Von Jan Gorbauch (www.dreifachfleisch.de). Fotos Frank Meißner.
„Es können keine Tische reserviert werden, nur Plätze.“ Etwas merkwürdig wirkt diese Aussage von Inhaber Frank Sprenger schon, wochentags um kurz vor Fünf, wenn der Frankfurter Hof in Nordenstadt eigentlich noch geschlossen hat. Denn altehrwürdige deutsche Gaststätten gibt es in den Wiesbadener Vororten einige und viele können sich sicher nicht unbedingt über zu viele Gäste beklagen. Wenn Sprenger und seine Frau dann aber die Tür aufschließen, wird schnell klar, dass hier einiges anders ist: Menschen strömen (!) im Gänsemarsch herein und füllen innerhalb weniger Minuten sämtliche Tische im gemütlichen Gastraum. Und das an einem verregneten Tag, der doch eigentlich kein typisches Wetter für einen Ausflug in den Wiesbadener Osten bietet und den schönen Biergarten arg nass erscheinen lässt.
Sprung in die Gegenwart
Allerdings ist es nicht (nur) die wortwörtliche Laufkundschaft, die Sprengers Haus füllt, vielmehr ist es ein gemischtes, angenehmes Publikum aus jung und alt, Stammgästen und Neugierigen, aus Wiesbadenern und extra Angereisten. Sie schätzen die Tradition des Hauses aus dem 19. Jahrhundert, das sich fast ebenso lang im Besitz der Familie Sprenger befindet und welches einige Anekdoten zu bieten hat: Angefangen vom Beginn als kleine Brauerei unter Mitwirkung des damals wahrscheinlich noch etwas unbekannteren Herrn Binding (genau, der!), über die Entwicklung zur Äbbelwoistubb bis hin zum heutigen Frankfurter Hof, der den Sprung in die Gegenwart geschafft hat, ohne den Charme der letzten Jahrhunderte zu verlieren.
„(H)essen kann so köstlich sein“, haben sich Wirt und Team folglich auf die Fahne geschrieben, und bekennen sich damit bewusst zur Bodenständigkeit der hessischen Hausmannskost. Äbbelwoi und Handkäse ziehen sich als Aushängeschilder konsequent durch die Speisekarte. Letzterer wird nicht bloß aus Folie gewickelt und mit „Musik“ angerichtet – sondern noch im Tontopf selbst hergestellt und zum Beispiel nebst einer Vielzahl an Dressings wie Sommersalsa oder Frühlingszwiebelmarinade serviert.
Weckewerk und Schneegstöber
Neben weiteren Klassikern wie Grüner Soße oder Kotelett, und fast vergessener hessischer Tradition wie Weckewerk oder angemachtem Camembert namens Schneegestöber, findet man aber auch spannende Kreationen wie vom Metzger extra hergestellte Handkäsebratwurst oder cremige Handkäserahmsuppe. Für eigentlich alles gilt: unbedingt probieren! Besonders sympathisch: man versucht nicht, mehr zu sein als man ist, sondern steht selbstbewusst zur Tradition und setzt dabei die landestypische Vielfalt konsequent und mit Liebe zum Detail um. In den USA würde es als „Soul Food“ bezeichnet, hier ist es das „köstliche (H)essen“. Wie man es aber dreht und wendet, man wird den Frankfurter Hof mehr als zufrieden verlassen. Die Fahrt nach Nordenstadt kann man getrost bei jedem Wetter aufnehmen.
Frankfurter Hof
Oberpfortstraße 2
65205 Wiesbaden-Nordenstadt
Telefon: 06122 – 2467
Öffnungszeiten: Dienstag bis Samstag ab 17.00 Uhr
http://www.frankfurterhof.com/
Repzept
Handkäserahmsuppe
Zutaten:
1 Haushaltszwiebel, gewürfelt
150g Butter
400g Handkäse
250ml Sahne
250g Creme Fraiche
1l Gemüsebrühe
Zubereitung:
Zwiebeln in Butter anbraten, Handkäse dazu, mit Weißwein ablöschen. Wenn der Käse schmilzt, Creme Fraiche, Sahne und Gemüsebrühe dazugeben, aufkochen und mit dem Zauberstab pürieren. Mit Pfeffer, Salz, Zucker und etwas Zitronensaft abschmecken und ggfs. andicken. Dazu passen Croutons.