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Roboter und Rollstühle wagen den Tanz beim internationalen Grenzenlos Kultur-Festival

Theater RambaZamba (D): Philoktet

„Gesellschaftsspiele“ ist der Titel des diesjährigen Festivals „Grenzenlos Kultur“ vom 11. bis 27. September im Mainzer KUZ – und im Hallenbad Mombach. Was macht eine Gesellschaft aus? Die Summe ihrer Teile? Ihre Spielregeln? Ihre prägenden Charaktere? Man muss nicht unbedingt zum Schiller-Wort greifen, wonach der Mensch nur da ganz Mensch ist, wo er spielt, um zu begreifen, dass das (Theater-)Spiel immer schon eine ernstzunehmende Übung für mögliche und reale Welten war. Auch die eingeladenen Produktionen bei der 16. Ausgabe des internationalen Theaterfestivals fragen danach, was der Mensch ist, wie er lebt und was man wohl verbessern könnte.

An das diesjährige Motto des Kultursommers Rheinland-Pfalz „Mit allen Sinnen“ dockt das dienstälteste inklusive Theaterfestival im deutschsprachigen Raum selbstbewusst mit einer Fülle von Theaterformen an, die lässig Sprache, Musik, Tanz und Figuren umarmen, Genregrenzen verschwimmen lassen und die Lust an Spiel und Performance feiern. Eine theaterpädagogische Tagung und das „Blog zum Festival“ ergänzen das Programm.

Zum Auftakt zeigt das Berliner RambaZamba Theater am Donnerstag, 11. September, um 20 Uhr „Philoktet (nach Sophokles)“. Gemeinsam mit Schauspielgästen unterlaufen die RambaZambas in ihrer neuesten Arbeit tradierte Rollenmuster von „normal“ und „behindert“, fragen nach der Nützlichkeit des Einzelnen für die Gesellschaft, machen dabei aus Sophokles’ Stück einen modernen Politkrimi und blicken in einem Vorspiel über die Taten des Herakles heiter ironisch zurück auf eine Zeit, in der Superhelden noch gewürdigt wurden.

CreatingTheSpectacle_SueAustin_FotoNormanLomax

Spektakulär wird es am 12. und 13. September um 21.30 Uhr in der Grenzenlos-Außenspielstätte Hallenbad Mombach mit einem Roboter-Orchester-Konzert auf der Wasseroberfläche und einer anschließenden Unterwasser-Rollstuhl-Performance. Der bildende Künstler Karl Heinz Jeron aus Berlin hat ein Orchester aus selbst entwickelten kleinen Robotern gegründet, das Händels „Alla Hornpipe“ mit elektronischem Fiepsen frisches Leben einhaucht. Ein Teil der Roboter improvisiert dabei, soweit es Händels Komposition erlaubt, auf der Grundlage von Leonhard Eulers Musiktheorie von 1739 (mathematische Methoden zur Konsonanz/Dissonanz-Problematik). Nach einer Reihe erfolgreicher Aufführungen auf Schiffen hat das Roboterorchester eigens für Mainz schwimmen gelernt und wird seine Musik nun direkt auf der Wasseroberfläche spielen. Die anschließende Aufführung lädt zum Abtauchen. Der Unterwasser-Rollstuhl mit Propellerantrieb, den sich die britische Performancekünstlerin Sue Austin hat konstruieren lassen, verändert auf radikale Weise die Wahrnehmung, die wir von einem Rollstuhl haben, genauso wie unsere Vorstellungen, die wir gemeinhin mit einem Tanz-Solo verbinden.

Publikum in Tauchausrüstung

Wenn sie sich in ihm sitzend ins Wasser kippen lässt, bleibt einem als Zuschauer zunächst kurz das Herz stehen – und alle Kategorien geraten durcheinander… 20 Zuschauer/innen je Abend bietet Grenzenlos Kultur in Zusammenarbeit mit der Tauchschule Roger Divers die Gelegenheit, sich Sue Austins Performance unter Wasser mit Tauchausrüstung anzusehen.  Alle anderen Zuschauer/innen sehen das, was sich während der Performance unter Wasser abspielt, auf Stühlen am Beckenrand sitzend, live von einer Unterwasserkamera übertragen.

Infos und Anmeldung zu diesem Ereignis und alle weiteren Infos zum Festival unter www.grenzenloskultur.de 

sensor Magazin Mainz verlost je 2×2 Tickets für den 25. und 26. September unter losi@sensor-magazin.de, Betreff: Dota oder Clausen

(dif / Fotos Norman Lomax/ Jonas Ludwig Walter)