Von Jan Gorbauch. Fotos Frank Meißner.
Wo die Liebe hinfällt… Als Oliver Dürr während des Studiums als Kellner im „Amadeus“ anheuerte, hätte er sich weder träumen lassen, dass er dort seine heutige Partnerin Marlen Grabitzke kennenlernen sollte, noch dass er mit ihr zusammen im Jahr 2016 das Restaurant und Bar übernehmen würde. Doch eine Verkettung einiger Zufälle sorgte dafür, dass Marlen zunächst vom Gast zur Kollegin und zur Lebensgefährtin wurde. Sie, die ausgebildete Hotelfachfrau, hatte immer schon von einem eigenen, kleinen Restaurant geträumt. Für Oliver, den Filmwissenschaftler und Kameramann, hingegen, war dies eigentlich kein To-Do im Lebensplan. Dann aber folgte der nächste Wink des Schicksals, denn im Herbst 2016 suchte der langjährige „Amadeus“-Wirt, der im Mai 2017 verstorbene Thomas Schott, einen Nachfolger.
Nicht lange nachgedacht – rein ins Abenteuer
Oliver und Marlen, die im „Amadeus“ nicht nur arbeiteten, sondern auch privat gerne zu Besuch waren und sich dort quasi zu Hause fühlten, dachten nicht lange nach und stürzten sich in das Abenteuer – sie übernahmen das Kommando. Die Gründe dafür muss man nicht lange suchen: Die Atmosphäre im Altbau vom Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts ist einzigartig, dafür sorgen allein schon die eine Einheit bildenden Gasträume und die Bar (daher der Name „2 Zimmer – Küche – Bar“), hohe Decken, tiefe Fenster, gedimmtes Licht und Kaminfeuer auf zwei großen Bildschirmen.
Es geht ausgesprochen gemütlich, sehr heimelig und familiär zu im „Amadeus“. „Wir haben viele Stammkunden und sind ein Treffpunkt für das Viertel“, erklärt Marlen stolz. Klar, denn die Lage am Wallufer Platz ist vor allem im Sommer, wenn man auf der Terrasse sitzen kann, besonders idyllisch – ein Kleinod mitten in der Stadt (sogar für Autofahrer, im nahen Parkhaus der Paulinenklinik lässt es sich gut parken). Viel verändern wollten Marlen und Oliver dann auch gar nicht, sondern vielmehr „ihr“ „Amadeus“ mit dem langjährigen und eingespielten Personal so weiterführen, wie es bekannt und erfolgreich war.
Bodenständig deutsch-mediterran
Ans Herz gewachsen war ihnen dabei auch die bewährte, „bunt gemischte Karte“, die bodenständige, deutsche Küche mit mediterranen Einflüssen bietet. Perfekt geeignet als Vorspeise oder einfach zum Bier sind die Tapas (Tipp: 6 davon kombiniert als „Amadeus-Teller“). Nur wenige davon sind typisch spanisch, die meisten eher „multikulturell“ und ausgefallen – zum Beispiel Schalotten in Portwein-Balsamico oder italienischer Bohnensalat. Ansonsten finden sich neben knackfrischen Salaten, Wiener Schnitzel, Steak, Fischsuppe und vegetarischem Curry auch lecker-fruchtige ‚Pasta Gambas’ und ‚Penne Serrano’ auf der Karte. Darüber hinaus lohnt insbesondere ein Blick auf die Tageskarte, auf der oft saisonale Gerichte stehen – momentan zum Winterausklang Hackbraten und Tafelspitz, bald dann frischer Spargel. Und gegen den Durst hat Marlen eine besondere Empfehlung: den Haus-Klassiker ‚Amadeus Rouge’ aus Rheingauer Riesling, Sekt und Aperol.
Amadeus 2 Zimmer – Küche – Bar, Rauenthaler Straße 24, 65197 Wiesbaden, Tel.: 0611/9881330, täglich ab 16 Uhr, warme Küche ab 17:30 Uhr
Rezept für Schalotten in Portwein-Balsamico (ca. 4 Portionen)
500g Schalotten schälen und in Olivenöl anbraten, 1 TL Zucker hinzufügen und karamellisieren lassen. Ablöschen mit 100 ml Portwein, 100 ml Rotwein und 100 ml Balsamico-Essig (also jeweils 1/3). Dann 2 Lorbeerblätter, 1 TL Thymian, 2 EL Wild-Preiselbeeren hinzufügen und 10 Minuten köcheln lassen. Mit Salz und Pfeffer abschmecken und abgekühlt zum Beispiel mit Baguette genießen.