Von Jan Gorbauch. Fotos Frank Meißner.
Ein wenig unscheinbar liegt das „Hindukusch“ ganz vorne in der Nerostraße – dabei ist es aufgrund des einladenden und rege genuzten Bänkchens vor den großen Fassadenfenstern gar nicht zu verfehlen. Innen hat Kader Torkmani seinen Traum verwirklicht – den Traum vom eigenen Restaurant, von seiner eigenen kleinen Welt, „in der ich meine afghanische Musik hören und meine Ideen verwirklichen kann“. Das ist es auch, was den Charme des „Hindukusch“ ausmacht. Es sind die Details, die zählen.
Das beginnt bei der geschmackvollen Einrichtung mit gekonnten, orientalischen Akzenten und vor allem den eindrucksvollen Schwarz-Weiß-Fotografien an den Wänden, die teils idyllische Ansichten Afghanistans zeigen, auf der anderen Seite aber auch die kalte Realität eines von viel Leid gebeutelten Landes nicht verbergen. Diese Eindrücke sind Kader wichtig, weil all das auch ein Teil von ihm ist, ihn bewegt, obwohl er selbst dort „eigentlich nur Tourist“ ist. Nationalitäten sind ihm einerlei, für ihn kommt es nur auf den Mensch an.
Kader kocht nicht nach Rezept, sondern nach Gefühl
Im kleinen Restaurant herrscht dadurch eine herzliche, familiäre, gemütliche Atmosphäre, die vor allem am Wochenende ein spezielles Flair entwickelt. Mit viel Ruhe und Gelassenheit führt Kader seit neun Jahren das „Hindukusch“. Er selbst steht stets am Herd in der direkt an den Gastraum grenzenden, offenen Küche – „und wenn nicht, dann ist geschlossen“. Dabei zeigt er reges Interesse an seinen Gästen, schätzt und würdigt jeden einzelnen, kennt viele persönlich, ihre Geschichte und Geschichten und weiß selbst viel Interessantes zu erzählen. Das Kochen hat sich der gelernte Elektriker autodidaktisch beigebracht; „Essen ist das wichtigste für mich, und so kann ich nur zufrieden und glücklich sein, wenn meine Gäste gut essen und selbst zufrieden sind“. Grundsätzlich kocht er afghanische Küche – aber frei nach dem Motto „Orient meets Okzident“ nicht nach Rezept, sondern vielmehr nach Gefühl, nach eigenem Geschmack und nach Inspirationen, die er auf Reisen quer durch die Welt sammelt.
Die Fischsuppe am Freitag ist Kult
Die feste Karte mit nicht zu vielen, sehr gut ausgewählten Gerichten wird dabei von einer Tageskarte mit wechselnden Speisen abgerundet. „Die Fischsuppe am Freitag ist besonders beliebt“, erzählt Kader. Und untertreibt: Stammgäste bezeichnen sie bestätigend als Kult. Und nicht nur die Fischsuppe hat dieses Prädikat verdient, denn das Essen ist – ohne Übertreibung – wirklich fantastisch. So ist der pikante afghanische Vorspeisensalat mit Minze und Koriander eine leichte, frische Einleitung für den Hauptgang und gerade im Sommer ein tolles Gericht. Danach kann dann sowohl fleischig als auch vegetarisch gewählt werden, für jeden ist etwas dabei: die afghanischen Maultaschen gibt es zum Beispiel als „Ashaak“ mit Lauch und als „Mantu“ mit Hackfleisch. Das Lamm- oder Hähnchenkabab wird immer nur portionsweise und bei Bestellung gespießt und gegrillt, sehr gut abgeschmeckt und ist ebenfalls sehr zu empfehlen. Generell besticht Kaders Spiel mit Kräutern und auch Gewürzen wie Chili und rotem Pfeffer, so dass alle Gerichte eine spezielle Note bieten, individuell schmecken. Schwere Wahl also – die Lösung kann nur sein: wiederkommen und quer durchprobieren.
Hindukusch, Nerostraße 4-6, 65183 Wiesbaden, Di-Sa 11.30-15, 18-23, So 18-23 Uhr, 0611 1732981, www.hindukusch-wiesbaden.de
Rezept
Pikanter afghanischer Salat
Für dieses original afghanische Rezept werden klein gehackte rote Zwiebeln, Tomate, Gurke mit frischem, ebenfalls klein gehacktem Koriander und klein gehackter Minze vorsichtig gemischt. Den Salat dann mit Zitronensaft (kein Essig, kein Öl!) sowie entweder frischer Chili oder gemahlenem roten Pfeffer und einer kleinen Prise Salz abschmecken. Wichtig: der Salat muss frisch zubereitet werden und schmeckt am besten, wenn er schnell und direkt verzehrt wird.