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Rheingau: Weihnachtsmarkt mit Visionen

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Von Hendrik Jung. Fotos Kai Pelka

Wenn Tradition eine Zukunft haben soll, muss sie mit der Zeit gehen. Der Familienbetrieb, der in Rüdesheim zum 20. Mal das ultimative weihnachtliche Großereignis organisiert, hat das erkannt. Und setzt nun auf die nächste Generation. Mission: Brauchtum und Moderne vereinen.

Als Kinder hatten Eric und Ruben Rehwald einen einzigartigen Spielplatz: Den familieneigenen Weihnachtsmarkt. Mittlerweile packen die beiden Brüder kräftig mit an, wenn es gilt, den privatwirtschaftlich organisierten „Weihnachtsmarkt der Nationen“ aufzubauen, der allein im letzten Jahr über 350000 Besucher nach Rüdesheim lockte. Wochenlang sind sieben Helfer damit beschäftigt ,126 Stände aufzubauen, vier Kilometer Lichterketten durch die Altstadt zu ziehen und unzählige Dekorationsartikel auf etwa einem halben Quadratkilometer Fläche zu verteilen. Das Geschäft haben die beiden jungen Männer von der Pike auf gelernt.

„Schon als Zehnjährige sind wir als kleine Nikoläuse über den Weihnachtsmarkt spaziert, um die Japaner zu begeistern“, blickt Eric Rehwald zurück. Später habe man beim Krippenspiel geholfen, das nach wie vor jeden Sonntag ab 17 Uhr auf dem Marktplatz stattfindet. Anfangs als kleine Hirten, später als Engel und heute bereits aushilfsweise auch mal in der Rolle des Josef. In erster Linie aber bei der Bedienung der Bühnentechnik. Mehr und mehr ist der einstige Spielplatz so zum Ausbildungsplatz geworden. „Ich habe gelernt vor Publikum zu reden und bin selbstbewusster geworden“, berichtet Ruben, was er der Kindheit auf dem Weihnachtsmarkt zu verdanken hat. Derzeit macht der 19-jährige sein Fachabitur in Wirtschaft und Verwaltung. Nach einer geplanten Ausbildung zum Industriekaufmann will er dann richtig beim Weihnachtsmarkt einsteigen.

„Ich habe meine Organisationsfähigkeit ausgebaut und vor allem handwerklich viel dazu gelernt. Zum Beispiel nach dem Brand im Jahr 2011, als wir viele Hütten neu bauen mussten“, beschreibt Eric die Lerneffekte, von denen er am meisten profitiert hat. Der 21-jährige studiert an der Hochschule RheinMain in Wiesbaden im Studiengang Insurance and Finance. Nebenbei betreibt er auf dem Weihnachtsmarkt mit einen eigenen Stand. Das „Schoppestübche“ hat sich zu einem Anziehungspunkt für die Gäste der nächsten Generation entwickelt: „Viele Gastronomen und Hoteliers aus meiner Generation treffen sich hier. Und die jungen Damen, die am Stand arbeiten, bringen ihre Freunde aus dem Handballverein mit.“ Als er im vergangenen Jahr über Facebook zum Reste trinken eingeladen habe, seien 200 Gäste gekommen.

 

W-Lan auf dem Markt, das wär´s

Seit drei Jahren ist der Weihnachtsmarkt der Nationen jetzt in dem sozialen Netzwerk vertreten und wird dort nun aktuell von 1.049 Menschen gemocht. In erster Linie soll die Großveranstaltung auch in Zukunft ein Fest für Familien bleiben. Dennoch gibt es Ideen, wie man den Markt weiter entwickeln könnte. Letztes Jahr hat sich Eric dafür eigens auf Veranstaltungen wie dem Oktoberfest in München oder dem Canstatter Wasen, aber auch den Spring Breaks in Cancun oder Miami umgesehen. „In Miami ist das W-Lan-Netzwerk komplett von der Stadt gestellt worden. Für den Weihnachtsmarkt ist das zwar so nicht realisierbar, da bräuchten wir einen Partner, aber das wäre hilfreich für alle“, gibt der 21-jährige ein Beispiel für die Inspirationen, die er sich auf der Reise geholt hat. Er würde sich auch eine Hütte wünschen, in der für die Kinder ein Märchen dargestellt wird. Außerdem den Aufbau einer Eisbahn. Dafür fehlt bislang ein geeigneter Standort. Eine Vision, die er in Zukunft gerne umsetzen würde, ist ein paralleler Mittelaltermarkt rund um die Brömserburg.

Auf jeden Fall hätte er gerne noch mehr Handwerker unter den Hüttenbetreibern. Neben klassischen Berufen wie Glasbläsern oder Holzschnitzern soll dazu auch neues Handwerk gehören. Etwa junge Designer, die neue Produktideen präsentieren. Ganz behutsam soll die Veranstaltung so auf der Höhe der Zeit gehalten und gleichzeitig traditionelles Brauchtum gepflegt werden.

Der „Weihnachtsmarkt der Nationen“ findet vom 28. November bis zum 22. Dezember in der Altstadt von Rüdesheim statt. Die Stände sind sonntags bis donnerstags zwischen 11 und 20 Uhr, freitags und samstags von 11 bis 21 Uhr geöffnet.  Zu den teilnehmenden Nationen gehören in diesem Jahr: Australien, China, Finnland, Indonesien, Japan, Litauen, Mongolei, Peru, Thailand, Ukraine und USA.  Besondere „Glanzlichter“ sind: Der Besuch des Nikolaus (6.12., 10 Uhr), der von der schwedischen Tradition inspirierte Luzienabend (12.12.) sowie die traditionelle Feier der Thomasnacht (20.12.). www.weihnachtsmarkt-der-nationen.de