Wie gut, dass an diesem Wochenende der Sommer zurückkehrt nach Wiesbaden. Es ist nämlich das Kurpark-Open-Air-Wochenende beim Rheingau Musik Festival. Drei ganz unterschiedliche und jeweils ganz großartige Konzerte finden heute und Samstabend sowie am Sonntagvormittag in der Konzertmuschel hinter dem Kurhaus statt: Flameno-Gitarrengott Tomatito, die Soulgrößen Roachford und Myles Sanko und Jazzlady Dianne Reeves geben sich die Ehre. Gute Nachricht für Kurzentschlossene: Für alle drei Konzerte gibt es noch Karten vor Ort.
Tomatito, heute 19 Uhr
Eine sinnliche Sogkraft geht aus von den Klängen, die Tomatito aus seiner Gitarre zaubert: Es sind die feurigen Rhythmen des Flamenco, gepaart mit einer schwindelerregenden Virtuosität. Als José Fernández Torrez in eine Gitarristenfamilie geboren, sog Tomatito diese Musik und die brillante Technik gleichsam mit der Muttermilch auf. Später sollte er selbst Flamenco-Geschichte schreiben – zunächst an der Seite des legendären Flamencosängers Camarón de la Isla, der in dem damals erst 15-Jährigen einen hochbegabten musikalischen Partner fand. Heute wird der Name »Tomatito« längst in einem Atemzug mit Paco de Lucia oder Al di Meola genannt und längst ist er als Solist ebenso gefeiert wie als Begleiter von George Benson, Frank Sinatra oder Elton John. Doch bleibt er seiner Sprache immer treu, spielt seine »guitarra gitana« kraftvoll, energetisch, elektrisierend. Mit dem Album »Soy Flamenco« schenkt Tomatito der Welt eine weitere Kostprobe seiner unbändigen Spielfreude – und verdiente sich damit ganz nebenbei seinen fünften Latin Grammy. Heute wird Tomatito sein Bühnenfeuerwerk mit den Gitarristen-Kollegen José Israel Fernandez und El Cristi, den Sängerinnen Mari Angeles Fernandez und Kiki Cortinas sowie Pirana (Percussion) und dem Flamenco-Tänzer David Paniagua abbrennen. Olé!
Soulnight mit Roachford & Band und Myles Sanko & Band, Samstag, 1. August, 19 Uhr
Zwei der angesagtesten Soulsänger, die derzeit auf unserer Erde wandeln, geben sich die Ehre und laden zu einer heißen Soulnight in den Kurpark Wiesbaden: Der eine, Myles Sanko, stammt aus einer ghanaisch-französischen Familie und lebt in Cambridge – von dort erobert der 34-jährige, der vor seiner Musikerkarriere leidenschaftlicher Koch war, nun die europäische Soulszene. Als Vorgruppe von Gregory Porter tourte er durch die großen Hallen und mit seinem ersten Longplayer Forever Dreaming zeigt er nicht nur, wieviel Soul in seiner Stimme steckt und wieviel Funk seine phänomenale Band zu bieten hat, sondern liefert zugleich ein überaus erfolgreiches Beispiel für moderne Fan-Kommunikation: Denn die Auswahl der Songs für das Album traf kein Produzent, sondern die »Internet-Crowd« per Online-Voting! Der andere, Andrew Roachford, ist ebenfalls in Großbritannien beheimatet, spielt aber schon etwas länger in der oberen Liga der Soulgrößen und scheut sich keineswegs vor kreativen Ausflügen in die Rock- und Popwelt. Let it soul!
Landes Jugend Jazz Orchester Hessen featuring Dianne Reeves, Sonntag, 2. August, 11 Uhr.
»Grundsätzlich ist das Leben wunderschön«, findet Dianne Reeves »und ich wollte das feiern, was zu oft übersehen wird.« »Beautiful Life« nennt die Jazz-Diva dementsprechend auch ihr neustes Album, das sich nicht nur als Feier des Lebens, sondern auch als Feier der Musik und Stile versteht – kurz gesagt: die Kunst der Reeves in Reinform. Beim Rheingau Musik Festival bekommt die amerikanische Grande Dame jugendliche Verstärkung vom LJJO Hessen. Vor der weichen Soundfläche dieser erstaunlich flexiblen und einfühlsamen Big Band kann sie die reichen Facetten ihrer Stimme voll entfalten und vor großem Publikum ihre Qualitäten als »Geschichtenerzählerin« ausleben. Man muss schon ein unverbesserlicher Pessimist sein, um dabei nicht zu spüren, wie schön das Leben sein kann.
(Rest-)Karten gibt es bei allen drei Konzerten eine Stunde vor Beginn an der Tages- bzw. Abendkasse.