater als entgrenzender Ort und Beziehungsstifter zwischen Welten, denen es vor allem an einem zu mangeln scheint: an Zeit für die Begegnung mit dem Widersprüchlichen und dem Unklaren.“
Provokant und kühn – Multiperspektivisch und atemberaubend
„ANGELA (a strange loop)“ von Susanne Kennedy & Markus Selg, „Super Farm“ von Saeborg (Foto links: Taisuke Tsurui), „Nightwalks with Teenagers“ von Darren O’Donnell/ Mammalian Diving Reflex, „Magnet Theatre’s Scoop: Theater für Babys“ von Koleka Putuma, „A fun night out 8+“ von Jetse Batelaan, „Songs for no one“ von Nastaran Razawi Khorasani oder „Catarina und Von der Schönheit, Faschisten zu töten“ von Tiago Rodrigues – allein die kleine Auswahl für sich sprechender Titel steht für politisch provokantes Theater, kühne Interventionen im öffentlichen Raum, atemberaubende Performances selbst für jüngstes Publikum und so eindringliche wie poetische Inszenierungs-Hybride, die analoge und virtuell Welten verbinden.
Nie zuvor hat das wichtigste internationale Festival im deutschsprachigen Raum, das nun seit Ewigkeiten erstmals wieder in Rhein-Main ausgetragen wird, eine größere Bandbreite an multiperspektivischen, medien- und altersgruppen-übergreifenden Theaterformen in zwei benachbarten Stadt-Welten zusammengeführt.
Inkubationismus – Schwebezuständen und Heilung
In den Mittelpunkt ihres „Theater der Welten“ stellt Programmdirektorin Chiaki Soma den Begriff Inkubationismus und erklärt „[…] insbesondere während der COVID-19-Pandemie haben wir die Zerbrechlichkeit menschlicher Sozialsysteme erlebt und die Zukunft einmal mehr als große Ungewissheit erfahren. Doch können manche Zustände der Ungewissheit, des Aussetzens und der Schwebe auch bewusst angenommen und als generative Momente verstanden werden. Diese Haltung gegenüber Erfahrungen der Inkubation, des Wartens und des offenen Potenzials nenne ich Inkubationismus. […] Theater der Welt 2023 nutzt die imaginative und soziale Kraft der Kunst, um Räume der Reflexion, der Erholung und der Inspiration zu öffnen.“
Incubation Pod. Dreaming worlds – Traumwandeln und Nachdenken
Das Frankfurter Museum Angewandte Kunst – einer der zentralen Treffpunkte des Festivals –verwandelt sich temporär in den „Incubation Pod. Dreaming Worlds“. Mit interaktiven Installationen, virtuellen Realitäten, Performances, Workshops und Gesprächen und in Arbeiten der Tokioter Künstler*innen Aya Momose und Meiro Koizumi greift das Museum viele Aspekte des Inkubationismus auf innovative und in ihrer Kombination einzigartigen Weise auf und regt zum Nachdenken und Traumwandeln in den künstlerischen Welten an – in der Long Night im Incubation Pod (Samstag 8.7.) sogar bis ins Morgengrauen.
Young Worlds – Sichtbarkeit und viele Welten
Ein wichtiger Teil der diesjährigen Ausgabe des Theaterfestivals ist die Programmreihe „Young Worlds“, die jungen Zuschauer*innen Raum und Sichtbarkeit bietet. Viele der eingeladenen Theaterstücke und Performances erzählen von Vorstellungen und Blicken junger Menschen auf ihre unterschiedlichen Welten.
Talks and More – Künstler*innengespräche und Reflexionsräume
Die Reihe „Talks & More“ begleitet die Themen und Inhalte des Festivals durch Künstler*innengespräche mit Ho Tzu Nyen zu uralten japanischen Geistern, mit Apichatpong Weerasethakul & Saodat Ismailova zur performativen Politik des Träumens, mit Darren O’Donnell (Mammalian Diving Reflex) und Koleka Putuma zur Theaterarbeit für und mit jungen Menschen, „Young Worlds of Iran“ widmet sich künstlerischen Perspektiven zum Erwachsenwerden in Iran und in der iranischen Diaspora, um nur einige zu nennen.
LIGNA – Meet Me at the Bench
Entlang des Mainufers zwischen Offenbach und Frankfurt kann man vom 29.6. – 16.7. auf Bänken via App in „Meet Me at the Bench. Exercises in Taking a Break“ von LIGNA den Geschichten internationaler, im Exil lebenden Künstler*innen lauschen.
(dif/