Die Wiesbadener SPD schickt den 37-jährigen Unternehmer Sven Gerich ins Rennen bei der OB-Wahl 2013. Bei seiner Vorstellung am Donnerstag kündigte er an, Wiesbaden menschlicher machen zu wollen – und positionierte sich damit im klaren Kontrast zum derzeitigen OB Helmut Müller (CDU), der die Stadt seiner Meindung nach „technokratisch“ im Stile eines Konzernchefs regiere. „Wiesbaden kann mehr“ ist der vom Unterbezirksvorstand einstimmig gekürte OB-Kandidat überzeugt und kann seinerseits eine rasante Karriere in der Partei vorweisen, der er erst seit 2003 angehört: seit 2004 stellvertretender Vorsitzender SPD Biebrich, seit 2006 SPD-Stadtverordneter, 2008-2011 parlamentarischer Geschäftsführer SPD-Rathausfraktion, seit September 2011 Vorsitzender der SPD Rathausfraktion – und nun OB-Kandidat. „Das geht schon ganz schön schnell“, schien der SPD-Hoffnungsträger selbst erstaunt über seinen Weg.
„Mir fehlt die Idee des großen Wurfs in Wiesbaden“ war Gerich bei seinem ersten Auftritt als OB-Kandidat nicht um große Worte verlegen: „Vieles in dieser Stadt passiert sehr punktuell. Ich will Wiesbaden mehr als Ganzes betrachten“, sagte der Biebricher und betonte, wie wichtig ihm die „Leitplanken, die die Sozialdemokratie ausmachen“ seien: „Die Stadt ist zuallererst Gemeinwesen. Die Stadt ist kein Konzern“, stellte er einen neuen Führungsstil in Aussicht, mit dem er für „frischen Wind in der Stadt und auch in der Stadtverwaltung“ sorgen will und gab sich siegesgewiss: Der Satz „Wenn ich ab 2013 Oberbürgermeister dieser Stadt bin“ ging ihm so mühelos von den Lippen wie die Äußerung der festen Absicht: „Wir treten an, um zu gewinnen. Und zwar im ersten Anlauf.“
„Ich war ein typischer Stammtischpolitiker“
Heiße Tipps könnte Gerich in den nächsten Tagen von seinem Amtsvorgänger Achim Exner bekommen, der von 1985 bis 1997 der bislang letzte sozialdemokratische OB in Wiesbaden war. „Er kommt in zwei Tagen aus der Karibik zurück und ich freue mich darauf, einen ganzen Abend mit ihm zu verbringen.“ Exner sei es auch gewesen, der ihn 2003 zum Eintritt in die SPD bewegt habe, berichte Gerich: „Ich war damals ein typischer Stammtischpolitiker und nur am Meckern über die Politik und Politiker. Eines Abends ist Achim Exner nach meiner ganzen Meckerei in seiner unnachahmlichen Art der Kragen geplatzt und er hat gesagt: Wenn Du etwas verändern willst, dann mach doch mit.“ Wenige Wochen später sei er in die SPD eingetreten, der er schon immer nahegestanden habe.
Lebenspartner und Vater stehen zur Kandidatur
Damals konnte er freilich nicht ahnen, dass keine zehn Jahre später seine Partei ihn auf dem Chefsessel im Rathaus sehen möchte. Dem Ansinnen der Findungskommission habe er „nach einer relativ schlaflosen Nacht“ zugestimmt – und nach intensiver Beratung sowohl mit seinem Lebenspartner, mit dem er im Rheingauviertel lebt, und mit seinem Vater, mit dem er die 1882 gegründete und bis heute in Familienbesitz betriebene Gerich Druckerei führt. Dass mangels Nachfolge in der Familie mit dem Ruhestand seines Vaters und mit dem erhofften Sieg bei der OB-Wahl eine Ära des Wiesbadener Geschäftslebens enden könnte, nimmt der siegeszuversichtliche SPD-Kandidat in Kauf.
Nach dem einstimmigen Votum des Unterbezirksvorstands müssen nun noch die SPD-Mitglieder den Kandidaten absegnen. Die Nominierung soll nach zwei Regionalkonferenzen zur Vorstellung (22. Mai Bürgerhaus Delkenheim, 25. Mai Georg-Buch-Haus Wellritzstraße) beim Parteitag am 30. Mai im Kulturforum Schillerplatz erfolgen. Den Spagat, als Fraktionschef der Großen Koalition ab sofort den erneut antretenden Oberbürgermeister des Koalitionspartners als Konkurrenten zu behandeln, scheut Gerich nicht: „Ich sehe es nicht als meine Aufgabe an, von nun an täglich den OB zu diskreditieren.“ Er stehe auch zum Koalitionsvertrag, den er schließlich mit ausgehandelt habe.
(Text/Foto: Dirk Fellinghauer)
Klasse…ein sehr gute Wahl für Wiesbaden…Ich bin zwar Mainzer mit Leib und Seele aber es Interisiert mich auch was in Wiesbaden passiert.
Wir haben ja jetzt unseren Oberbürgermeister den wir wollten und ich würde mich für Wiesbaden freuen wenn der Oberbürgermeister in Wiesbaden bald Sven Gerich heist.
gez. Ein Mainzer